Seit langer Zeit hatte Herr Wang eine Affäre. Frau Wang wusste das, doch sie traute sich nicht, sich scheiden zu lassen. Zu groß war die Angst vor finanziellen und gesellschaftlichen Nachteilen. Doch dann wurde sie auf den Service der Firma Weiqing (zu deutsch: Beschützer der Gefühle) aufmerksam. Die Firma schickte für sie eine sogenannte Mistress Hunter los.

Diese angemietete Affäre-Jägerin gewann das Vertrauen der Liebschaft und konnte binnen zwei Monaten die außereheliche Beziehung beenden. Die Jägerin überredete die Affäre dazu, einen höher bezahlten Job in einer anderen Stadt anzunehmen. "Mir ist egal, wie diese Frau jetzt lebt, ich bin nur froh, meinen Mann wiederzuhaben", sagt Frau Wang zu New York Times. Die 39-Jährige ersparte sich damit ihren sozialen Abstieg, vor dem sie sich so gefürchtet hatte. Doch wie viel ist eine zwanghaft erhaltene Ehe noch wert? Für Frau Wang waren es zwischen 400.000 und 500.000 Yuan, umgerechnet sind das zwischen 54.000 und 68.000 Euro. "Ich finde, das war es wert. Ich bin zufrieden", sagte sie der South China Morning Post.

Bei den Spezialist*innen handelt es sich um Psychologie-, Soziologie- oder Jura-Absolvent*innen, es sind größtenteils Frauen. Shu Xin, der Gründer von Weiqing sagt, dass er 59 Büros in ganz China betreibt. Die Preise der Mistress Hunters würden schwanken und bei etwa 50.000 Yuan (6.800 Euro) beginnen. Deren einziges Ziel: Scheidungen verhindern. Schaffen sie es nicht, müssen sie den gesamten Betrag wieder an die Kund*innen zurückzahlen. Die Firma behauptet, etwa 5.000 Ehen pro Jahr zu retten. Bei 300 angestellten Agent*innen ist diese Zahl recht unwahrscheinlich und wohl eher als Eigenwerbung zu verstehen.

Die Vorgehensweise der Affären-Jäger*innen selbst ein schwieriger Prozess: Sie müssen sich in ähnlich teure Unterkünfte einmieten, Schmuck und Kleidung kaufen, eine Freundschaft mit der Zielperson aufbauen und infiltrieren. Und: Sie dringen in die Privatsphäre einer nichtsahnenden Person ein. Die gesamte Beziehung basiert daher auf Täuschung und Betrug.

Eine bestimmte Taktik haben die Jäger*innen nicht. Meistens arrangieren sie es so, dass sie die Affäre vermeintlich zufällig in ihrem alltäglich Leben treffen, zum Beispiel im Park, bei der Arbeit oder im Supermarkt. Sie bauen eine falsche Freundschaft auf und versuchen im Laufe der Zeit, sie von einer Trennung zu überzeugen. Selbst wenn die Affäre gerne und immer zu Hause bleibt, gibt es Lösungen. Dann würden sich die Jäger*innen einfach als Nachbarin*innen ausgeben und so tun, als ob sie Hilfe bei einem Rohrbruch bräuchten. Oder so ähnlich. Ideen zur Kontaktaufnahme gebe es immer. Das sagt zumindest Ming Li, eine 47 Jahre alte Agentin. Sie habe sich einmal als Wahrsagerin ausgegeben. "Das war einer der am schnellsten gelösten Fälle jemals", sagt sie. Sie würde den Affären manchmal sogar eine neue Beziehung suchen, um sie auf eine andere Art glücklich zu machen.