Nippel haben in den sozialen Netzwerken großes Provokationspotenzial. Facebook und Instagram löscht bis heute Fotos, in denen ein oder mehrere entblößte Brustwarzen zu sehen sind. Das lässt sich umgehen, indem man keine Oben-ohne-Fotos mehr postet. Oder – wenn das Bedürfnis, das T-Shirt hochzuziehen so enorm ist – indem ihr euch schlicht und einfach die Nippel entfernen lasst.

So hat es zumindest Karim Boumjimar gemacht. Der 18-Jährige ließ sich sowohl seine Brustwarzen als auch seinen Bauchnabel operativ entfernen. Jetzt möchte er sie verkaufen. Nicht im Namen der Kunst, nicht weil er dem Hashtag #freethenippel eine neue Bedeutung geben möchte, sondern aus Identitätsgründen.

Für den Eingriff reiste er zu einer Freundin nach Bosnien, die Operation fand unter Vollnarkose statt. Das Ganze sei halb-legal gewesen. "Sie haben mir einfach viele Medikamente gegeben und mir am Ende dann meine Nippel in die Hand gedrückt."

Nach der Operation stellte er ein Foto seiner verschrumpelten Nippel, die er mittlerweile zu Ohrringen umgewandelt hat, auf Twitter. Dazu ein Foto seines nackten, nippellosen Oberkörpers. "Ich habe meine Nippel entfernen lassen und verkaufe sie. Meine Nabel-Kette kommt in Kürze", steht in der Bildunterschrift. "Ich versuche alle meine Stücke zu verkaufen, damit ich mich nicht zu sehr emotional an sie binde." Wie teuer er seine Nippel verkaufen wird, wisse er noch nicht. Gerne für einen hohen Preis, damit er die Kosten der Operation wieder einbringt. Die Nabel-Kette sei allerdings noch nicht fertig.

Die große Frage lautet nun: Warum? In einem Interview mit dem Online-Magazin Dazed beschreibt Karim seine körperliche Umgestaltungen als Ausdruck seiner Identität. Seinen Körper versteht er als leere Leinwand, die er nach Belieben modifizieren kann.

Seine künstlerischen Vorbilder? Die ganz Großen. Die Tatsache, dass Da Vincis Mona Lisa weder Augenbrauen noch Wimpern besitzt, hatte Karim zum Nachdenken gebracht. Eigentlich könnte ja auch er seinen Körper nach Lust und Laune umgestalten, oder? "Unsere Körper repräsentieren uns als Menschen. Ich greife unsere verinnerlichte Vorstellung, wie unsere Körper auszusehen haben, an. Und mache mit meinem, was ich will. Auch der Performance-Künstler Stelarc aus Zypern habe ihn inspiriert. Stelarc setzte sich unter anderem ein aus menschlichen Zellen gezüchtetes Ohr auf seinen linken Arm. Das beeindruckte Karim sehr.

Obwohl er Da Vinci und Stelarc als Inpsirationsquellen nennt, versteht er seinen Instagram-Account, auf dem er seine Veränderung dokumentiert, nicht als Kunst. "Narzissmus ist mein Hauptmedium", sagt er. Karim glaubt nicht, dass er andere Menschen in sein Leben einbinden müsse. Ein paar Freunde hätte er, aber sein Instagram-Account sei nur für und über ihn.

Bestätigung von anderen Menschen bräuchte er nicht. Er müsste niemanden etwas beweisen, denn am Ende des Tages wäre es sein eigener Körper. Und damit könne er machen, was er wolle. Im Gegenteil: Hate und Feedback findet Karim förderlich. Ob er es irgendwann bereuen würde? "Ja, definitiv! Aber wenn ich mal 50 bin, werde ich auf jeden Fall drüber lachen."

Noch diesen Sommer möchte Karim nach Bosnien zurückfahren, um seinen Körper weiter zu verändern. "Vielleicht irgendwas mit meinen Füßen. Irgendwas da befestigen."