Schon Batmans Erzfeind Joker wusste: "Nimm einen kleinen Schuss Anarchie, bring die althergebrachte Ordnung aus dem Gleichgewicht und was entsteht? – Chaos!" Trump ist der Polit-Joker der USA. Denn was auch immer er tut, er hinterlässt ein gewisses Chaos. Manchmal reicht schon ein einzelner Tweet, um Stress- oder Angstgefühle, Wut oder Hilflosigkeit auszulösen.

Sein folgenschwerer Chaosschweif hat nun auch die Arbeitsplätze US-amerikanischer Vollzeitangestellter erreicht. Die haben bei all der Übertrumpung große Schwierigkeiten, sich bei der Arbeit zu konzentrieren. Das ist das Ergebnis einer Studie der Softwarefirma BetterWorks. Die Online-Umfrage unter 500 Vollzeitarbeitenden ergab, dass 87 Prozent von ihnen politische News auf sozialen Medien während der Arbeit konsumieren und bei fast 50 Prozent ein Gespräch über Politik in einen Streit ausartet. 29 Prozent geben an, dass sie seit dem Wahlausgang weniger produktiv sind.

Ähnliche Umfragen zeigen, dass die Spannungen und die Ablenkung durch politische Diskussionen seit geraumer Zeit zunehmen. In einer Umfrage der American Psychological Association vom September vergangenen Jahres gaben zehn Prozent der Befragten an, durch politische Spannungen innerhalb der Büros von der Arbeit abgehalten zu werden – mehr als schon bei früheren Wahlzyklen.

Dass Wahlen negative Auswirkungen auf die Arbeitsmoral von Angestellten haben können, ist nichts Neues. Neu ist, dass sich die vergangenen Wahlen und vor allem der Wahlausgang ganz besonders negativ auswirken. Laut BetterWorks sei Trumps Sieg und die damit einhergehenden Spannungen am Arbeitsplatz zu einer wahren Herausforderung für Personalabteilungen geworden.

Firmen begegnen dem auf unterschiedliche Arten: Während manche Arbeitgeber*innen Einsatzbesprechungen über den geeigneten Umgang mit dem Wahlergebnis im Büro halten, schreiben andere eine Rundmail an die ganze Belegschaft mit der Bitte um Respekt unter den Kolleg*innen. Das Problem ist: Bei der aktuellen politischen Lage und Trumps Chaostendenz wären ständig Einsatzbesprechungen notwendig, erklärt BetterWorks.

Kris Duggan, Geschäftsführer von BetterWorks, habe selbst miterlebt, wie sich die Stimmung in seinem Unternehmen seit der Wahl verändert: "Menschen verbringen Zeit auf Facebook, schauen sich Katzenfotos an, nehmen sich eine Auszeit, und das ist auch okay. Aber durch die vielen politischen Inhalte begannen sich die Leute vermehrt zu ärgern, sie wurden streitlustig und unaufmerksam." Aus diesem Grund hatte Duggan auch die Idee, die Studie in Auftrag zu geben.

Eine geeignete Lösung für diese Dynamik habe er nicht, in diesem Ausmaß sei sie schließlich noch nie dagewesen. Facebook zu verbieten oder gar das Internet abzudrehen, komme nicht infrage. Es gilt, einen Spagat zu schaffen zwischen freier Meinungsäußerung am Arbeitsplatz und mehr oder weniger strengen Regeln. "Es ist definitiv ein Thema, über das Arbeitgeber gerade nachdenken sollten." Denn wie es zurzeit aussieht, wird US-amerikanische Politik in nächster Zeit nicht weniger ereignisreich werden.