Die Nachricht, die Neil Papworth am 3. Dezember 1992 an einem Computer schrieb – am Mobiltelefon selbst konnte man zu diesem Zeitpunkt noch keine Textnachrichten verfassen –, schickte er an ein Handy, das Orbitel TPI 901. Was wie eine Figur aus Star Wars klingt, ist mit dem Namen "tragbares Telefon" deutlich eindrücklicher als mit dem Euphemismus "Mobiltelefon" beschrieben. Das zierliche Gerät wog zwei Kilogramm und lässt sich 2017, außer im Technikmuseum, höchstens in einem Spielfilm aus den 1990er Jahren bewundern.

Für jene, die es nicht mehr wissen, da sie in Zeiten von Messengerdiensten wie WhatsApp aufgewachsen sind: Die SMS, kurz für Short Message Service, sollte Mitte der 90er Jahre alltagstauglich werden, als Nokia das erste Telefon mit integrierter Kurznachrichtenfunktion auf den Markt brachte. Das Versenden von SMS war für die Nutzer*innen zunächst kostenlos, aber funktionierte nur, wenn Sender*in und Empfänger*in beim selben Mobilfunkanbieter waren. Wer jetzt denkt, dass das alles immer noch recht unkomfortabel klingt, muss sich Folgendes vor Augen führen: Seit den 60er Jahren trug, wer unterwegs kommunizieren wollte, einen Telefonkoffer bei sich, der zwischen 5.000 und 8.000 Mark kostete und so schwer war, dass er bestenfalls im Kofferraum eines Autos installiert werden konnte. Ansonsten blieb nur der Gang in die Telefonzelle übrig.

"simsen" kommt in den Duden

Als sich Ende der 90er Jahre abzeichnete, dass die SMS immer beliebter und so für die Anbieter zum potenziellen Milliardengeschäft wurde, blieb sie nicht länger kostenlos. Die Zeiten, in denen das Beenden einer Beziehung mit persönlichem Einsatz verbunden war, wie zum Beispiel mit einem Spaziergang im Stadtpark oder zumindest dem Griff zum Telefonhörer, waren endgültig vorbei. Anstelle dessen konnte man dank T9 (der Abkürzung für type on nine keys) einfach "Ich mache Schluss" aufs Tastaturfeld hacken, auf "Mitteilung senden" klicken und zwischen zehn und 19 Cent dafür bezahlen, um jegliche Konfrontation zu vermeiden.

1999 wurden nach Angaben der Bundesnetzagentur ungefähr vier Milliarden Nachrichten jährlich versendet; zehn Jahre später waren es bereits 34 Milliarden. Das glanzvollste und, was damals keiner ahnen konnte, auch das letzte glanzvolle Jahr der SMS ist ungeschlagen 2012. Damals wurden allein in Deutschland 60 Milliarden Nachrichten verschickt. Auch kulturell nahm die SMS Einfluss: 2004 wurde das Wort "simsen" in den Duden aufgenommen und das Oxford Dictionary fügte 2011 das Akronym LOL hinzu, welches ursprünglich aufgrund der auf maximal 160 Zeichen begrenzten Länge der Kurznachricht entstand.

Das Ende der SMS?

Aber die SMS stirbt aus. Seit 2013 geht die Zahl der jährlich versendeten SMS stetig zurück und war in Deutschland 2016 zuletzt bei nur 13 Milliarden Nachrichten jährlich angelangt. Dafür verantwortlich sind WhatsApp, iMessage, Telegram sowie andere kostenlose Messengerdienste. Möglicherweise haftet der SMS eines Tages ein ähnlicher Retro-Glanz vergangener Zeiten an, wie ihn heute das Drehscheibentelefon oder die Telefonzelle umwehen.