Bei Dark Horse fallen alle Entscheidungen einstimmig. Die Angestellten von Elbdudler bestimmen ihr Gehalt selbst. Bei IXDS haben freitags alle frei. Aber wie toll ist das Arbeitsleben dort wirklich?

Flexibilität ist gefragt – und das nicht länger nur von Angestellten, sondern auch von Arbeitgeber*innen. Der starre Nine-to-Five-Job verliert an Popularität. In den letzten Jahren sprießen in den Großstädten alternative Konzepte aus dem Boden. Vor allem Kommunikations- und Beratungsagenturen sind vorne dabei, wenn es um innovative Arbeitsstrukturen geht. Drei davon habe ich mir für diesen Artikel näher angesehen.

Ist das Arbeitsleben dort wirklich so himmlisch? Oder hat man dort auch nicht mehr Freizeit, Geld und Urlaub? Jasper Grote von Dark Horse, die IXDS-Büroleiterin Verena Augustin und Julian Vester, Geschäftsführer der Elbdudler, stehen mir im Wie-toll-ist-dein-Arbeitsleben-wirklich?-Realitäts-Check Rede und Antwort.

Arbeitszeit

"32 Stunden." Wie aus der Pistole geschossen antwortet Verena auf die Frage, wie viele Stunden sie in der Woche arbeite. Am fünften Tag der Woche machen alle IXDS-Angestellten, was sie wollen: Ausschlafen, die Familie sehen, Seminare geben oder ein Buch schreiben. Gibt es mal mehr zu tun, werden die Überstunden zeitnah abgefeiert. 

Die Dudler von der Elbe ackern meistens Vollzeit, aber mehr auch nicht. "Anwesenheit ist nicht gleich Leistung. Abends ist bei uns der Laden leer, das ist für viele Agenturen sehr ungewöhnlich", erzählt Julian. Auch wenn jeder arbeiten kann, wann er will, sind die meisten zwischen 10 und 18 Uhr im Büro. Warum? Julian: "Der soziale Druck regelt das von selbst."

"Ich arbeite auf jeden Fall weniger als der durchschnittliche Agentur-Mitarbeiter", lacht Jasper. Die Mönche, wie die festen Mitarbeiter*innen bei Dark Horse heißen, suchen sich aus, ob sie drei, vier oder fünf Tage die Woche arbeiten wollen.

Urlaub

Urlaub hat man bei IXDS wie jeder Normalo auch. "Das geht uns noch lange nicht weit genug", so Verena. Weiter ist man bei Dark Horse, wo jede*r zwei Monate Urlaub hat – Jasper verrät mir lachend, dass er selbst noch mehr vertragen könne.

Elbdudler setzt für die Reiseplanung einzig und allein auf Absprachen. Kürzlich reiste ein Kollege sechs Monate lang, ein bis zwei davon erhielt er sein Gehalt. Julian dazu: "Das hängt davon ab, was für die Kollegen in Ordnung ist. Das Kollektiv entscheidet, was es schultern kann."

Gehalt

Selbstverwirklichung hin oder her. Letztlich arbeiten wir eben auch, um Geld zu verdienen. Das Gehalt selbst zu bestimmen, sei keine leichte Aufgabe, erzählt Julian. Schließlich müsse man die Summe vor den Kollegen rechtfertigen und wissen, wie der Laden finanziell da steht. Und was kommt dabei rum? "Mit Einstiegsgehältern von rund 2.500 Euro stehen wir im Branchenvergleich richtig gut da. Je höher die Karrierestufe, desto weniger verdient man bei uns im Vergleich."

Auf 20 Prozent des Gehalts freiwillig verzichten? Das tun alle Mitarbeiter*innen bei IXDS – für 20 Prozent mehr freie Zeit. "Reich werden kann man damit nicht", lacht Jasper, der auch nur vier Tage arbeitet und dementsprechend anteilig bezahlt wird. "Aber gut davon leben." Bei Dark Horse bekommen die Mönche kein festes Gehalt, sondern jede*r dieselbe Gewinnbeteiligung. In schlechten Jahren ist also bescheidenes Mönchsleben angesagt, in guten – wie zurzeit – klingelt die Kasse etwas lauter.

Fazit

Die alternativen Arbeitsmodelle sind eine Enttäuschung – zumindest wenn man sich davon erhofft, den eigenen Kopf durchzusetzen, viel die Füße hochzulegen und trotzdem ein Vermögen zu kassieren. Doch für mehr Flexibilität und Mitbestimmung können die Modelle sorgen, teilweise auch mehr freie Zeit. Ist das die Arbeitsutopie? Wohl nicht für jede*n, denn ein Nine-to-Five-Job bietet oft mehr Sicherheit und Stabilität. Auffällig ist trotzdem: Julian, Verena und Jasper machen alle einen ziemlich glücklichen Eindruck.