400 Millionen mal wurde J Balvins Video "Ginza" auf Youtube geklickt – 50 mal mehr als "Hotline Bling". Zwanzig Wochen lang stand die Nummer auf Platz 1 in Spanien, Mexiko und Kolumbien. Er ist einer der Superstars der lateinamerikanischen Musikwelt. Jetzt will weltweit durchstarten.

Wer ist er?

Geboren wurde José Osorio Balvin in der kolumbianischen Metropole Medellín. Die meisten kennen die Stadt eher als Zentrum von Pablo Escobars Drogengeschäften als für die pulsierende Musikszene. Ursprünglich stammt der 30-Jährige aus gutem Elternhaus. Als wohlhabender Kolumbianer interessierte er sich lange nicht für spanische Musik, sondern eher für amerikanischen Rock. Als die Geschäfte seines Vaters nicht mehr liefen, musste die Familie in eine weniger noble Gegend umziehen – von da an lebt Balvin in zwei Welten, wie Balvin sagt. 

Mit 17 zog er für ein Auslandsjahr in die USA und entdeckte den Hip Hop für sich. Zurück in Kolumbien arbeitete der damals 19-Jährige daran, Künstler zu werden. 2009 landete er nationale Hits in Kolumbien, 2012 schaffte er dann den internationalen Durchbruch mit "Yo Te Lo Dije" – allerdings nur in spanisch sprechenden Ländern. 2015 wird er zum "Best Urban Artist" bei den Latin Grammys gewählt.

Was ist Reggaeton?

Reggaeton ist ein Mix aus Reggae, Dancehall, Hip Hop. Ursprünglich kommt die Musik aus Panama. In den 80ern hatten Jugendliche dort angefangen, beliebte jamaikanische Dancehall-Songs auf spanisch zu covern. Was als Untergrund-Musik begann, ist mittlerweile gängige Clubmusik. Lateinamerikaner nennen sie auch "Reggae en español" – den spanischen Reggae.

Um die Jahrtausendwende schwappte der Stil bis nach New York, wo er sich mit Elementen des Hip Hop vermischte. Seither kommt das Genre immer mehr im Mainstream an. In Deutschland konnte bisher nur der Daddy Yankee 2005 mit "Gasolina" einen Reggaeton-Hit landen.

Was macht J Balvin besonders?

Außerhalb spanisch sprechender Länder haftet Reggaeton immer noch ein Untergrund-Image an, nur wenige Künstler schaffen den internationalen Durchbruch. J Balvin könnte das ändern. Er interpretiert Reggaeton neu und mischt ihn mit Pop. Seine Songs klingen moderner und zugänglicher, als der aufgeregte Partyhit "Gasolina".

Es gibt zirka 400 Millionen spanisch sprechende Menschen auf der Welt. Obwohl 17 Prozent der amerikanischen Bevölkerung lateinamerikanischer Abstimmung sind, sind ihre Künstler kaum in den Medien vertreten. Selten zieren sie die Cover großer Magazine oder sind zu Gast in den beliebten Late-Night-Shows. Es gibt sogar eine exklusiven Music Award, den Latin Grammy.

Mit seiner Musik könnte J Balvin dem Reggaeton zu mehr Sichtbarkeit verhelfen. "Ich möchte, dass Mainstream-Künstler Latinokünstler als Gleichgesinnte akzeptieren – ohne dass wir auf Englisch singen müssen", sagt er in einem Interview mit dem Magazin Fader.