Gegen 19 Uhr ergreift auf dem Rostocker Bahnhofsplatz Frauke Petry das Wort. Die AfD-Bundesprecherin sieht ihre Partei bei der Wahl in gut sechs Wochen deutlich vorn: "Das ist eine riesige Aufgabe. Aber die Fischköpfe werden diesmal Geschichte schreiben. Am 4. September wird die ganze Welt nach Mecklenburg-Vorpommern schauen", ruft sie durchs Mikrofon den rund 500 Teilnehmern zu. Applaus.

Eine Infratest-dimap-Umfrage vom 30. Juni zur Frage "Wenn am Sonntag in Mecklenburg-Vorpommern gewählt werden würde ...?" ergab Folgendes: Stärkste Kraft wäre die CDU mit 25 Prozent, gefolgt von der SPD mit 22 Prozent und der AfD mit 19 Prozent.

Da stehen sie nun am Mittwochabend, Befürworter und Gegner. Auf der einen Seite: Frauke Petry, die die Flüchtlings- und Familienpolitik der Bundesregierung kritisiert und vehement Volksentscheide auf Bundesebene fordert. "Das sozialistische Experiment Merkels ist zum Scheitern verurteilt", sagt sie und fordert eine Abschaffung des Euros.

Auf der anderen Seite: Nur wenige hundert Meter entfernt ebenfalls etwa 500 Vertreter von Linke, Grüne, SPD, Mitglieder anderer gesellschaftlicher Gruppierungen, wie dem Bündnis "Rostock nazifrei" und Studierende. Gleich zwei Gegendemonstrationen versuchen den AfD-Wahlkampfauftakt mit schallender Musik und Trillerpfeifen zu übertönen. Jonas Iman-Dogesch vom Bündnis "Rostock nazifrei" ruft in ein Mikro: "Die AfD ist ein Sammelbecken rassistischer und fremdenfeindlicher Positionen."

Der AfD Spitzenkandidat Mecklenburg-Vorpommerns, Leif-Erik Holm, erklärt zur gleichen Zeit: "Wir sind nicht rassistisch und nicht fremdenfeindlich", die Argumente dafür bleiben aus.

Wahrscheinlich auch aufgrund des großen Polizeiaufgebots - mit 430 Einsatzkräften waren fast halb so viele Beamte wie Demonstrant*innen vor Ort - bleibt es am Ende weitestgehend friedlich.

Neben ein paar wehender Wirmer-Flaggen bei der AfD-Veranstaltung und Frankreichfahnen und Wimpeln bei den Gegendemonstranten wird in Rostock im Pulk der Teilnehmer*innen nur ein einziges Transparent hochgehalten: "Lügenpresse" und "Ami go home" steht da. Statements die zumindest auf viel Misstrauen, Unwissen oder Angst schließen lassen. Punkte, die dazu führen könnten, dass die Wahl in M-V ähnlich wie die in Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg ausgeht – mit einer AfD im Landtag.