An diesem Menschen scheint einfach alles zu stimmen: Er*sie lacht mit dir über deine üblen Witze, sagt haufenweise intelligentes Zeug und steht auf deine Lieblingsband. Die Luft zwischen euch knistert nicht, sie brennt. Da hast du ihn*sie: den*die perfekte*n Beziehungskandidat*in. Beim Knutschen geht es auch schon wild zu und wenn du ehrlich bist, bist du derart aus dem Häuschen, dass du dir am liebsten auf der Stelle deine Klamotten vom Leib reißen und es mit ihm*ihr treiben würdest.

Doch was tust du stattdessen?

Bedankst dich für den netten Abend und gehst mit Blutstau im Schritt nach Hause. Weil das hier nicht eine von diesen kleinen, nichtssagenden Bettgeschichten werden soll, sondern etwas ganz Besonderes.

Es gibt viele Mythen über den richtigen Start in eine Beziehung. Einer davon ist, dass man sich mit dem Vögeln Zeit lassen sollte. Dafür gibt es viele Argumente. Ich bin sicher, jede*r hat davon einen Liebling: Vorfreude ist schließlich die schönste Freude. Für guten Sex muss man einen hohen Vertrautheitsgrad haben. Nur dem*der, der*die warten kann, ist es wirklich ernst mit dir. Wer sich rar macht, macht sich begehrt. Was als Bettgeschichte anfängt, kann keine Beziehung werden. Leute, die scharf auf Sex sind, sind nicht beziehungstauglich. Wer will schon mit jemandem zusammen sein, der*die es mit jedem*r macht?

Warum es also nicht gleich tun?

Manches davon klingt plausibel. Aber vor allem tut es das, weil wir es schon tausendmal gehört haben. Das ist unser kollektives Narrativ davon, wie es zwischen Menschen zu laufen hat – in unserer Gesellschaft, in der Sexualität bei aller Freizügigkeit offensichtlich immer noch als etwas gilt, das kontrolliert gehört.

Dabei sind das alles nur Geschichten. Vielleicht hatten sie irgendwann ihre Berechtigung und vielleicht sind sie auch für irgendwen Realität geworden. Aber hat je irgendwer bewiesen, dass die Chance auf einen Beziehungsrohrkrepierer tatsächlich steigt, nur weil man sich dem Flow hingibt und übereinander herfällt? Ob zwei Menschen zueinander finden, wird von so vielen, meist unbewussten Faktoren bestimmt, dass es geradezu lachhaft ist, diesem einen eine derartige Macht zu verleihen.

Was man hingegen an der Universität Iowa bewiesen hat, ist, dass der Zeitpunkt des ersten intimen Kontakts keinerlei Auswirkungen auf die spätere Zufriedenheit in der Beziehung hat. Mit anderen Worten: Es ist schnurzpiepsegal, wann du das erste Mal mit jemandem schläfst, ob gleich am ersten Abend, nach drei Dates oder drei Monaten. Entweder ihr seid ein gutes Team oder nicht. Punkt.

Warum es also nicht gleich tun, wenn ihr Bock drauf habt? Hier sind noch mehr Gründe für baldigen Beischlaf:

Größere Chancen auf guten Sex

Die landläufige Meinung besagt: Je größer die Intimität, desto besser der Sex. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Natürlich intensivieren große Gefühle das Körperliche, aber Tatsache ist, dass wir es für das ganz große Feuerwerk ohnehin meist ein paarmal gemacht haben müssen. Das bedeutet: Aufeinander eingrooven müssen wir uns sowieso. Dann können wir auch gleich damit anfangen.

Denn je länger wir damit warten, desto höher werden unsere Erwartungen an dieses ominöse erste gemeinsame Mal. Die Wahrscheinlichkeit also, dass du dich nach einer mehrwöchigen Datingphase und anschließendem ziemlich okayen Sex ernüchtert fragst, ob das wirklich alles gewesen sein soll, ist brutal hoch.

Hast du dich hingegen noch nicht so sehr in dieses Gefühlsdings reingesteigert, ist ein "Wow, gar nicht schlecht fürs erste Mal!" schon fast zu erwarten. Ganz ehrlich: Was ist dir lieber?

Da weiß man, was man hat

Auch wenn die erste gemeinsame Nacht nicht zu vergleichen sein wird mit der, sagen wir, zehnten, sagt sie dennoch alles darüber, was du in Zukunft erwarten kannst. Erstens verschaffst du dir einen Überblick über die körperlichen Beschaffenheit deines*r Angebeteten, wie Aussehen, Geruch und Geschmack. Und zweitens findest du heraus, wie ihr im Bett zusammenpasst. Wollt ihr annähernd das Gleiche oder stochert ihr unkoordiniert aneinander vorbei? Fühlst du dich wohl oder hast du das Gefühl, performen zu müssen? Ausgelassenes Treiben oder "Blasen ja, Lecken nein"?

Du kannst nur gewinnen: Entweder war es so gut, dass ihr weitermachen wollt oder es war so schlecht, dass ihr's lasst. In beiden Fällen weißt du, was du hast, und brauchst keine Zeit mehr zu verlieren.

Näher durch Sex

Auch wenn ein gewisses Maß an Nähe der Ekstase durchaus dienlich ist – Sex sorgt umgekehrt auch für Intimität. Wenn wir uns erst körperlich voreinander nackig gemacht, einander angeschwitzt und penetriert haben, öffnen wir uns automatisch auch emotional. Das liegt am Nähehormon Oxytocin, das unsere Körper beim Sex und erst recht beim Orgasmus flutet und es uns so schwer macht, uns nicht in die Person zu verlieben, die es uns so richtig gut besorgt. Sex verbindet.

Sex hilft uns auch, einander besser kennenzulernen: Jemandem, mit dem*der wir schon im Bett waren, vertrauen wir viel leichter persönliche Dinge an. Und genau das wollt ihr doch – einander besser kennenlernen, oder?

Keine Spielchen

Du hast Lust? Es gibt keinen Grund, damit hinterm Berg zu halten. Außerdem ist es nur ehrlich. Nichts ist zermürbender als Menschen, die diese Ich-mache-mich-rar- oder Ich-mach-es-nicht-mit-jedem*r-Spielchen spielen. Klar wirst du dadurch erst mal interessant, aber wen soll er*sie mögen: dich so wie du bist mit all deinen 563 Fantasien, Toys, Sexpartner*innen oder irgendeinen unechten Abklatsch deiner selbst?

Insider-Tipp: Wenn er*sie dich auch nur annähernd für deine Geilheit verurteilt, frag dich im Ernst, ob du an so einem Menschen wirklich interessiert bist. Spoiler: Du solltest es nicht sein. Echt nicht.