Als der Chemieprofessor Mas Subramanian 2009 mit seinen Studierenden die magnetischen und elektrischen Eigenschaften von schwarzem Mangan(III)-oxid erforschen wollte, dachte er wohl nicht daran, dass das in einigen Jahren die Arbeit von Künstlern, Malern und Designern beeinflussen würde.

Als das Team aus Forscher*innen der Oregon State University einige Chemikalien mischte und diese im Schmelzofen auf 1093 Grad Celsius erhitze, entstand als Nebenprodukt ein intensiv leuchtendes blaues Pulver.

"Es war tatsächlich ein Glücksfall. Eine glückliche, versehentliche Entdeckung", sagte Subramanian damals in einer Mitteilung. "Unsere Arbeit hatte nichts damit zu tun, ein neues Pigment zu finden." Das letzte Blaupigment, das entdeckt wurde, ist Kobaltblau – und zwar 1753 in einer Wiener Porzellanfabrik.

Ein Teil neon-blau, zwei Teile Krümelmonster

Die Forscher erkannten schnell die Vorzüge, die das neue Pigment bringen könnte: Tests ergaben, dass die Struktur der Farbe dafür sorgt, dass sie nicht ausbleicht. Sie ist resistent für Öl und Wasser und reflektiert außerdem 40 Prozent an Infrarot-Strahlung, was sie also auch als Färbung von Dachbelägen interessant macht – daran wird derzeit geforscht. Sie nannten es "YInMn", nach den chemischen Elementen, aus denen es komponiert wird: Yttrium, Indium und Mangan.

In diesem Monat kommt das Pigment "YInMn" als Farbe auf den Markt, die Forscher*innen schlossen einen exklusiven Lizenzvertrag mit dem Farblieferant Sheperd Color Company ab.

Das Unternehmen wird die Farbe, nachdem sie alle Regularien zur Freigabe durchlaufen hat, für den "kommerziellen Zweck" freigeben. Wer testweise mit der Farbe arbeiten möchte, kann sich hier für eine Probe eintragen.

Das heißt: Es wird bald möglich sein, etwa seine Küchenwand in diesem Blau zu streichen, sein Auto in dieser Farbe zu lackieren oder Bilder mit dem neuen Farbton zu malen. Und das beste daran: Keiner der Inhaltsstoffe ist giftig.

Das New York Magazine schreibt, die neue Farbe wirke wie aus "einem Teil neon-blau und zwei Teilen Krümelmonster" zusammengesetzt. Wie auch immer: Das YInMn-Blau ist das "nahezu perfekte" Blau, wie die Forscher*innen sagen. Erste Künstler hätten die Farbe bereits für Gemälde getestet und gaben der Farbe einen Spitznamen: 'Mas Blue. "Mas" ist spanisch für "mehr".

"Außerdem ist es mein Vorname", sagte Entdecker Subramanian im Interview mit Quartz. Der Chemiker hat mit Kolleg*innen damit begonnen, bewusst ähnliche "Unfälle" im Labor zu inszenieren, um so weitere neue Farbpigmente zu entdecken: "Wer weiß, was wir finden werden?"