Christian Kahl gehört zum Berliner Kollektiv "fernab". Seit fünf Jahren legt er in verschiedenen Clubs in Deutschland, aber auch in den Niederlanden oder Frankreich auf. Seit eineinhalb Jahren begleitet ihn der Klavierspieler Tronje Kaemena bei seinen Auftritten. Natürlich ist jede Party anders, doch auch, wenn es nicht immer die gleichen Gäste sind: Manche Sprüche hört Christian wieder und wieder. Welche das sind, verrät er hier – mitsamt den Gedanken, die er hat, wenn er sie hört.

Kannst du auch mal Black Music spielen?

"Für viele DJs ist es ja bereits ein No-Go, wenn jemand kommt und sich ein Lied wünscht. Ich finde das okay. Aber wenn dann jemand einen Wunsch hat, der fernab von allem liegt, was grad für Musik kommt... Das finde ich irgendwie unsensibel."

Aber wenn du das spielst, werden ALLE tanzen!

"Das bezweifle ich, denn es hat sich nur eine einzige Person, diesen R'n'B-Hit gewünscht. Ist für mich also kein Argument, deinen Song in die Playlist aufzunehmen."

Was spielst du als nächstes?

"Es gibt diese Partygäste, die stellen sich neben mein Pult und bleiben da stehen. Konstant. Die wollen total gern Kontakt aufbauen. Ich arbeite aber gerade – ich will mir selber Gedanken machen, was denn jetzt als nächstes passt. Und dann lenkt das leider ganz schön ab, wenn ich so gedrängt werde."

Wann spielt denn der nächste DJ?

"Diese Frage hat ein immanentes Timing: Sie wird immer zehn Minuten gestellt, nachdem ich angefangen habe. Ich bin da inzwischen sehr entspannt und sage einfach, bis wann ich auflege. Aber eigentlich ist das ja ein ganz schöner Diss."

Ach übrigens, im Backstage gibt's kein Bier mehr.

"Auch schön. Da kommt irgendein Typ daher, den ich nie gesehen habe und also nicht kenne und erklärt mir, dass er mein Bier aus dem Backstage weggetrunken hat? Voll random."

Was hast du denn noch so an Musik dabei?

"Mehrere tauend Songs. Ich kann wirklich unterschiedliche Stile auflegen. Diese Frage ist also eigentlich eine Büchse der Pandora, wäre sie nicht gleichzeitig eine der dümmsten Fragen, die ich so gestellt kriege. Soll ich alles alphabetisch aufzählen?"

Mein Akku ist gleich alle, kann ich bei dir mein Handy aufladen?

"Das passiert in den letzten Jahren immer häufiger. Vor allem: So Handys machen ja auch Störgeräusche. Und ich hab wirklich anderes zu tun, als fremde Smartphones aufzuladen."

Kann ich meine Jacke hier ablegen?

"Zu Sturm und Drang Zeiten kriege ich gefühlt alle zehn Minuten eine Jacke in die Hand gedrückt. Ich bin der DJ! Ich mache die Musik. Es gibt eine Garderobe. Und wer den Euro dafür nicht bezahlen will, der versteckt die Jacke eben irgendwo. Ist mir eigentlich völlig egal, nur belästigt werden möchte ich damit bitte nicht."

Kannst du nicht mal was gutes spielen – sowas zum Tanzen?

"Gute Idee – danke! Das mache ich. Also, dachte ich."

Wie, du hast den Song nicht? Such mal bei Youtube!

"Bei der Frage merke ich immer, wie die Menschen überhaupt nicht wissen, was ich da so mache. Muss auch niemand wissen, aber dennoch: Ich habe wirklich keine Zeit, zwischendurch ein Video rauszusuchen, zu checken, ob es die richtige Qualität hat und das dann abzufeiern. Youtube passt sicher gut auf der WG-Sause, aber im Club geht das leider nicht."

In diesem Sinne: Party on!



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