Wer superfleek und trendy as fuck sein möchte, kann sich ein paar schwarz-braune Pünktchen aus Tinte unter die Haut setzen lassen. In der Nasen- und Augensackgegend sehen die dann aus wie Sommersprossen, was deren Melanozyten-arme Träger*innen wiederum zu niedlicheren Menschen macht und dann die Welt rettet.

Bitte nicht. In Wahrheit sollen künstliche Sprossen wieder mal nichts anderes als unsere vom Aussehen besessene Gesellschaft zufriedenstellen, so etwas wie einen Schönheitstrend kreieren und möglichst viele "Oh sieh dir die mal an, ich will auch so sein"-Komplimente auslösen. Künstliche Sommersprossen sind die Selfiesticks der Tattoos, die dioptrienlosen Hipster-Brillen der Selbstinszenierung, die Like-Jagd außerhalb von Facebook. Nichts war je weniger wichtig.

Früher waren Sommersprossen verpönt

Es gab einmal eine Zeit, da waren Sommersprossen für Menschen das Schlimmste. Um das Jahr 1900 versprachen Werbungen Medikamente, welche die kleinen Pigmentablagerungen entfernen sollten. Alles für ein makelloses, reines Gesicht. Dabei haben echte Sprossen eine Funktion: Bei manchen Menschen färbt sich bei Sonneneinstrahlung die Haut nicht gleichmäßig dunkler, das schützende Melanin sammelt sich aufgrund einer klitzekleinen Mutation des MC1R-Gens in vielen kleinen Punkten auf der Haut statt überall.

Mehr als 100 Jahre später gibt es nun Menschen, die so heiß auf einen natürlichen Pünktchen-Look sind, dass sie ihn sich künstlich und semi-permanent einzeichnen lassen. Diese Art von kosmetischen Tattoos gehören ebenso wie künstliche Augenbrauen zum sogenannten Microblading.

Diese Aufmerksamkeitsverlangensbefriedgung hält laut einer Tattoo-Künstlerin aus Montreal bis zu drei Jahre unter der Haut und kostet bei ihr beispielsweise 250 kanadische Dollar. Und tatsächlich: Mit fast verschlossenen Augen und viel Fantasie sehen sie recht real aus. Wer möchte, soll. Unter dem Hashtag #freckyourself oder #tattooedfreckles dürft ihr dann ein Foto eures neu punktierten Gesichts posten und auf das Judgement der Instagram-Nutzer*innen warten, nach dem ihr ja so lechzt.