Dieses erhabene Gefühl, wenn du mit deinem Auto genau auf der Straßenseite fährst, wo kein Stau ist. Und neben dir stehen all diejenigen, Stoßstange an Auspuffrohr, die in die andere Richtung wollen.

Momente wie dieser begegnen einem immer mal wieder im Alltag. Momente, über die man sich kurz freut und sie dann wieder vergisst. Momente, die in sechs Sekunden Film passen: Der Kanadier Andres zückte am 16. April 2013 als er an einem Stau vorbeifuhr einfach sein Handy und lud seine Freude darüber mit einem lauten "Aiaiaiaiaiaiaiaiaiai" auf der Videoplattform Vine hoch. Anderthalb Jahre später sind er und seine "Eh Bee Family" berühmt.

Ein Vine-Video ist sechs Sekunden lang. Der Claim der "Eh Bees" lautet daher passender Weise: "Family fun, 6 seconds at a time" – Familienspaß in sechs Sekunden. Es gibt kaum erfolgreichere Viner als die vierköpfige Familie aus Toronto, Kanada. Mit ihren mittlerweile 550 Shortclips sind sie weltweit Platz drei der populärsten Vine-Profile.

Doch wer sind Mama, Papa, Tochter und Sohn Eh Bee eigentlich? Es ist schwer, etwas über die schrecklich nette Web-Familie herauszufinden. Auf Interviewanfragen auf allen sozialen Plattformen (und das sind einige, siehe nächster Absatz) bekamen wir wochenlang keine Antwort. Beim Durchgoogeln ihrer Internet-Historie fanden wir nur die Namen des Vaters (Andres) und der Tochter (Gabi) heraus.

Fakt ist, online verkörpern die vier vermeintlich typische Familien-Charaktere. Es gibt die beiden Kinder – The Monkeys (die Äffchen) –, von denen die verrückte Tochter vor allem niedliche Sachen macht oder einfach nur frech ist und der ruhigere Sohn meist als Punching Ball für seine aufgedrehte Schwester dient. Mutter – Mamma Bee –, die sich über ihren Mann ärgert, aber auch sportelt, kocht und sich über ihre Kids freut. Und schließlich den ewig fröhlichen Vater, der die ganze Familie zu Unsinn anstiftet.

Ihren Familiennamen halten die Eh Bees geheim. Ein bisschen Privatsphäre soll, obwohl offensichtlicher 24/7 Live-Life-Übertragung auf sämtlichen Social-Media-Kanäle, dann wohl doch sein. Sie halten sich bedeckt und sind doch mega-präsent. Raffiniert.

Selbstvermarktung at its best

Das simple Konzept mit viel Stereotyp, klamaukiger Überdrehtheit und Alltagssituationen scheint zu funktionieren. Warum? Weil die Eh Bees ganz offensichtlich verstanden haben, wie sie neue Medien am besten für sich nutzen. Beweise gefällig?

Eh Bee Family verzeichnet (Stand 07. Oktober) 2.500.000 Follower und 1.509.496.856 Loops auf Vine ...

5.932.031 Facebook-Freunde ...

550.000 Instagram-Abonnenten ...

230.993 Periscope-Herzchen ...

32.964 Twitter-Follower ...

... und durchschnittlich 65.000 Views auf Snapchat.

Neue Formate richtig nutzen

Es ist diese Mischung aus Spontan-Videos und überlegten Kurzdrehs, in denen die Vier Kuriositäten des Alltags simpel nachstellen, die die Familie so bekannt gemacht hat und sie nach wie vor authentisch wirken und das Selbsvermarktungs-Konzept funktionieren lässt.

Millionenfache Reichweiten rufen Werbepartner wie Disney, Samsung und Pepsi auf den Plan und verhelfen auch anderen Internet-Koryphäen zu mehr Aufmerksamkeit:

Sicherlich brauchen weder Mama noch Papa Bee ihrem richtigen Job nachzugehen, da die Werbeeinnahmen durch Youtube-Videos und Promoting-Spots, Ad-Posts etc. enorm sein dürften. Trotzdem stellt sich dann die Frage: Wie viel Spaß hat man als Familie tatsächlich noch bei einem Ausflug zum Grand Canyon, wenn hinter einem die ganze Zeit ein Kamerateam hinterherläuft?