Der syrische Bürgerkrieg hat Hunderttausende zur Flucht nach Europa gezwungen. Keiner von ihnen flüchtet freiwillig. Männer, Frauen und Kinder nehmen die gefährliche und teure Reise nach Europa auf sich, weil ihre Heimat zerstört wurde und sie um ihr Leben fürchten. Jeder und jede von ihnen hat eine eigene Geschichte und ein eigenes Gesicht.

Die in Berlin lebende Fotografin Eniola Itohan war für ze.tt in vier Grenzgebieten in Osteuropa und hat dort einige dieser Geschichten und Gesichter in ihren Bildern festgehalten. Bis auf den österreichisch-ungarischen waren alle Grenzübergänge zum Zeitpunkt ihres Besuches geschlossen.

Eniola war von den Gegebenheiten vor Ort so überwältigt, dass sie sich nach kurzer Zeit entschloss, ihre Kamera beiseite zu legen und den Menschen zu helfen. Sie sagt, die Zahl der freiwilligen Helfer habe die der offiziellen Hilfsinstitutionen in den Grenzgebieten inzwischen bei weitem übertroffen. Die Hilfe kommt aus aller Welt: Vor Ort traf Eniola freiwillige Unterstützer aus Australien, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Kanada, Argentinien, Schweiz, Deutschland, Belgien, Portigal und Palästina.

Hegyeshalom – Grenze Ungarn/Österreich

Die Gemeinde im Nordwesten Ungarns besitzt einen Grenzübergang zum österreichischen Nickelsdorf. Während Eniolas Besuch kamen zwei Züge aus der Grenzstadt Zácány mit je 500 Menschen an, die alle weiter Richtung Deutschland reisen wollten.

Petišovci – Grenze Slowenien/Kroatien

Hier kamen ungefähr alle fünf Stunden Busse mit Flüchtlingen an. Eniola hat hier große Hilfsbereitschaft vonseiten der Flüchtlinge erlebt, die bereitwillig beim Putzen und Saubermachen mitgeholfen haben. Vor allem ein 12-jähriger syrischer Junge, der überraschend gut englisch sprach, hat koordiniert und organisiert.

Razkrižje – Grenze Slowenien/Kroatien

Hier waren neben unzähligen privaten Freiwilligen kaum Mitglieder von organisierten Hilfsinstitutionen anwesend. "Maximal drei Personen von der Caritas und zwei Peronen vom Roten Kreuz", erinnert sich Eniola. Für alle Anwesenden gab es bloß eine Toilette im Freien, für deren Nutzung sich jeder einzelne erst die Erlaubnis von der Polizei holen musste. Im großen Zelt gab es keine Zeltbetten oder andere Schlafmöglichkeiten. Einige hundert Flüchtlinge warteten hier auf ihren Bustransfer weiter nach Petišovci.

Zákány – Grenze Ungarn/Kroatien

Als Eniola in Zácány ankam, wurde gerade eine öffentliche Pressekonferenz mit großem Aufgebot an nationalen und internationalen Medienvertretern gehalten. Der ungarische Rergierungssprecher Zoltán Kovács verkündete, dass die ungarisch-kroatische Grenze bei Zácány bis auf Widerruf geschlossen würde. Die Flüchtlinge wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, dass nach dieser Verkündung nur mehr ein einziger Zug weiter zur ungarisch-österreichischen Grenze fahren würde.