Schätzungsweise zwischen 900 und 1000 Spätis gibt es in Berlin; in anderen Städten heißen sie Trinkhalle, Kiosk, Tante-Emma-Laden oder Büdchen. Das Konzept ist das Gleiche: Ein winziger Laden, in dem von Getränken und Tabak über Süßigkeiten bis hin zu Shampoo alles Mögliche verkauft wird – und zwar außerhalb der üblichen Geschäftszeiten, in einigen Spätis jeden Tag rund um die Uhr.

Untrennbar mit dem Späti verbunden ist sein Besitzer, der Späti-Mann. Es gibt auch Späti-Frauen in Berlin, aber leider deutlich weniger. Und der Späti-Mann wird von seinen Kund*innen oft als selbstverständlich betrachtet. Doch nach kurzem Nachdenken wird klar, dass er im Grunde die wichtigste Beziehung deines Lebens ist. Und zwar deshalb:

Er steht dir mit Rat und Tat zur Seite

Nicht nur, dass er jedes Bier ohne hinzuschauen mit einer lässigen Handbewegung und diversen Gerätschaften öffnet, im Zweifel weiß er auch, wie du die versehentlich ins Schloss gefallene Wohnungstür wieder aufbekommst. Oder er kennt jemanden, der*die es ganz sicher kann.

Er weiß, was wirklich zählt

Niemand bleibt im Späti lange rätselnd vorm Weinregal stehen. "Ich zeig dir mal, worauf du achten musst", sagt der Späti-Mann, dreht die Flasche um und legt den Finger auf die Prozentzahl: "Alles unter zehn ist scheiße. Und alles mit Schraubverschluss auch."

Er kennt dich so gut wie kaum jemand

Kaum betrittst du den Laden, stellt er wortlos dein Lieblingsbier auf die Ladentheke – oder was dich sonst so glücklich macht: "Immer, wenn ich in meinen ehemaligen Stamm-Kiosk reinkam, hat der Typ schon die Süßigkeitenwaage rausgeholt", erzählt Sarah auf Facebook.

Du kannst ihm vertrauen

Du kannst ihm bedenkenlos deinen Hausschlüssel geben, damit ihn sich deine Mitbewohner*innen oder Gäste im Späti abholen können, falls du nicht zu Hause bist.

Er vertraut dir

Das Konto ist leer? Macht nichts: Etwa 70 Prozent aller Späti-Besitzer lassen ihre Kundschaft anschreiben, steht in dem Buch über Spätis von Christian Klier. Der Späti-Mann weiß, wo seine Kunden wohnen, dass sie wiederkommen und irgendwann bezahlen werden.

Er hat alles, was du brauchst

Egal, ob du vor Liebeskummer vergehst, an der Männergrippe dahinsiechst, eine Präsentation oder eine Prüfung vorbereiten musst oder einfach nur im Weltschmerz versinkst – im Späti findest du, was du zur Unterstützung, Heilung und Ablenkung brauchst: Eis, Bier, Zigaretten, Obst, ein geduldiges Ohr. Und wenn du mal was haben willst, was nicht im Sortiment ist, ist es spätestens ab dem nächsten Tag vorrätig. Für immer. "Ich will ja, dass du wiederkommst", sagt der Späti-Mann.

Er kümmert sich

Wenn du nicht weißt, was du sonntags essen sollst, wird kurzerhand ein ganzes Menü zusammengestellt: 'Na, da nimmste die Suppe, haust dir noch ein paar von den Wienern hier rein. Guck mal, 'n Joghurt steht da hinten, 'ne Banane und 'ne Packung Chips dazu. Saft haste ja noch von gestern, wa?" Einige Späti-Männer lassen ihre Kund*innen sogar duschen. Mehr Fürsorge gibt's nur bei Mutti.

Er kämpft für dich

Okay, nicht jede*r Späti-Besitzer*in hat eine Waffe unterm Tisch und bietet an, dich damit im Notfall zu verteidigen. Aber einige schon. Und das ist auf eine beunruhigende Art irgendwie beruhigend.

Er ist immer für dich da

Laut Berliner Ladenschlussgesetz darf kein Späti, der mehr als Zeitungen, Brötchen, Blümchen verkauft, sonntags geöffnet haben. Alles andere gilt als Gesetzverstoß und steht unter Strafe. Doch viele Spätis machen trotzdem auf – heimlich. Vorne Rollladen runter, im Hintereingang gibt's dann alles.

Er tröstet dich

Kaum jemand, der traurig in einen Späti kommt, geht genau so traurig wieder raus. Und wenn es nur eine zur Aufheiterung geschenkte saure Apfelschlange mit dem Kommentar "Weil sauer macht witzig!" ist.

Spätestens jetzt dürfte klar sein: Kaum jemand liebt dich so wie dein Späti-Mann. Zumindest bis zum nächsten Umzug.

Ihr habt eigene Späti-Geschichten, auch mit Späti-Frauen? Schreibt uns einen Kommentar.