Männer, die auf einem Tiger liegen, ihn streicheln oder Babytiger mit der Flasche füttern. Zu Beginn gab es nur wenige solcher Bilder auf Tinder. Hier mal eins, dort mal eins. Mit der Zeit entstand aber ein regelrechter Hype um Profilbilder mit Tieren. Unter Frauen genauso wie unter Männern. Jetzt greifen die Verantwortlichen der App ein.

Was soll das mit den Tiger-Selfies?

Das Posen mit Tigern scheint vor allem ein Trend unter Männern zu sein. Zehn Prozent der Bilder von Tinder, OkCupid und ähnlichen Dating-Apps zeigen Möchtegern Bad-Asses, die sich mit den wilden Tieren abbilden.

Frei nach dem Motto: Schaut her, ich bin sanft und trotzdem mutig genug, mich an einen Tiger zu kuscheln. Außerdem lieben Frauen doch Reisen und Tiere überhaupt. Willst du nicht mein Tiger sein? Rawr.

Diese Form der Selbstinszenierung ist nicht neu: Wladimir Putin macht das bereits seit Jahren. Bei der Jagd neben einem Tiger oder oberkörperfrei auf wilden Pferden gibt sich der russische Präsident als besonders männlich.

Was wollen also die Männer nun plötzlich mit diesen Tiger-Selfies? The Wall Street Journal hat mehrere von ihnen befragt. Nate, 28, gab beispielsweise an, so seinen potenziellen Matches auffallen zu wollen. Zudem wolle er mit dem Tiger-Selfie seine Liebe zum Reisen ausdrücken. Aufgenommen wurde das Bild in einem Tiercamp in Thailand, wo Tourist*innen gegen Geld mit großen Katzen posen können. Zu Beginn funktionierte seine Strategie. Zahlreiche Matches. Doch mit der Zeit wendete sich das Blatt.

Blogs wie Tigers of Tinder gründeten sich und sammelten die Bilder von User*innen, um sich darüber lustig zu machen. Tiger-Fotos wurden irgendwie ziemlich peinlich. Auch Nate löschte das Bild aus Thailand und kehrte zu seinem Profilbild mit Gitarre zurück.

Jetzt reagierte Tinder

Die Tierschutzorganisation Peta hat Tinder nun in einem offenen Brief aufgefordert, derartige Bilder aus ihrer App zu verbannen. Peta argumentiert, dass die Praxis hinter den Bildern grausam sei, da die Tiger eingesperrt und mit Drogen betäubt würden, damit Menschen Fotos mit ihnen machen können. "Leider ist das die Realität für viele Tiger, Löwen und andere große Katzen, die in einer alarmierenden Zahl auf den Profilbildern von Tinder vorkommen." Nun sei der Zeitpunkt gekommen, um sich für die Katzen stark zu machen und das "egoistische Selfie aller Zeiten" zu verbieten. "Mit dieser Aktion würdet ihr eurer Community zeigen, dass die Grausamkeit zu Tieren keinen Platz im Online-Dating hat."

Tinder verbannte die Fotos nicht, wie von Peta gefordert. Stattdessen schlägt die App vor, dass die Nutzer*innen ihre Wertschätzung für die Umwelt zeigen können, indem sie Bilder, auf welchen sie Bäume pflanzen, sich in einem Tierheim beteiligen oder "eine Sommer-Sesam-Falafel-Bowle in ihrem liebsten veganen Lokal genießen" auf ihr Profil stellen. User*innen sollten nach links swipen, sollten sie auf ein Tiger-Selfie stoßen.

Das Posen mit wilden Tieren kann mitunter nicht nur grausam sein, sondern mindert sogar die Chancen jemanden kennenzulernen. "Wenn du mit einem Hund, einer Katze, einem Affen, einem Vogel, einem Tiger oder einem anderen pelzigen Freund posierst, bekommst du zu 53 Prozent weniger Nachrichten", sagt eine Studie auf zoosk.

Also Jungs, beeindruckt uns doch mit einem Selfie beim Baumpflanzen oder beim Recyceln. Das ist weitaus sexyer als ein Bild mit einem Tiger. Oder, wie eine Journalistin des Telegraph schreibt: "Jungs, vielleicht ist es an der Zeit, zur alten Schule zurückzukehren: Wenn ihr eine Frau beeindrucken wollt, kauft euch einen Welpen. Und wenn eure Versuche in der Dating-Welt scheitern, dann habt ihr zumindest einen Welpen, der euch Gesellschaft leistet."