Der Osten wird zum Einwanderungsland. Erstmals seit der Wende wachsen die Städte dort wieder. Ostdeutsche Rückkehrer und Menschen aus dem Ausland entdecken die neuen Bundesländer, die lange im Schatten des Westens standen. Das belegt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Berlin-Instituts.

Demnach sank die Zahl der Wegzieher seit der Jahrtausendwende – von 720.000 Menschen im Jahr 2000 auf 580.000 Menschen in 2013. Es ziehen aber nicht nur weniger Menschen weg, es kommen auch mehr. 2012 zogen erstmals mehr Leute in die neuen Bundesländer als sie verließen. Dieser Positivtrend ist bis heute stabil. 

Uni-Städte sind am beliebtesten

Doch nicht alle Regionen im Osten profitieren vom Trend: der Zuzug konzentriert sich gerade mal auf 15 Prozent aller ostdeutschen Städte. Darunter vor allem Großstädte wie Dresden, Leipzig, Jena, Erfurt, Magdeburg, Potsdam und Rostock. Mit Investitionen in moderne Universitäten, Technologien und den Arbeitsmarkt sind die Städte für alle Altersschichten zum attraktiven Lebensraum geworden. 

Vor allem die 18 bis 24-Jährigen zieht es in ostdeutsche Uni-Städte. Ihre Hochschulen genießen einen guten Ruf, die Mieten und Lebenshaltungskosten sind vergleichsweise günstig. Doch allein die Uni reicht nicht als Bleibegrund. Zukünftig müssen die Kommunen vermehrt in den Arbeitsmarkt investieren, damit die Zugezogenen bleiben.

Das Land stirbt weiter

Ländliche Gegenden bleiben hingegen weiterhin Verlierer des demografischen Wandels. Wie die Studie zeigt, zogen Familien unmittelbar nach der Wende vermehrt ins Umland, jetzt sind Städte wieder beliebt. Und dabei gilt: Je größer, desto attraktiver.

Nachdem die Innenstädte zu DDR-Zeiten lange verfielen, restaurieren die Kommunen nun schon seit einigen Jahren Fußgängerzonen, Einkaufspassagen, historische Gebäude. Das zieht nicht nur die Jungen gen Osten. Auch die Älteren ziehen eine zentrale Wohnlage in mittelgroßen bis großen Städten vor, denn der öffentliche Verkehr und die medizinische Versorgung auf dem Land dünnen immer weiter aus. Ländliche Gegenden sterben.

Die Wende seit der Wende

In der Nachwendezeit haben insgesamt 1,8 Millionen den Osten auf der Suche nach Arbeit verlassen. Allein in den zwei Jahren direkt nach dem Mauerfall zogen 400.000 Menschen fort. Unter ihnen vor allem junge, qualifizierte Menschen zwischen 18 und 30 Jahren. Manche Städte verloren sogar bis zu 40 Prozent ihrer Einwohner. 

Nun erlebt der Osten eine neue Blüte. Die Jungen kommen wieder zurück oder gehen gar nicht erst. Die positive Entwickling zeigt sich auch in der gestiegenen Geburtenrate. Mittlerweile liegt sie bei durchschnittlich 1,5 Kindern pro Ostdeutsche. In den 90ern lag der Schnitt bei 0,8. Damit dürfte im Jahr 2030 jeder dritte Ostdeutsche über 65 Jahre alt sein – momentan ist es noch jeder Vierte. Gute Aussichten also!