Nach dem brisanten Videomaterial, in dem Donald Trump sich rühmt, Frauen zu begrapschen, trauen sich jetzt Betroffene an die Öffentlichkeit. In der New York Times erzählt eine 74-Jährige, wie Trump sie 1980 während eines Fluges sexuell angegangen hat. Er habe neben ihr gesessen, die Armlehne nach oben geführt und dann begonnen, sie anzufassen. Er habe ihre Brüste betatscht und wollte unter ihr Oberteil. "Er war wie ein Tintenfisch. Seine Hände waren überall."

Eine weitere Frau berichtet, wie sie ihn als junge Angestellte im Trump-Tower mit einem Händeschütteln begrüßen wollte, er sie aber direkt küsste. "Ich war so wütend, dass er mich für so unbedeutend erachtete, dass er so etwas einfach tun konnte."

Und eine Reporterin des People-Magazins berichtet über eine Begegnung: "Er drückte mich an die Wand und steckte seine Zunge in meinen Hals."Mindestens zehn Frauen erzählen von derartigen Begegnungen mit dem Präsidentschaftskandidaten, darunter selbst seine frühere Ehefrau Ivana Trump: Er sei beim Sex plötzlich gewalttätig geworden.

Und nach dem ersten #Trumptape tauchte jetzt ein weiteres Video auf. Darin hört man, wie Trump über ein kleines Mädchen sagt, er werde sie in zehn Jahren daten. Er fragt sie: "Fährst du auch gleich im Fahrstuhl mit?"

Jetzt fühlen sich alle entfesselt

Sexismus, Rassismus, Hass, Lügen, Beleidigungen – verwerflicher kann sich ein politischer Kandidat wohl kaum verhalten. Zwar rauschen seine Umfragewerte in den Keller, aber seine verbliebenen Anhänger halten felsenfest zu ihrem Kandidaten.

Trumps treuer Gefolgschaft ist nicht nur sein offener Rassismus und Hass vollkommen egal, sondern auch sein Sexismus. Sie feiern ihn sogar für seine Aussagen und tragen sie mit. Seine Anhänger basteln ihrer Ansicht nach "witzige" Schilder, auf denen sie das Wort "Pussy" (dt. "Muschi") ikonisieren. Sie beziehen sich dabei auf Trumps Spruch im ersten Video von 2005. Er hatte unter anderem gesagt: "Fass' ihr an die Muschi".

Und so entstehen Fotos, auf denen lächelnde US-Amerikaner ihre Schilder in die Kamera halten, auf denen steht: "Sei keine Pussy, wähle Trump", oder "Besser eine Pussy begrapschen, als eine zu sein".

Ein gesellschaftliches Problem

Trump gibt den Hassenden ein Forum und verleiht ihnen Legitimation. Er ist derjenige, der so ist, denkt und fühlt wie sie. Und der es vor allem öffentlich ausspricht. Darum werden sie zu ihm halten – egal, wie viele schmutzige Videos noch ans Licht kommen werden. Vielleicht sogar gerade deswegen. Denn bei diesen Menschen trifft die Kernbotschaft des 70-Jährigen voll ins hassende Herz: Immer haben sie euch niedergehalten, mit mir könnt ihr endlich sagen und tun, was ihr wirklich wollt. Seid entfesselt, so wie ich es bin. Seid rassistisch, seid sexistisch. Seid ganz ihr selbst.

Das zeigt, wie gesellschaftlich tief verwurzelt Sexismus und Rassismus vor allem in den USA noch immer sind. Selbst Jahrzehnte nach der Bürger- und Frauenrechtsbewegung.

Eine eine Slate-Autorin schrieb auf, wie sie ihren Vater anflehte, nicht für Trump zu stimmen, weil sie selbst mehrfach Opfer sexueller Belästigung wurde. Sie beschreibt ihren Vater als gebildeten Mann, der seine Familie über alles stellt. Doch selbst er als mittelbar Betroffener lässt sich nicht davon abbringen, Trump zu unterstützen.

Er antwortete seiner Tochter: "Ich muss leider sagen, dass Trumps Aussagen nicht an die Dinge, die ich bereits gehört habe, herankommen. Unsere erbärmliche Welt glaubt, dass Anstößigkeit zu irgendeiner Handlung führt. Für mich ist das alles linkspolitischer Korrekheits-Scheiß."