Wie bringt man jemanden dazu, mehr Gemüse zu essen? Laut Wissenschaftler*innen der Stanford Universität ist das ganz einfach: Gib dem Gemüse spannende Namen und schon lechzen wir danach.

Bradley P. Turnwald, Psychologie-Professor an der Stanford University, und sein Team testen in der Universitätscafeteria, wie sich unterschiedliche Bezeichnungen auf den Gemüsekonsum auswirken. Sie fanden heraus, dass die Cafeteria 25 Prozent mehr Gemüse verkauft, wenn sie diesem ausschweifende Namen verpasst. Plötzlich wollte jeder "brutzelnde Bohnen", "Twister-Karotten mit Zitronenglasur" und "bombige Rüben" auf dem Teller haben. Im Gegensatz dazu empfanden die Gäste Bezeichnungen wie "gesundheitsfördernd" als abstoßend, auch wenn die Gerichte identisch waren.

Das Experiment lief über das vergangene Wintersemester. Täglich wurde ein Gemüsegericht mit einer der folgenden Bezeichnungen versehen:

  • einfach: die Bezeichnung war der schlichte Name der Gemüseart, zum Beispiel "Karotten"
  • gesund-restriktiv: "Karotten mit zuckerfreiem Zitronendressing"
  • gesund-positiv: "ausgewählte Vitamin C-Zitronenkarotten"
  • ausschweifend: "Twister-Karotten mit Zitronenglasur"

Einmal waren es Karotten, am nächsten Tag waren es grüne Bohnen, dann wieder Mais. Die Wissenschaftler*innen wechselten nicht nur täglich die Bezeichnungen, sondern auch die Gemüsesorte. Damit konnten sie sicherstellen, dass die Präferenzen der Gäste nicht von der Gemüseart abhängig war. Jeden Tag zählten sie nach Ladenschluss, wie viele der etwa 600 Gäste sich für das Gemüsegericht entschieden hatten. Zusätzlich wogen sie das Gewicht der Gemüseschüsseln, aus denen die Gäste geschöpft hatten.

Klarer Gewinner waren die Gemüsegerichte mit ausschweifendem Namen. "Twister-Moschuskürbis-Spalten in Knoblauch-Ingwer" und "Bombige Chili-Rüben mit würzigem Limettendressing" waren unter anderem dabei. Das würde laut Turnwald nur wenig überraschen: "Studien haben bereits gezeigt, dass Menschen dazu tendieren, gesunde Essoptionen als weniger schmackhaft einzuschätzen", sagt er. Bestimmte Bezeichnungen würden zudem unser sensorisches Erleben beeinflussen, und damit unsere Meinung darüber, wie lecker und füllend ein Gericht sein könnte. Ausschweifende Gerichte-Namen würden uns glauben lassen, dass diese besonders lecker und füllend wären. Die gesamten Ergebnisse der Studie sind hier veröffentlicht.

Aus diesem Grund wollte Turnwald und sein Team Gemüse ein neues, positiveres Bild geben. Die meisten wissen zwar, wie gesund es ist, häufig Gemüse zu essen. Es tun trotzdem nur die wenigstens. Laut dem Gesundheitsreport 2016 der OECD und der Europäischen Kommission isst nur etwa ein Drittel der Deutschen täglich Gemüse, im europäischen Durchschnitt liegen wir damit weit hinten.

Viele Menschen müssten sich bewusst dafür entscheiden, gesund zu essen. Mit ausschweifenden Gerichte-Namen könnte man Menschen sanft in eine gesündere Richtung schubsen, und aus einer bewussten Entscheidung eine unterbewusste machen. Wer schiebt seine Zähne denn nicht gerne in knisternde, granatenstarke Zisch-Kartoffeln?