Eines Morgens wurde die ganze Belegschaft in den Besprechungsraum gerufen. Vorne sprachen Vorstand und Personalchef irgendwas von toller Arbeit und Danke und Sparmaßnahmen und dass es eine schwere Entscheidung war. Sie redeten lange, bis sie das, was sie eigentlich sagen wollten, den Mitarbeiter*innen ins Gesicht schleuderten: Der Standort wird geschlossen. Auflösungsverträge für alle. "Wir wünschen Ihnen nur das Beste!"

Fast 20 Leute verloren an diesem Tag ihren Job. Auch Charlotte*. Massenentlassungen kannte sie nur aus dem Fernsehen. Geschichten von Menschen, die plötzlich nicht mehr wissen, wie sie ihre Familie ernähren sollen. Bedrohte Existenzen, Schuldenberge und irgendwo am Ende Hartz IV. Das waren immer die anderen. Nun war sie es. 29 Jahre und arbeitslos. Das Berufsleben im freien Fall.

Es muss nicht an dir liegen, dass dir gekündigt wurde

Eine Kündigung knallt wie eine Abrissbirne ins Berufsleben. Mal hinterlässt sie nur eine kleine Delle im Lebenslauf, mal einen einzigen Haufen Schutt von dem, was man sich aufgebaut hat. Dabei ist es ein großer Unterschied, ob man als Kollateralschaden von Einsparungen mit einem Schwung Kolleg*innen vor die Tür gekehrt wird oder ob man der*die Einzige ist, der*die gehen muss.

Ganze Abteilung zu. That’s it. Fühlt sich nicht toll an, aber man ist einer von vielen. Charlotte wurde nicht gekündigt, weil sie nicht gut war. Sie stand nur zufällig im Weg, als die oberste Etage beschloss, den Standort niederzumähen.

Mark* erging es da anders. Ihm wurde auch gekündigt. Aber eben nur ihm. Sie würden nicht länger mit ihm planen, sagten sie. Mark war Projektmanager, einer, den nichts umhauen konnte. Aber die Kündigung nagte an ihm. Er ging nicht mehr ins Büro, hatte keinen Bock auf die mitleidigen Blicke und das betretene Schweigen der Kolleg*innen. Der Einzige zu sein, der rausgeworfen wird, ist bitter und lässt das Selbstbewusstsein straucheln. Es fühlt sich ein bisschen an, wie unerwiderte Liebe. Aber, andere Firmen haben auch schöne Jobs.

Mit diesen sieben Tipps überbrückst du die Zeit zwischen Rausschmiss und neuer Stelle

1. Positiv denken

Ist die Kündigung einmal da und rechtmäßig, kannst du nichts daran ändern. Punkt. Aufregen, jammern oder sorgen bringt nichts, außer noch miesere Stimmung. Auch wenn’s schwer fällt: Denke positiv. Der Job war sowieso doof? Super, du bist raus und findest jetzt was richtig Gutes. Es war dein Traumjob? Da draußen gibt es Tausende toller Jobs, die nur auf dich warten. Im Beruf ist es wie in der Liebe: Vergiss das Unternehmen, dass dich nicht mehr will. Wer seinen Job verliert, ist meist eine Traumbesetzung – nur eben nicht für diese einen Stelle.

2. Geld im Blick haben

Wem gekündigt wurde, muss sich innerhalb von drei Tagen bei der Bundesagentur für Arbeit arbeitssuchend melden, damit der Anspruch auf Arbeitslosengeld nicht verfällt. 60 Prozent des letzten Nettogehalts überweist die Agentur dann jeden Monat auf dein Konto. Das reicht meistens für das Nötigste: Miete, Essen, Telefon. Je nachdem, wie viel du vorher verdient hast, musst du zwar etwas rechnen, aber das Geld hält dir den Rücken frei, dich in Ruhe nach etwas Neuem umzuschauen.

3. Arbeitszeugnis pimpen

Wem gekündigt wird, hat Anspruch auf ein qualifiziertes Arbeitszeugnis. Bevor du harte juristische Geschütze auffährst, suche das persönliche Gespräch. Formuliere deine Ansprüche freundlich, aber klar. Dir steht ein gutes Zeugnis zu. Je nach Länge der Betriebszugehörigkeit hast du mitunter auch Anspruch auf eine Abfindung. Auch über die Formulierung des offiziellen Kündigungsgrundes kannst du ruhig verhandeln, dann musst du späteren Arbeitgeber*innen nicht viel erklären.

4. Einen guten Eindruck hinterlassen

Am liebsten würdest du den ganzen Laden so richtig auf den Kopf stellen und die Karre deiner*s Chef*in zertrümmern? Komm runter und hinterlasse stattdessen einen glänzenden letzten Eindruck: Bring Dinge ordentlich zu Ende, schick Abschieds-Mails an Partner*innen und Kund*innen, back Abschiedskuchen für die Kolleg*innen. Sollen die ruhig merken, was für ein*e exzellente*r Mitarbeiter*in da geht. Und auch wenn's schwer fällt: am letzten Tag persönlich von den Vorgesetzten verabschieden. Denn man sieht sich immer zweimal im Leben.

5. Rausfinden, was du wirklich willst

Wolltest Du schon immer ein kleines Café aufmachen? Deinen eigenen Schmuck entwerfen? Tiere retten? Jetzt ist der richtige Moment dafür. Einfach mal die Jobvorstellungen auf den Kopf stellen, kräftig schütteln und schauen, was unten herausfällt. Aktiviere alte Kontakte, netzwerke was das Zeug hält, sammele Ideen, trau dich, zu träumen. Wer was eigenes starten will, kann dafür den Existenzgründungszuschuss vom Staat beantragen.

6. Zeit sinnvoll nutzen

Bewerbungen schreiben ist das eine. Aber da geht noch mehr: Aktualisiere deinen Lebenslauf und stell ihn bei Jobportalen wie Stepstone, Monster oder Experteer ein. Lege ein aussagekräftiges Profil bei Xing und LinkedIn an. Bau deine eigene Homepage, auf der du dich präsentierst. Melde dich bei Personalvermittlungen. Schreibe Initiativbewerbungen. Wenn dir trotzdem die Decke auf den Kopf fällt: Bis zu 15 Stunden pro Woche darfst du arbeiten, wenn du Arbeitslosengeld beziehst. Einkommen bis 165 Euro im Monat werden nicht aufs Arbeitslosengeld angerechnet. Ist ein Hungerlohn, füllt aber elegant die sogenannte Lücke im Lebenslauf.

7. Durchatmen

Wer seinen Job verliert, landet nicht gleich unter der Brücke. Klar, ums Bewerbungenschreiben kommst du nicht drum herum. Aber genieße die neu gewonnene Freiheit auch zwischendurch: Montagmorgen im Bett frühstücken, im Park chillen, unter der Woche zu Ikea fahren, Lesen. Einfach so, ohne Urlaubsantrag. Danke, Exchef*in! Während die*der im Büro hockt, sitzt du in der Sonne. Also: entspannen und genießen. Denn der nächste Job kommt meist schneller als du denkst.

Eine Kündigung ist kein Weltuntergang. Daher: Schlussstrich drunter ziehen und weiter geht’s. Dein nächster Traumjob wartet irgendwo da draußen auf dich. Charlotte und Mark waren beide etwa ein halbes Jahr arbeitslos. Jetzt sind sie jobtechnisch wieder in festen Händen und happy. Sogar mehr als zuvor.

*Namen der Protagonist*innen geändert