1. Verrucht zum Liebesglück

Kurz nach Weihnachten stürmen die Italiener Dessousläden, in denen es so aussieht, als ob es außer Rot keine anderen Farben für Unterwäsche gäbe. Rot wohin man sieht – denn die Farbe der Liebe soll auch im Neuen Jahr dem Liebesglück so richtig einheizen. Italiener verlassen mit vielen Tütchen die Geschäfte. Egal ob für die Schwester, die Freundin oder auch die mamma, nur geschenkt müssen das liebesbringende Spitzenhöschen, die Boxershorts oder die Feinrippunterhose sein. Allerdings "lebt" die Unterwäsche nicht lange, am 1. Januar muss sie weggeworfen werden, sonst wirkt ihre befeuernde Liebeswirkung nicht.

Untenrum rot tragend, treffen sich die Italiener am 31. Dezember zum Cenone di Capodanno, dem großen Silvesterabendessen, denn klar, was wäre Italien ohne Essen. Großfamilien und Freund*innen sitzen zusammen und essen cotechino mit lenticchie. Die Linsen sollen für einen großen Geldsegen im neuen Jahr sorgen. Wer auf Nummer sicher gehen will, der schließt um Mitternacht die Augen und kreuzt Zeige- und Mittelfinger (wie unser Daumendrücken) und überlegt sich drei Wünsche.

Willst du dein Liebesglück für immer und ewig festhalten? Dann befrage das Hausschuhorakel. Italienerinnen werfen ihre Pantoffeln zur Wohnungstür und wenn deren Spitzen Richtung Ausgang zeigen, ist der Weg geebnet und die Werferin darf auf eine baldige Hochzeit hoffen.

2. Dem Nachbarn auf den Kopf springen

Aber nicht nur in Italien wird gefeiert bis zum Morgengrauen, auch in Dänemark geht es laut und lustig zu. Viele Feierwütige erscheinen mit witzigen Hüten, Brillen und angeklebten Bärten. Nach Wetten über gesprochene Worte in der Neujahrsansprache der dänischen Königin folgt ein üppiges und ausgiebiges Mahl, bestehend aus Dorsch mit Senfsauce.

Kurz vor Mitternacht steigt die versammelte Partygesellschaft auf die Stühle und hüpft pünktlich zum ersten Glockenschlag gemeinsam ins neue Jahr. Dieser Brauch empfiehlt sich in erster Linie für eine Erdgeschosswohnung. Solltest du jedoch in einem anderen Stockwerk feiern, bietet es sich an, im Anschluss deiner Silvesterparty mit einem Brauch aus Schottland weiterzumachen:

3. Mit Whisky zu Freund*innen

Wenn du mit Rosinenbrot, einem Stück Kohle sowie einer Flasche Whisky dabei, wird man euch sicherlich euer überraschendes Mitternachtsspringen verzeihen. Zumindest wäre das in Schottland der Fall. Der erste Besucher mit diesen drei Gaben soll den Bewohner*innen nämlich laut schottischem Brauch Glück im neuen Jahr bringen.

Kulinarisch gibt es das Nationalessen Haggis: mit Herz, Leber, Nierenfett vom Schaf und Hafermehl gefüllter Schafsmagen. Als Beilage darf natürlich der Whisky nicht fehlen, mit dem auch um Punkt Mitternacht zum alten keltischen Abschiedslied Auld Lang Syne lautsingend angestoßen wird: "[H]ier ist meine Hand, mein treuer Freund / Und schlag ein mit der Deinen! / [D]ann lass uns einen ordentlichen Schluck nehmen […]"

Wenn dir die eine Nacht zum Feiern nicht reicht, dann bist du in Schottland genau richtig, denn hier kannst du noch mehrere Tage weitermachen. Die Schotten beginnen nämlich am 31. Dezember das Hogmanay, ihrem traditionellen Winterfest.

4. Klebrige Klöße auf blitzblankem Tisch

Wem das zu viel Alkohol ist, der findet sein Glück in der japanischen Kultur. Hochprozentiges spielt dort (zumindest an diesem Abend) keine große Rolle. Nach einem ausführlichen Wohnungsputz, der die bösen Geister vertreiben soll, wird das Heim mit Blumen geschmückt.

Am Omisoko, dem Silvesterabend gehen die Familien in einen buddhistischen Tempel, um die Glocke zu schlagen. So gut wie jeder darf einmal ran, denn 108 Schläge sollen das Böse und die Sünden aus dem vergangenen Jahr löschen.

Auch ein großer klebriger Reiskloß namens Mochi steht an diesem Abend im Mittelpunkt. Hier wird es aber nach all der Besinnlichkeit doch noch einmal gefährlich, denn so mancher Japaner ist beim Verzehr des Mochi, das eigentlich Glück bringen soll, schon erstickt.

5. Schnee bei 25° Grad – und es wir noch heißer

In deinen Bücherregalen hast du vor lauter Papierstapel und alter Seminararbeiten den Durchblick verloren? Keine Sorge, denn ein Brauch aus Argentinien hilft dir beim Entrümpeln. In Buenos Aires schreddern die Bewohner ihr Altpapier und schmeißen die Papierschnipsel in großen Mengen aus den Fenstern. Ein schöner Brauch, finden wir, der uns zumindest in diesem Jahr ein bisschen das Gefühl von Schnee gibt. Positiver Nebeneffekt: Du entledigst dich deiner Altlasten und kannst befreit ins Neue Jahr starten.

6. "An apple a day …"

Die Tschechen befragen an Silvester gerne das Apfelorakel. Dazu benötigst du lediglich ein paar Äpfel, die du kurz vor Mitternacht halbierst. Aus der Form des Kerngehäuses kannst du dann ins neue Jahr blicken. Liegen die Kerne über Kreuz, ist Vorsicht geboten, denn Unheil kündigt sich an. Liegen die Kerne jedoch sternförmig, so darfst du dich freuen. Eines ist dir auf jeden Fall gewiss: Du startest das kommende Jahr zumindest gesund!

7. Feiern mit Verspätung

Solltest du vom Stress des letzten Jahres so erschöpft sein, dass du die Silvesternacht verschläfst, hast du die Möglichkeit deine Party zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar nachzuholen. In einigen Ländern, darunter auch China, feiert man das Neujahr später als hierzulande. Grund dafür ist der traditionelle chinesische Kalender. Die Chinesen öffnen um 23 Uhr alle ihre Fenster, damit das Glück seinen Weg zu den Bewohner*innen finden kann. Singles setzen auf die Kraft der Mandarine. Ihr Wurf ins Meer, soll ihnen helfen, eine*n Partner*in zu finden. Wir denken: Ein Fluss oder ein anderes Gewässer dürften es aber notfalls auch tun.

Egal, wie und mit wem du dieses Jahr ins neue Jahr rutschst, mit diesen internationalen Alternativen kann 2017 nichts mehr schief gehen! Und doppelt gemoppelt hält ja bekanntlich besser.