Die Personalpronomen in der deutschen Sprache lauten in der dritten Person Einzahl er, sie und es. Sie weisen dem Subjekt im Satz ein grammatikalisch eindeutiges Geschlecht zu. Im Türkischen ist das nicht der Fall. Hier gibt es nur ein einziges Personalpronomen, das O. Wenn man es also genau nimmt, heißt beispielsweise der Satz o çalışkan: Er/sie/es ist fleißig. Welches Geschlecht der*die Fleißige also hat, weiß man entweder gar nicht oder würde erst aus dem Satzkontext ersichtlich werden.

Die Übersetzungsfunktion von Google nimmt es damit nicht so genau. Sie passt das türkische O dem Geschlecht an, von dem es glaubt, es würde am besten passen – und bedient damit altbackene, teils sexistische Klischees.

Opfer des eigenen Algorithmus

Entdeckt hat das Facebook-User Emre Şarbak als er einige türkische Sätze mit dem Google-Übersetzer ins Englische übersetzen ließ. Übersetzt man diese Sätze ins Deutsche passieren ähnlich klischeebehaftete Verzerrungen.

Soso! Demnach ist sie also faul und er fleißig. Sie ist zwar schön, aber er ist sehr schön. Während sie nur Krankenschwester, Kindermädchen oder Sängerin sein darf, darf er sämtliche andere Berufe ausüben. Dabei bleibt sie allerdings zumindest optimistisch, im Gegensatz zum pessimistischen Er. Laut Quartz passieren ähnliche Übersetzungsfehler in den Sprachen Chinesisch, Estländisch und Finnisch.

Da die Google-Übersetzung aber auch nur Opfer des eigenen Algorithmus ist, darf man nicht allzu böse sein. Die Übersetzungsfähigkeiten von Google basieren nämlich auf massenhaft Datenmaterial über den Gebrauch von Sprachen rund um den Globus. Und daher spiegelt die Übersetzung eigentlich nur unsere eigenen klischeebehafteten Geschlechterrollen wider.