Der Moment, bevor ein Hund sein Futter bekommt, ist wohl für alle Rassen wahnsinnig aufregend. Ein Rascheln reicht und schon werden die Augen groß, die Ohren gespitzt. Puls und Hoffnung steigen, das Wasser rinnt im Maul zusammen, der Schwanz wedelt in erregter Vorfreude hin und her.

Genau diese Reaktion fängt der 47-jährige Fotograf Christian Vieler aus Waltrop bei Dortmund ein. Warum? Weil er vor vier Jahren an seiner eigenen Hündin, einem elf Jahre alten Labrador namens Lotte, gemerkt hat, wie lustig das aussehen kann: Vieler hatte sich 2013 einen neuen Blitz für seine Kamera gekauft. Um ihn auszuprobieren und weil das Wetter an diesem Tag nicht besonders gut war, testete er den Blitz in seinem Wohnzimmer – mit Lotte als Motiv.

Lotte ist allerdings eine sehr relaxte Hündin. Zu relaxt, um mit ihr alle Einstellungsoptionen des neuen Kameraequipments ausreichend testen zu können, da sie einfach nur ruhig dalag. Um Bewegung ins Bild zu bringen, warf Vieler Leckerlis in die Luft, nach denen Lotte nur zu gerne schnappte.

Erst einige Tage später, als Vieler die Fotos auf seiner Festplatte durchsuchte, entdeckte er die lustigen Ergebnisse. Die Idee für Schnappschüsse war geboren. Es folgten weitere Fotoshootings mit Hunden, erst aus dem Bekanntenkreis, später für eigene Kund*innen. Da Vieler die Fotos auf seinen privaten Social-Media-Accounts veröffentlichte, wurde Ende 2015 eine internationale Bildagentur auf die Fotos aufmerksam und brachte seine Fotos in viele Medien in ganz Europa.

Über Anfangsschrecke und Wurftechniken

Die Hunde-Shootings fanden alle in Vielers eigenem Wohnzimmer statt und verliefen zum größten Teil problemlos. "Häufig gab es so eine Art Anfangsschreck, weil der Blitz ungewohnt ist. Doch die meisten waren so auf das Leckerchen konzentriert, dass sie alles um sich herum vergaßen. Einige musste ich erst beruhigen und langsam an die Situation gewöhnen. Mit einem ganz kleinen Teil ließ sich leider nicht arbeiten." Fühlte sich der Hund aber erst mal wohl, dauerte ein Shooting nicht länger als 15 Minuten.

Um verschiedene Gesichtsausdrücke zu provozieren, versuchte Vieler verschiedene Wurftechniken. Einmal von unten, einmal von der Seite, einmal im hohen Bogen. Mit jeder Wurfrichtung veränderten die Hunde ihren Ausdruck und nahmen teilweise menschenähnliche Züge an. "Manchmal waren da heftige Gefühlsregungen im Hundegesicht zu sehen: Freude, Panik, Verlangen oder auch große Verlustangst, wenn das Leckerchen an ihm vorbeiflog."