Die Idee eines mehr als nur wirtschaftlich verbundenen Europas war in Großbritannien nie beliebt. Seit den Verträgen von Maastricht 1992 gab es immer wieder krasse Kritik. Und kein anderes EU-Land hat so viele Extrawürste verlangt und bekommen wie die Briten. Trotzdem werden Stimmen, die den Ausstieg des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union fordern, immer lauter.

Premierminister David Cameron hat nun für den 23. Juni eine Volksabstimmung angesetzt. Dabei soll entschieden werden, ob Großbritannien in der EU bleibt oder sie verlässt – kurz: Brexit.

Ein Grund dafür ist der zunehmende Druck der britischen EU-Skeptiker, auf die und innerhalb der konservativen Regierungspartei. Diese Skepsis wächst aktuell unter anderem durch die Flüchtlingskrise und dem allgemein um sich greifenden Nationalismus in Europa.

Aber wenn man mal genauer hinschaut, entdeckt man: Großbritannien mag zwar formal zur EU gehören, hat aber schon immer sein eigenes Ding gemacht.

Hier sind 7 Beweise, dass die Briten eigentlich nie wirklich in der EU waren:

1. Insel-Lage

Das Vereinigte Königreich liegt auf mehreren Inseln. Diese geografische Isolation führte offenbar zu einer gewissen Eigensinnigkeit. Und immer wieder wurde Großbritannien von Eroberern heimgesucht: Normannen, Angelsachsen, Wikinger – sie kamen alle nicht in Frieden. Das verleitet zu exzessivem Burgenbau und macht auf Dauer recht verschlossen.

2. Passkontrollen

Während wir von Kopenhagen nach Kreta jetten können, ohne je unseren Pass aus dem Koffer kramen zu müssen – weil wir ja nun mal in der EU und damit seit 1985 Teil des Schengen-Raums sind – müssen wir beim London-Besuch unseren Pass vorzeigen. Bei der Ein- und Ausreise. Bitch, please.

3. Eigene Währung

Während wir uns alle nach und nach mit dem Euro anfreundeten, hielten die Briten an ihrem Pfund Sterling fest. Damit sind sie nicht an die Entscheidungen der Europäischen Zentralbank gebunden. Für uns bedeutet das jedoch: Wer nach Großbritannien reist und dort nicht nur mit Kreditkarte bezahlen will, muss Geld umtauschen. Wie im Mittelalter!

4. Linksverkehr

Und wenn man dann im Vereinigten Königreich ist, ist das Autofahren einfach saukompliziert.

5. Andere Steckdosen

Gurken und Bananen sind überall in Europa gut genormt und in exakte Handelsklassen eingeteilt, aber bei Steckdosen müssen die Briten natürlich wieder was anders machen. Der Stecker BS 1363 hat irgendwas mit kupfersparender Hausverkabelung zu tun und ist in England, Irland und Schottland Standard.

6. Tee

Wir trinken gern Kaffee, egal ob als Latte Macchiato, Espresso, Filterkaffee, Cortado oder Capuccino. Die Briten hingegen bevorzugen seit dem 17. Jahrhundert ihren Tee und fetzen sich wegen der Frage, ob zuerst die Milch oder der Tee ins Porzellantässchen gegossen werden. Pffft!

7. Monarchie

Von den 28 EU-Mitgliedsstaaten haben acht eine Monarchie. Doch nur in Großbritannien ist die Königin verfassungsgemäßes Staats- und zugleich Kirchenoberhaupt –Heinrich VIII. und Anne Boleyn sei Dank. Die Briten halten seit 70 Jahren mit einer unerschütterlichen Königstreue und Begeisterung zu ihrer Queen, die schon fast an Sturheit grenzt.

Aber was wäre, wenn...? Die Brexit-Folgen:

  • Ein Brexit wäre auch der Austritt aus dem europäischen Binnenmarkt, das wiederum kann Zölle für die Briten bedeuten. Und ist deshalb heikel, weil sie viel mehr importieren als exportieren. Hauptsächlich von anderen EU-Ländern.
  • Außerdem müssten alle Handelsabkommen neu verhandelt werden und das dauert. Die zwischenzeitlich herrschende Unsicherheit könnte dazu führen, dass Firmen mitsamt Kapital woanders hingehen.
  • Auch die britische Finanzbranche, die sehr international ausgerichtet ist, könnte in Schwierigkeiten geraten. Und die gesamte britische Wirtschaftsleistung könnte sinken, Hunderttausende Jobs wären in Gefahr.
  • Politisch wäre der Brexit zudem ein echt schlechtes Signal für die Europäische Idee und könnte Nachahmer inspirieren. In Frankreich denkt die rechtskonservative Politikerin Marine LePen schon laut über einen "Frexit" nach.
  • Außerdem könnte Schottland, das Europa ziemlich gut findet, sich zu einem neuen Unabhängigkeitsreferendum entscheiden und aus Großbritannien per Abspaltung Kleinbritannien machen.

Doch mal ehrlich: Ungeachtet all dieser EU-Extrawürstchen und wirtschaftspolitischer Komplikationen würden wir die Briten in der EU nach über 40 Jahren ganz einfach schmerzlich vermissen.

Porridge und Scones, Bond, Rolling Stones, Robbie Williams und Weingummi – bleibt bei uns!