In Wien sind die Menschen erschüttert und erleichtert zugleich. Sie sind froh, dass der Wahlkampf endlich vorüber ist, denn zum Schluss hin hat er sich zu einer regelrechten Schlammschlacht entwickelt. Die große Siegerin der Wahl ist die Österreichische Volkspartei (ÖVP), die mit dem 31-jährigen Kanzlerkandidaten Sebastian Kurz den ersten Platz belegt. Es gilt als wahrscheinlich, dass er Österreichs nächster Bundeskanzler werden könnte. Zum ersten Mal seit 15 Jahren ist die ÖVP wieder die stärkste Partei in Österreich.

Die Umfragen zeichneten bereits ein ähnliches Bild, das Wahlergebnis is also keine große Überraschung und trotzdem hat sich einiges geändert. Nach derzeitigen Hochrechnungen sieht das Ergebnis so aus: Die ÖVP liegt mit 31,6 Prozent deutlich auf Platz eins. Dahinter folgen die Sozialdemokrat*innen mit 26,9 Prozent. Die ultrarechte Freiheitliche Partei Österreich (FPÖ) kommt mit 26 Prozent auf Platz drei.

Tragisch sieht es für die Grünen aus, die mit 3,9 Prozent derzeit den Einzug in den Nationalrat nicht schaffen (4 Prozent braucht eine Partei in Österreich) – was sich aber durch die Schwankungsbreite noch ändern könnte. Fix im Nationalrat ist dagegen NEOS mit 5,1 Prozent sowie die Liste Pilz mit 4,3 Prozent. Alles in allem hat mehr als die Hälfte der Wähler*innen in Österreich damit für rechtskonservative Programme gestimmt.

Was sagen also junge Wiener*innen dazu?

Bianca, 31

"Ich finde das Wahlergebnis katastrophal. Wir bewegen uns damit in eine sehr rechte, bis rechtsextreme Richtung. Was gerade in ganz Europa passiert, auch beispielsweise in Deutschland, das sind katastrophale Entwicklungen. Darum bin ich sehr froh, wählen gegangen zu sein."

Markus, 25

"An dieser Wahl ist gut zu beobachten, wie man mit einem neuen Gesicht eine Partei verändern kann. Mit den alten Gesichtern hätte die ÖVP nie ein so hohes Ergebnis erzielt. Sie haben einfach nur eine Person ausgetauscht (Anm.: Sebastian Kurz) und gesagt, jetzt ist alles neu und ihre Strategie hat funktioniert. Ich habe das Ergebnis so erwartet, würde mir aber eine andere Führung für unser Landes wünschen."

Clemens, 26

"Es ist der erwartete Rechtsruck eingetreten, aber dass die SPÖ den zweiten Platz belegt, schwächt den Schock ein bisschen. Die SPÖ kann damit eine starke Opposition sein und sich neu positionieren. Jetzt wird es interessant wie die Verhandlungen laufen und was im Programm einer etwaigen schwarz-blauen Regierung steht. Fest steht: Für die Jungen wird es nicht einfacher, deshalb muss sich die Generation engagieren. Das Wahlergebnis bleibt natürlich bitter, vor allem weil wir mit den Grünen eventuell eine gute Oppositionspartei verloren haben. Ich sehe alles auch als eine Chance für die Linke, sich zu verändern."

(Clemens ist Mitglied der SPÖ)

Beate, 35

"Das Wahlergebnis ist nicht schön. Leider war es so zu erwarten, trotzdem macht es mich traurig. Die Menschen haben scheinbar nichts aus der Regierung von ÖVP-FPÖ vor 17 Jahren gelernt."

Olio, 35 (kein Bild)

"Es war zu erwarten, dass Sebastian Kurz gewinnen wird und jetzt führt er nach den Hochrechnungen auch. Ich finde, dass er den Menschen das bessere politische Angebot bietet. Ich darf leider nicht in Österreich wählen, weil ich aus Albanien bin, aber wenn ich wählen hätte dürfen, hätte ich Kurz meine Stimme gegeben."

Daniel, 35

"Eine große Koalition zwischen SPÖ und ÖVP ist immer noch möglich, schauen wir mal, ob es zustande kommt. Das Ergebnis war vollkommen zu erwarten. Was ich cool finde, ist, dass die Liste Pilz als neue Partei gleich mal den Einzug mit 4,3 Prozent geschafft hat. Und das obwohl die Partei erst im Juli gestartet ist. Die Grünen haben massiv abgebaut. Meiner Meinung nach auch verdient, denn sie haben zu lange Spielchen gespielt."

