Mehr als 100.000 Gesundheits- und Fitness-Apps gibt es mittlerweile, denn zum Fitsein musst du dich heute rundumüberwachen: Schlaf, Schritte, Standort, Essverhalten. Das zumindest behaupten die Hersteller. Jeden gegessenen Happen in eine Fitnessapp eingeben und immer brav das zugehörige Armband tragen. Den Rest machen die Tools von selbst. Das mag tatsächlich fitter machen, eigentlich geht es FitBit, Jawbone, Apple und Co. aber um etwas anderes: eure Daten. Denn damit wird heute schließlich Geld verdient.

Sollte sich die Überwachung durchsetzen, könnte das unser System der gesetzlichen Krankenkassen ins Wanken bringen. Denn das funktioniert ja so, dass alle in einen solidarischen Topf zahlen, je nachdem wie viel sie verdienen. Geringverdiener können so die gleiche medizinische Versorgung bekommen, wie Leute mit hohem Einkommen. Außerdem werden die Patienten, die öfter krank sind oder einen schweren Unfall haben, von den Beiträgen der Gesünderen mitfinanziert. Wenn aber jeder einen individuellen Betrag zahlen soll, funktioniert das Solidaritätsprinzip nicht mehr. Und das wird dann auch für die teuer, die einfach nur gerne rauchen, Cocktails schlürfen oder auf Fastfood stehen.

Auch deutsche Krankenkassen locken bereits mit Boni, um Versicherte dazu zu bringen, sich selbst zu überwachen. AOK und Barmer haben beispielsweise ihre eigenen Gesundheitsapps (AOK, Barmer), über die ihr eure Daten direkt an sie weiterleiten könnt.

Noch ist das Ganze freiwillig. Wenn aber erst einmal genug Leute mitmachen, kann es auch zur Norm werden. Dann ist plötzlich derjenige suspekt, der sich nicht überwachen lassen will.

Fitsein ist schön und gut, aber dafür eine Rundumüberwachung zu starten, muss nicht sein. Ob ich gut geschlafen hab, muss mir keine App erzählen, das verraten mir schließlich auch die Ringe unter meinen Augen.