Ach, der trügerische Kontostand zwischen den Jahren! Dezembergehalt schon drauf, Januarmiete noch nicht runter – in diesem winzigen Zeitfenster scheint der Blick aufs Konto weniger furchteinflößend als sonst. Allerdings müssen auch offene Rechnungen beglichen werden. ZACK! Geld wieder weg, Kontostand wieder rot.

Es gibt oft nicht die eine Anschaffung oder die horrende Ausgabe, die die Finanzen ruiniert – auch, wenn das natürlich auch mal vorkommt. Häufig ist es vielmehr die negative Summe der kleinen und mittelgroßen Teilchen. Die wenigsten von uns werfen die Fuffis durch den Club; mit Fünfern im Späti beispielsweise jedoch sieht das schon anders aus. Oder um es mit den Worten einer guten Freundin zu sagen: "Kleinvieh macht auch Minus."

First World Problems!

Schon klar, das sind eindeutig First World Problems. Aber sie betreffen gar nicht so wenige Menschen: 2013 nahmen über zehn Prozent der Deutschen jeden Monat ihren Überziehungskredit in Anspruch, über 22 Prozent zumindest einige Male im Jahr. Wie Stiftung Warentest schreibt, stehen die Deutschen laut Bundesbank mit ingesamt 34 Milliarden Euro im Dispo. Puh.

Schluss damit. Neues Jahr, neues Finanzbewusstsein.

Wie wäre es mit Geld-Diät?

Ist der Dezember traditionell der Monat des hemmungslosen, glühweinseligen Konsums (der Einzelhandel rechnet mit über 90 Milliarden Euro Umsatz) folgt im Januar unweigerlich die Landung in der Realität. Und was dann?

Die Antwort ist simpel: Sparen. Nur klingt das so muffig nach Bausparkasse, ungeilem Geiz oder Peter Zwegat und so nennt man das heute pfiffiger. "Money Diet", "Spending Freeze" oder "Financial Cleanse" zum Beispiel. Gut, okay. Dann sagen wir doch zeitgemäß mal "Dispo Detox".

Genau wie beim Körper müssen auch beim Konto Input und Output in einem vernünftigen Verhältnis stehen, sonst wird's auf Dauer ungesund. Konkret bedeutet das, man bezahlt und kauft eine Zeit lang nur das Notwendigste und alles andere eben nicht.

Was auch immer du kaufen willst – ist es dir die entsprechende Lebenszeit wert?"

Weniger ausgeben als einnehmen

Es kann allerdings ein Kampf zwischen Gewissen und Bedürfnissen entbrennen. Permanent "Nein" zu sich selbst und seinen Wünschen und Impulsen zu sagen, kostet psychische Energie. Ähnlich wie bei Kalorien geht es auch in Sachen Kontostand um Disziplin und Durchhalten. Die größten Probleme dabei sind die Aspekte Belohnung und Trost. Genauer gesagt der Satz: "Das habe ich mir jetzt aber verdient!" Vorsicht auch vor dem Gedanken: "Ach, das sind doch nur vier Euro, das fällt gar nicht ins Gewicht!" Irrtum. Fünfzehnmal vier Euro sind eben auch sechzig Euro und das ist eine Menge Geld.

Genauso wenig wie ein*e Alkoholiker*in durch einen einzigen trinkfreien Monat dauerhaft trocken wird, wird man durch ein paar Wochen bewussten Geldausgebens die jahrelang eingeschliffene Gewohnheit des Impulsivkaufens los. Es ist jedoch ein Anfang.

Und so kann der Dispo-Detox klappen:

Im ersten Schritt legt man einen Zeitraum fest, zum Beispiel den ganzen Monat Januar oder zehn Tage, 60 Tage, 90 Tage. Ein klar abgesteckter Zeitrahmen stützt das Durchhaltevermögen.

Als nächstes gilt es, ein Ziel zu formulieren – beispielsweise "Ich will aus dem verfluchten Minus raus!" oder "Ich möchte bis Ende des Jahres 1000 Euro gespart haben". Oder sogar beides.

Dann kommt eine Wollen- und Brauchen-Liste. Auf der einen Seite stehen Dinge wie Lebensmittel, Miete und Medikamente, auf der anderen Ausgehen und Unterhaltung. Der Plan: So wenig wie möglich bis idealerweise nichts von der Wollen-Liste zu kaufen. Dahinter steckt der nichts weiter als der Gedanke, sich über seine Ausgaben bewusst zu werden und Prioritäten zu setzen. Dabei kann es sinnvoll sein, sich zu vergegenwärtigen, woher das Geld eigentlich stammt, das ausgegeben werden soll. Die Antwort dürfte in den meisten Fällen Arbeit lauten. Und Arbeit ist nichts anderes als Lebenszeit. Die entscheidende Frage ist daher: Was auch immer du kaufen willst – ist es dir die entsprechende Lebenszeit wert?

Während des Dispo-Detox' gilt außerdem:

  • Nicht mehr außer Haus essen oder Essen bestellen, stattdessen zu Hause (vor)kochen.
  • Keine nicht-lebenswichtigen Gegenstände kaufen, kein einziges Teil – oder nur, wenn dafür zuvor ein gebrauchtes Kleidungsstück oder Buch verkauft wurde.
  • Keine Konzerte, Konferenzen, Kneipenabende, teure Kaffees oder Kinobesuche.
  • Streaming-Dienste abbestellen und stattdessen Bücher lesen oder Youtube-Dokus gucken.
  • Keine Reisen, nicht mal ein Kurztrip.
  • Abos aussortieren.
  • Wenn möglich, Rad fahren oder zu Fuß gehen statt Taxi, Drive Now oder Bus und Bahn zu nehmen.

Nach Ablauf des vorher festgelegten Zeitraums wird vermutlich einiges davon nicht mehr relevant sein und wenn doch, weißt du, dass es dir wirklich am Herzen liegt.

Um Geld zu Sparen eignet sich übrigens folgende Methode: Jede Woche legt man einen Euro mehr in ein Sparschwein. In der ersten Januarwoche einen, in der zweiten zwei und so weiter. In der letzten Dezemberwoche wirft man 52 Euro hinein – und kann dann am 1. Januar ganze 1378 Euro nach Herzenslust verjubeln. Selbstredend kommt auch dieses Konzept nicht ohne griffigen Namen aus: "52 Week Money Challenge"... In diesem Sinne: Frohes Sparen.