Dreibeinige Bete, knollige Petersilienwurzel und krumme Pastinake mussten sich lange dem Pragmatismus der Landwirtschaft beugen: Während der Industrialisierung der Landwirtschaft haben ertragreiche Gemüsesorten weniger empfindliche Sorten verdrängt. Die europäische Agrarpolitik ist von Bürokratie und Profitmaximierung geprägt. So kamen Politiker*innen beispielsweise auf die abstruse Idee der Gurkennorm (maximale Krümmung: zehn Millimeter auf zehn Zentimetern Länge) – die glücklicherweise 2009 abgeschafft wurde.
Genormtes Gemüse ist praktischer: Die einheitlichen, geradlinigen Gemüsestangen passen perfekt in die Kästen und lassen sich besser verstauen, lagern und transportieren. Und auch bei Kund*innen machen die gepflegten Karotten einen besseren Eindruck als die verkrüppelten Versionen. Oder?
Projekte wie Restlos Glücklich, foodsharing, Culinary Misfits oder Etepetete zeigen, dass sich etwas in der Gesellschaft bewegt: Saisonales und regionales Gemüse, das jahrelang ausradiert war, findet wieder seinen Weg in unser Bewusstsein – und auf unsere Teller.
Das Comeback regionaler und saisonaler Gemüsesorten war überfällig
Heute gibt es Organisationen, die sich den Erhalt von Biodiversität zur Aufgabe gemacht haben: Das Projekt Arche des Geschmacks von Slow Food schützt weltweit mehr als 2000 Lebensmittel, die wegen ökonomischer Bedingungen, aufwendiger Herstellung, gegenläufiger Trends oder anderer Umstände bedroht sind. Dazu gehören beispielsweise auch das Bamberger Hörnchen, Berliner Weiße oder die Ermstäler Knorpelkirsche.
ze.tt stellt ein paar Gemüseschätze vor:
Topinambur – die Diabetiker*innen-Kartoffel
Geschmack: nussig, artischockenähnlich, gekocht leicht süsslich
Saison: Oktober bis März verfügbar
Zubereitung: gebacken, gedünstet, püriert, roh oder gekocht; Topinambur enthält Inulin statt Stärke, ein Kohlenhydrat, das den Blutzuckerspiegel kaum beeinflusst – deshalb ist sie perfekt für Diabetiker*innen
Rote Bete – rot, gesund und vielfältig
Geschmack: intensiv, nussig, süsslich, knackige Konsistenz
Saison: Juli bis November frisch, bis April aus dem Lager verfügbar
Zubereitung: gebacken, roh oder eingemacht; die Rübe ist vielseitige verwendbar, passt gut zu Äpfeln
Pastinake – das vergessene Gemüse
Geschmack: süsslich, möhrenähnlich
Saison: September bis März, im Juni aus dem Lager verfügbar
Zubereitung: geraspelt im Salat, als Püree oder im Ofen, wo die Pastinake einen besonders leckeren, süßen Geschmack entwickelt
Die Urmöhre – die bunte Karottenvielfalt
Geschmack: intensiver Möhrengeschmack, leicht süsslich – je nach Sorte: Lila Luder, Purple Haze et cetera.
Saison: ganzjährig auf Lager, Juni bis Oktober frisch verfügbar
Zubereitung: wie eine handelskonforme Möhre (nur dass sie schöner aussieht und intensiver schmeckt) im Salat, gebacken als Pommes oder in der Pfanne glasiert
Gelbe Bete – die Schwester der Roten Bete
Geschmack: leicht süsslich, erdig, milder als Rote Bete
Saison: Juli bis November frisch, Dezember bis April aus dem Lager verfügbar
Zubereitung: ein typisches Wintergemüse, macht sich wie Rote Bete toll in der Suppe püriert, roh im Salat oder in Ofen gebacken als Beilage
Petersilienwurzel – Pastinake in würzig
Geschmack: nach Petersilie, würzig
Saison: November bis Februar
Zubereitung: glasiert, gebacken oder püriert; lecker in einer würzigen Gemüsesuppe
Der Gedanke der regionalen, saisonalen Ernährung ist simpel: Essen, was in unseren Gärten angebaut werden kann. Essen, was zur Jahreszeit wächst und passt. Es ist umweltfreundlicher, vielfältig und wohlmöglich gesünder als zurechtgebogenes Gemüse aus Monokulturen, das vom anderen Ende der Welt importiert wird.
Mit diesen Gedanken veranstaltet die MarkthalleNeun in Kreuzberg Wochenmärkte, Streetfood und weitere Events. Die ze.tt Redaktion war vor Ort.
Dreibeinige Bete, knollige Petersilienwurzel und krumme Pastinake mussten sich lange dem Pragmatismus der Landwirtschaft beugen: Während der Industrialisierung der Landwirtschaft haben ertragreiche Gemüsesorten weniger empfindliche Sorten verdrängt. Die europäische Agrarpolitik ist von Bürokratie und Profitmaximierung geprägt. So kamen Politiker*innen beispielsweise auf die abstruse Idee der Gurkennorm (maximale Krümmung: zehn Millimeter auf zehn Zentimetern Länge) – die glücklicherweise 2009 abgeschafft wurde.
Genormtes Gemüse ist praktischer: Die einheitlichen, geradlinigen Gemüsestangen passen perfekt in die Kästen und lassen sich besser verstauen, lagern und transportieren. Und auch bei Kund*innen machen die gepflegten Karotten einen besseren Eindruck als die verkrüppelten Versionen. Oder?