Trottel, die langsam gehen. Trump. Vollgestopfte U-Bahnen. Valentinstag. Es gibt eine Menge Dinge, die uns das Nervenkostüm zerfetzen oder an denen sich die Geister massivst scheiden. Eigentlich längst überfällig, daraus Beziehungsgrundlagen zu machen.

Das dachte sich auch Ex-Goldman-Banker Brendan Alper aus Brooklyn und entwickelte Hater. Bei dieser Dating-App basieren die Matches auf gemeinsamer Abscheu. "Hater war ursprünglich eine Idee für einen Comedy-Sketch und je mehr Menschen ich davon erzählte, desto mehr hatte ich das Gefühl, dass es da wirklich eine Art Bedürfnis für so etwas gab", sagte Brendan einem lokalen TV-Sender.

Und in einem Gründer-Interview erzählt er auch noch: "Leute scheinen sich über Dinge verbinden zu können, die sie hassen. Es bringt sie überraschenderweise zusammen."

Es gibt richtige Studien, die zeigen, dass Dinge zu hassen, Menschen tatsächlich einander näher bringt. Sie sind bereit, ehrlicher darüber zu sprechen, was sie hassen. Ein guter Kontrast zu anderen Turteltäubchen-Sachen da draußen. "Ich mag Kunst, ich mag surfen" – wen interessiert das?

So funktioniert's:

Als bekennendes Mitglied der Anti-Tinder-Fraktion sowie leidenschaftliche Kitsch- und Dating-Verweigerin habe ich die App runtergeladen und getestet. Hater basiert auf dem modifizierten Tinder-Mechanismus: Etwa 2.000 zu bewertende Themen gibt es bereits, sie werden nach Zufallsprinzip eingespielt. Darunter zum Beispiel "mansplaining", "butt selfies" oder "build the wall".

Durch Wischen kann man seine Meinung ausdrücken. Swipe nach links: dislike. Swipe nach rechts: like. Swipe nach oben: love. Swipe nach unten: hate. Klar soweit? Daraus entsteht dann das persönliche Profil, das mit anderen in der Nähe abgeglichen wird. Wenn man vor dem Wischen auf ein Thema tippt, kann man auch sehen, wie andere die Sache so finden:

Warum nur dieser Hass?

Aber wenn Menschen sich so zügellos ihren Abneigungen hingeben, hat das nicht negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden oder Weltbild? In meinem Fall zumindest überhaupt nicht. Im Gegenteil: Es macht Spaß, die vielen sehr nischigen Themen wie "Wenn Chips in der Guacamole zerbrechen" (schlimm!), "Musik beim Arbeiten hören" (ganz schlimm!), "mit Kolleg*innen rumhängen" (voll okay) oder "Faultiere" (große Liebe!) zu finden. Hater ist nämlich überhaupt nicht voll von Hass, sondern führt Menschen augenzwinkernd über Werte und Humor zusammen.Studien aus 2006 von der

University of South Florida haben untersucht, wie geteilte negative Einstellungen gegenüber anderen Menschen miteinander verbinden. Die Psychologin Jennifer Bosson fasste damals laut 

New York Times Magazine die Ergebnisse zusammen: "Es ist nicht so, dass es uns Spaß macht, andere nicht zu mögen. Es ist vielmehr so, dass es uns Spaß macht, Menschen kennen zu lernen, die die gleichen Leute nicht ausstehen können." Leute, oder eben Dinge wie aufgemalte Augenbrauen. Das verbindet.

Von Hate Speech, wie sie sich in den vergangenen Jahren vor allem in sozialen Netzwerken und von dort aus auch im echten Leben verbreitet hat, distanziert sich Hater-Gründer Brendan Alper laut The Cut auch ausdrücklich: "Wir haben null Verständnis für jede Art von Bigotterie, Hate Speech oder Diskriminierung." Word.

Einer meiner Matches ist übrigens Mark. Er hasst Donald Trump. Klingt wie der mögliche Beginn einer großen Liebesgeschichte ...