Die US-Flagge zum Hijab um den Kopf gebunden, der Blick unbeirrbar: Das Bild der 32-jährigen Munira Ahmed ging als Plakat bei den Women's Marches um die Welt. Das Ziel war von Anfang an, ein Statement zu setzen, wie sie jetzt im Gespräch mit dem Guardian sagte. "Es geht nicht darum, anti-irgendwas zu sein. Es geht um Inklusion. Ich bin Amerikanerin und ich bin Muslima, und sehr stolz auf beides."

Die Zeichnung, die auf tausenden Postern bei den weltweiten Protesten gegen Trump und Titelseiten verschiedener Zeitungen zu sehen war, kommt vom Künstler Shepard Fairey. Er wurde durch das "Hope"-Plakat zu Barack Obamas Amtsantritt 2009 bekannt. Das ursprüngliche Foto, das Fairey nachzeichnete, wurde schon 2007 aufgenommen, bei einem Shooting für das Illume-Magazin. Damals eine kleine Publikation für Muslime in den USA.

Der Fotograf Ridwan Adhami stammt wie Ahmed aus Queens, New York City. Das Bild nahm er in der Nähe der Börse in der Wall Street auf, deren Eingang zu dieser Zeit von einer großen US-Flagge verhüllt war. "Die Nähe zum Ground Zero, dem Ort des Terroranschlags an 9/11, sollte dem Bild eine starke Symbolik verleihen", sagt Ahmed, selbst freischaffende Fotografin. Es sollte zeigen: Wir sind hier, wir sind Muslime, wir sind New Yorker, wir gehören hierher.

Zufall war, dass im Hintergrund das Gebäude an der Wall Street 40 zu sehen ist – es gehört Donald Trump.

Tatsächlich sei das Foto nach der Veröffentlichung sehr populär in der muslimischen Community gewesen. "Es ist schon viral gegangen, bevor es jetzt zu einem Ding wurde. Muslimische Blogs teilten es, sie fanden es cool. Jetzt ist es noch viel größer geworden." Dass das Bild so symbolträchtig ist, damit habe Ahmed nicht gerechnet. Obwohl sie schon gespürt habe, dass es etwas zeitloses an sich habe. Sie selbst trägt normalerweise keinen Hijab.

Für Zeichner Fairey war das Bild dennoch genau das, was er für sein Projekt "We the people" gesucht hatte. "Das Bild eines Hijabs aus einer amerikanischen Flagge ist stark", sagt er laut Middle East Eye, "weil es die Menschen daran erinnert, dass Religionsfreiheit einer der Grundpfeiler der USA ist. In der amerikanischen Geschichte wurden Menschen, die in ihren Ländern wegen ihrer Religion verfolgt wurden, immer Willkommen geheißen."

Munira Ahmeds Familie stammt ursprünglich aus Bangladesh. "Es ist so enttäuschend, wie viele Menschen mit Trumps Rhetorik übereinstimmen und ihn deshalb wählten", sagt sie über ihre Beobachtungen in Washington. Sie nahm dort am Women's March on Washington teil. "Es ist bedauerlich, dass es immer noch Leute gibt, die denken, in Amerika werden Menschen unterschiedlicher Wurzeln ausgeschlossen. Das ist für mich nichts, was zu den grundsätzlichen Werten der USA gehört."

"Ein großer Teil des Fortschritts in diesem Land baut auf Immigranten. Also ist die Idee, Muslimen die Einreise zu verbieten, absurd. Was dieses Land groß macht, ist der Pluralismus. Der Rest der Welt beneidet uns um unsere Vielfältigkeit."