Mit schlechtem Gewisse stehe ich vor meiner umfangreichen Sammlung an Pröbchen, Cremedosen und Shampooflaschen – alles aus Kunststoff. Irgendwie erschreckend, wenn ich daran denke, dass die meisten dieser Produkte nicht nur in Plastik verpackt sind, sondern auch noch Kunststoffe enthalten.

Mittlerweile schwimmt ein "siebter Kontinent" aus Plastikmüll im Pazifik, der größer als Indien ist. Auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche treiben durchschnittlich 13.000 Plastikmüllpartikel, schreibt das Umweltbundesamt. Weltweit sollen sich bis zu 140 Millionen Tonnen an Abfällen in den Meeren befinden, allein in der Nordsee werden 600.000 vermutet, zwei Drittel davon bestehen aus Kunststoffen.

Mit unserem Müll verursachen wir den leidvollen Tod von Seevögeln und Meereslebewesen. Von den in die Meere freigesetzten giftigen und hormonell wirksamen Weichmachern, Flammschutzmitteln und UV-Filtern ganz zu schweigen.

Das alles hält die wenigsten davon ab, bei jedem zweiten Einkauf läppische 20 Cent für Plastiktragetaschen auszugeben, um die bereits von Einweg- und Kunststoffverpackungen umhüllten Produkte nach Hause zu transportieren – ohne schlechtes Gewissen, dass Tüten und Verpackungen kurz darauf im Müll enden. Sechs Milliarden Plastiktüten werden allein in Deutschland jährlich verbraucht – mit einer Gebrauchsdauer von gerade einmal 25 Minuten. Der siebte Kontinent wächst dank unserer Verschwendung weiter.

Hier könnt ihr plastikfrei einkaufen

Die Säuberung der Ozeane hilft auf Dauer nur, wenn wir gleichzeitig gegen die Ursachen der Verschmutzung vorgehen. In den vergangenen Jahren hat sich eine Bewegung formiert, die nach Alternativen zum klassischen Konsum sucht. Unter dem Label "Zero Waste" versuchen ihre Anhänger, ihren Lebensstil so anzupassen, dass sie möglichst wenig bis gar keinen Müll produzieren. Unvermeidbaren Müll versuchen sie so gut es geht zu recyceln.

Zu "Zero Waste" gehört unter anderem die Idee des plastikfreien Einkaufens. "Zero Waste"-Händler versprechen ihren Kunden eine breite Palette von Artikeln, die keinen Kunststoff enthalten und nicht in Plastik verpackt sind. Läden wie Original Unverpackt in Berlin und Ohne in München zeigen, dass Einkaufen ohne Plastikverpackungen einfach und alltagstauglich sein kann.

Viele der Geschäfte werben außerdem mit dem nachhaltigen, biologischem Anbau sowie mit der Regionalität und Saisonalität der angebotenen Produkte. Wer das unverpackte Einkaufen selbst ausprobieren möchte, braucht lediglich ein paar Stoffbeutel, wiederverschließbare Dosen, Einmachgläser und vielleicht noch einen leeren Eierkarton. Die Ware wird lose und offen in großen Behältern angeboten, sodass die Kunden sie selbst abfüllen und einpacken können. Flüssigkeiten wie Essig und Öl werden aus großen in kleine Flaschen umgefüllt. Bei Duschgel und Shampoo findet das gleiche Prinzip Anwendung.

Vor dem Einkauf werden die mitgebrachten Dosen und Flaschen gewogen, sodass am Ende wirklich nur der Inhalt bezahlt wird. Durch das Abfüllsystem wird außerdem ermöglicht, dass die Kunden nur die Menge kaufen, die sie wirklich brauchen und der Anteil der im Müll landenden Produkte reduziert wird.

Diese verpackungsfreien Läden gibt es bereits im deutschsprachigen Raum:

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