Seit den frühen Morgenstunden räumen rund 1.400 griechische Polizisten und 39 Einheiten griechischer Spezialkräfte das umstrittene Flüchtlingslager in Idomeni. Drei bis zehn Tag soll laut griechischer Medien die Lagerauflösung dauern. Große Reisebusse würden vor dem Camp halten, eine Familie nach der anderen steige ein, fahre weg. Aber wohin?

Die rund 8.500 hauptsächlich syrischen Geflüchteten werden nach Thessaloniki gebracht, hier sollen sie in Auffanglagern unterkommen – mit Toiletten, Duschen und Schlafplätzen. Von dort aus hätten sie auch die Möglichkeit, schneller Behördengänge zu erledigen, argumentiert die griechische Regierung.

Ob sie das wollen, ist eine andere Frage; viele der Geflüchteten warten nach wie vor auf eine Öffnung der Balkan-Route, verharrten deshalb so lange in Idomeni, um weiter nach Norden zu gelangen. Die meisten von ihnen wollen nach Deutschland.

Die griechischen Behörden hatten sich lange dagegen gesträubt, das Lager räumen zu lassen. Zu groß war die Angst vor gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Geflüchteten und Polizei.

Immer wieder war es in den vergangenen Monaten zu Konflikten gekommen. Spiegel-Online-Korrespondent Giorgos Christides berichtet, dass nun zunächst der Westteil des Flüchtlingslagers evakuiert würde, dann die Bahngleise, auf denen ebenfalls Tausende Migranten schlafen, und zuletzt das Hauptcamp.

Für Griechenland hat die Räumung nicht nur einen humanitären Hintergrund: Durch die Belagerung der Bahngleise war monatelang kaum Zugverkehr in Richtung Norden möglich. Laut griechischer Medien seien Hunderte Waggons auf den Schienen liegengeblieben, Unternehmer hätten Verluste in Millionenhöhe beklagt. Die Umsiedelung der Geflüchteten soll auch den Im- und Export wieder ankurbeln.