Manuela, 31

"Ich habe mir das Ergebnis in diesem Moment angeschaut. Es war zu erwarten, dass die drei großen Parteien ÖVP, SPÖ und FPÖ die Großen bleiben. Ich selbst habe bis kurz vor der Wahlkabine nicht gewusst, wen ich wählen soll. Der Wahlkampf war eine ziemliche Schlammschlacht und ich bin froh, dass diese Aufregung jetzt vorbei ist."

Lukas, 21 (kein Foto)

"Ich finde es nicht berauschend, dass die FPÖ dritte wurde. Ich selbst habe Liste Pilz gewählt, nicht weil ich denke, dass die Partei nur gute Themen anspricht, sondern ich wollte Protest wählen."

Sebastian, 23

"Ich habe mir das Wahlergebnis viel schlimmer vorgestellt. Trotzdem finde ich es schlimm, dass so viele Menschen die FPÖ gewählt haben. Natürlich hätte ich mir die SPÖ auf den ersten Platz gewünscht. Eine Koalition zwischen ÖVP und FPÖ ist leider nun möglich, aber ich hoffe, dass es nicht passiert. Einerseits bin ich erleichtert, dass der Wahlkampf vorüber ist, aber andererseits muss man jetzt abwarten, wie die Verhandlungen ausgehen."

Marcel, 15

"Ich bin erst 15 und darf darum leider noch nicht wählen. Aber mir gefallen die Grünen. Sie setzten sich für Dinge ein, die mir wichtig sind, wie Gleichberechtigung und die Rechte von Geflüchteten. Nur weil Sebastian Kurz so jung ist, finde ich ihn nicht gut. Er ist schon lange in der Regierung, hätte viel von seinen Plänen umsetzen können und hat es aber nicht."

Linda, 21 (kein Foto)

"Ich habe sehr wenig vom Wahlkampf mitbekommen, weil ich so viel arbeiten musste. Aber in der Arbeit habe ich meine Kolleg*innen oft diskutieren hören: Der ist gut, der ist schlecht. Ich finde es traurig, dass man sich gegenseitig beschimpft oder herabschauend behandelt, darum bin ich froh, dass es nun vorbei ist. Ich finde das Ergebnis gut. Ich selbst habe SPÖ gewählt, ich finde aber auch die FPÖ nicht schlecht."

Celine und Deria, beide 20

Celine: "Auch wenn es zu erwarten war, finde ich eine schwarz-blaue Koalition heftig. Ich habe strategisch dagegen gewählt, hätte ich das nicht getan, hätte ich eine andere Partei gewählt. Ich bin enttäuscht und auch geschockt vom Ergebnis. Es macht mir auch ein bisschen Angst, was in den nächsten vier Jahren passieren wird. Bei der Wahl um den Bundespräsidenten hat es Alexander Van der Bellen knapp gewonnen, dieses mal hat unter anderem auch die FPÖ gewonnen."

Deria: "Ich finde an dem Ergebnis prinzipiell gut, dass die SPÖ in Wien so gut abgeschnitten hat. Aber es schockiert mich, dass die FPÖ in ganz Österreich so viele Stimmen erreicht hat. Auch wenn es die Umfragen zeigten, es in den konkreten Zahlen zu sehen, ist sehr schockierend."

Wiktor, 19

"Ich finde das Ergebnis nicht schlimm, ich denke der Sebastian Kurz wird seinen Job gut machen. Er weiß, was er will und wie er es bekommt. Ich finde sein Alter dabei zweitrangig, sondern es geht viel mehr um den Menschen, wie dieser denkt und mit Politik umgeht. Mich stört generell an allen Parteien, dass sie sich nur zu Beginn für gewisse Themen einsetzen, danach nur mehr miteinander rivalisieren und erst gar nicht zu den spannenden inhaltlichen Punkten kommen. Ich war nie ein Fan irgendeiner Partei. Ich finde es aber gut, dass Kurz die Islamisierung stoppen will. Es war ja sehr unbedacht, dass so viele Geflüchtete nach Österreich gelassen worden sind. Ich fand Christian Kern als Bundeskanzler auch nicht schlecht, aber er hat zu wenig weitergebracht. Auch Matthias Strolz von den NEOS finde ich nicht schlecht. Er schafft es, die Jungen anzusprechen."