Sucht man bei Google nach dem Wort "Billy" führen die ersten drei Ergebnisse gleich zu Ikeas Website. Billy steht bei dem schwedischen Möbelriesen für das klassische Regalsystem aus Spanplatten und ist wohl Ikeas bekanntestes Produkt. Der Schrank hat eine eigene Wikipediaseite, möbelunabhängige Vornamen wie Billy Joel oder Billy Graham mussten zumindest auf Google Platz für das Regal machen.

Billy wurde im Jahr 1979 entwickelt und viele Millionen Mal verkauft. Trotzdem wissen wohl nur wenige, dass es nach Ikeas ehemaligen PR-Manager Billy Likjedhal benannt ist, der sich ein "richtiges Bücherregal nur für Bücher" wünschte.

Schon seit der Gründung gibt Ikea seinen Produkten Namen. Und zwar welche, die für Nicht-Schwed*innen teils recht lustig klingen. Der Firmengründer Ingvar Kamprad kam angeblich selbst auf diese Idee, da er Legastheniker war und nicht mit den Produktcodes zurechtkam. Seither stellen wir bei einem Besuch im schwedischen Möbelhaus Fragen wie "Entschuldigen Sie bitte, wo finde ich denn einen Jättebra?" oder "Haben Sie das Åtråvärd auch in kleiner?"

Die Namen der rund 12.000 Artikel haben eine Bedeutung. So steht Åtråvärd für ein Bierglas und heißt "begehrenswert". Jättebra ist ein Übertopf und heißt "sehr gut". Diese Auswahl geschieht allerdings nicht willkürlich, sondern folgt einer strengen internen Logik. Vergangene Woche erklärte der Ikea Designer Jon Karlsson auf einem Produkt-Showcase in New York was hinter den Namen steckt:

Ikea beschäftigt ein ganzes Team, das sich ausschließlich um die Namensgebung kümmert und dafür aus einer Datenbank aus schwedischen Wörtern auswählt. Bücherregale sind nach Berufen (Expedit heißt "Verkäufer") oder Vornamen von Jungen benannt. Gartenmöbel heißen wie skandinavische Inseln (Äpplarö, Västerön), Teppiche kriegen die Namen von Städten in Dänemark und Schweden (Ådum, Silkeborg), und Laken, Decken und Kissenüberzüge werden nach Blumen oder Pflanzen benannt (Häxört heißt Hexenkraut). Die Datenbank wird regelmäßig auf Wörter kontrolliert, die in anderen Sprachen eine beleidigende Bedeutung haben könnten, nicht immer erfolgreich. In Ausnahmen dürfen die Designer ihren Kreationen auch eigene Namen geben, doch typischerweiser bleibt die Logik der Namensgebung erhalten.

Ikea selbst ist übrigens ein Akronym für den Namen seines Gründers (Ingvar Kamprad), seinen elterlichen Bauernhof (Elmtaryd) und das Dorf, in dem der Hof lag (Agunnaryd).

Die Produktnamen sind in allen 389 Filialen weltweit gleich. Im Ikea-Wörterbuch findet man eine Sammlung aller Namen.

  • Badezimmer-Artikel: schwedische Seen und andere Gewässer
  • Bettzeug: Blumen und Pflanzen
  • Betten, Garderoben, Vorzimmermöbel: norwegische Orte
  • Bücherregale: Berufe, skandinavische Jungennamen
  • Schüsseln, Vasen, Kerzen, Kerzenhalter: schwedische Orte, Adjektive, Gewürze, Kräuter, Früchte, Beeren
  • Boxen, Wanddekoration, Bilder, Bilderrahmen, Uhren: schwedischer Slang, schwedische Ortsnamen
  • Kinderprodukte: Säugetiere, Vögel, Adjektive
  • Schreibtische, Stühle, Drehstühle: skandinavische Jungennamen
  • Stoffe, Vorhänge: skandinavische Mädchennamen
  • Gartenmöbel: skandinavische Inseln
  • Küchenutensilien: Fische, Pilze, Adjektive
  • Beleuchtung: Messeinheiten, Jahreszeiten, Monate, Tage, Begriffe aus der Seefahrt, schwedische Ortsnamen
  • Teppiche: dänische Ortsnamen
  • Sofas, Sessel, Esstische: schwedische Ortsnamen