"Ich will ehrlich zu euch sein: Ich habe diesen Preis total verdient." Das sagte Drehbuchautorin und Produzentin Shonda Rhimes bei der Verleihung des Norman Lear Awards für ihre Leistungen im TV, verliehen von der amerikanischen Producers Guild. Tatsächlich hat sie einiges geleistet. Zum Superstar wurde sie im Jahr 2005 mit der Serie "Grey's Anatomy". Darauf folgte das Spin-Off "Private Practice", später startete sie "Scandal"; derzeit wird sie für "How To Get Away With Murder" mit Lob überschüttet.

Shonda Rhimes hat gearbeitet für ihren Erfolg. Jetzt ist sie gerade 46 Jahre alt geworden – und hat sich bei der Preisverleihung einfach mal Luft gemacht. "Allen Erwartungen zum Trotz war ich eine mutige Pionierin unter den Drehbuchautorin, die für Farbige schreibt, als wären sie menschliche Wesen."

Doppelt cool

Sie habe keine neue Vision für das Fernsehen gehabt. "Es ist nichts Bahnbrechendes daran, über die Welt zu schreiben, wie sie ist. Frauen sind klug und stark. Sie sind weder Sexspielzeug noch gestresste Burgfräulein. Farbige sind weder fremd, noch gefährlich, noch weise. Und glaubt mir, Farbige spielen in der echten Welt niemals die Nebenrolle im Leben eines anderen."

Dieser Auftritt ist gleich aus zwei Gründen verdammt gut gelungen: 1. hat sie offen ausgesprochen, wie absurd Hollywood Film- und Serien-Charaktere gestaltet, die von Nicht-Weißen gespielt werden. Olivia Pope, gespielt von Kerry Washington in "Scandal" und Professor Annalise Keating, gespielt von Viola Davis in "How To Get Away With Murder" sind tolle Beispiele für Shondas Arbeit.

2. sie hat ausgesprochen, wie hart sie gearbeitet hat. Und das machen die meisten von uns viel zu selten. Die Lektion haben wir schon bei "Grey's Anatomy"-Figur Christina Yang gelernt: Sei phantastisch und sprich darüber. Dann tun es auch die anderen.

Studien belegen: Frauen sind nicht aktiv genug...

Tatsächlich machen viele Frauen bei ihrer Karriere einen Kardinalfehler – sie sprechen nicht über ihre Erfolge. Der Consulting-Firma Accenture zufolge arbeiten nur 54 Prozent der Generation-Y-Frauen aktiv an ihrer Karriere – gegenüber 64 Prozent der Männer. Nur 45 Prozent der Frauen haben um eine Gehaltserhöhung gebeten, dafür aber 61 Prozent der Männer.

Das ist zu wenig.

Frauen erlauben anderen, sie zu unterbrechen, sie sind zu leise, entschuldigen sich zu oft oder argumentieren ohne Belege. So kritisieren Männer aus Unternehmensberatungen ihre Kolleginnen, berichtet Fast Company unter Berufung auf eine Befragung.

... und sie werden anders wahrgenommen

Und Adam Grant und Sheryl Sandberg erzählen in der NY Times die Geschichte von Drehbuchschreiberinnen, denen ihre männlichen Kollegen grundsätzlich ins Wort fielen. "Frauen werden entweder nicht wahrgenommen oder man geht hart mit ihren Aussagen ins Gericht", schreiben Grand und Sandberg.

Empirische Studien gibt es zu dem Thema auch schon: Männer, die ihre Meinung häufiger äußern, wurden in Experimenten als 10 Prozent kompetenter wahrgenommen. Frauen verloren im gleichen Experiment 14 Prozent, fand die Yale-Wissenschaftlerin Victoria L. Brescoll heraus.

Shonda Rhimes ist ein Vorbild, von ihrer Rede sollten wir lernen. Und sie hat übrigens schon neue Pläne: Basierend auf dem Jugendroman Romeos Schatten von Melinda Taub wird sie laut Flavorwire die Geschichte von "Romeo und Julia" weitererzählen. Wer, wenn nicht sie?