Forscher können das Wetter vorhersagen, die Veränderung des Weltklimas und den Untergang unseres Sonnensystems. Fehlt nur noch eine Formel, die uns vor jedem Lebensereignis und jeder Entscheidung darüber informiert, wie sich unsere Stimmung dadurch verändern wird. Ein Forscherteam des University College London (UCL) arbeitet seit mehreren Jahren an einer solchen Gleichung fürs Glück.

Die Formel soll vor allem Psycholog*innen dabei helfen, ihre Patient*innen besser zu behandeln. Dafür müssen sie die Formel mit verschiedenen Werten füttern: Wie haben sich vergangene Lebensentscheidungen auf die Stimmung der Patient*innen niedergeschlagen? Wie groß oder gering waren dabei ihre Erwartungen? Wie sah die Belohnung für eine Entscheidung aus? Auf Basis dieser Daten können die Psycholog*innen schließlich errechnen, wie glücklich Patient*innen nach künftigen Entscheidungen sein werden.

Klingt kompliziert. Ist es auch. Aber aus der Arbeit der Forscher lassen sich auch ein paar allgemeine Handlungsempfehlungen ableiten, um glücklicher zu sein:

1. Seid selbstlos!

Die erste Version der Formel erschien bereits 2014. Für das aktuelle Update analysierten die Forscher um Dr. Robb Rutledge, ob und wie sich die Stimmung anderer Menschen auf das eigene Glück niederschlägt.

Im Zuge eines Experiments spielten 47 Freiwillige um Geld. Für alle Probanden war einsehbar, wer wie viel Geld einsackte. Zusätzlich hatte jede*r Teilnehmer*in des Experiments die Möglichkeit, Teile des eigenen Gewinns abzugeben. Und das geschah tatsächlich: Weil sie Schuld empfanden, gaben viele Probanden Teile ihrer Gewinne ab. Daraus hat das Forscherteam abgeleitet: Wir sind am glücklichsten, wenn es allen gleich gut geht.

Das sei das erste Mal, dass nachgewiesen wurde, dass sich Ungerechtigkeit aufs Glück auswirkt. Dabei spiele es auch keine Rolle, ob Fremde oder uns bekannte Menschen weniger bekämen als wir – Menschen, die grundsätzlich altruistisch sind, würden in jedem Fall Geld abgeben und glücklicher sein.

2. Feiert nicht alles überfrüht ab!

Die erste Version der Formel veröffentlichte das Forscherteam um Rutledge vor zwei Jahren. Damals hatten die Wissenschaftler zunächst untersucht, wie wichtig Belohnungen für unser Glück sind.

Das Team hatte mehr als 18.000 Menschen ein Smartphone-Spiel zocken lassen, das nach jeder Entscheidung fragte: Wie glücklich bist du? Es zeigte sich, dass nicht nur die Punktzahl über das Glücksgefühl der Spieler*innen entschied. Auch ob die Erwartungen an die Folgen einer Entscheidung erfüllt wurden oder nicht, hatte großen Einfluss auf die Zufriedenheit der Proband*innen.

"Es wird oft gesagt, dass man glücklicher ist, wenn man geringe Erwartungen hat", sagte Rutledge 2014. Die Forschung des Teams hätte diese Floskel zum Teil bestätigt. Niedrigere Erwartungen würden es zumindest wahrscheinlicher machen, dass ein besseres Ergebnis einer Entscheidung glücklicher macht.

3. Nehmt euch schöne Dinge vor!

Allein die Idee, schöne Dinge zu unternehmen, steigert ebenfalls das Glücksgefühl, fanden die Forscher heraus. "Erwartungen beeinflussen das Glück schon, bevor wir das Ergebnis einer Entscheidung kennen", sagte Rutledge. "Wenn du einen Freund in deinem Lieblingsrestaurant treffen willst, können diese positiven Erwartungen dein Glücksgefühl schon in dem Moment steigern, in dem du diesen Plan schmiedest."