In ihren Bildern halten Mädchen bunte Blumensträuße oder Körbe voller Schmetterlinge. Mütter umarmen ihre Kinder, Frauen tanzen. So schön die Motive auf den ersten Blick wirken mögen: Es sind Bilder aus dem Krieg.

Mit ihrem Smartphone hat Saba Jallas Fotos von Explosionen nachbearbeitet und aus ihnen Bilder der Hoffnung gemacht. In einfachen Skizzen legt sie friedliche und einfühlsame Szenen über die Originale. So werden aus Rauchschwaden Blumensträuße, sich umarmende Menschen oder Friedenstauben. Inspirieren ließ sich die Künstlerin von einer palästinensischen Künstlergruppe, die 2014 Bombenexplosionen in Gaza umgedeutet hatten.

Mit den Friedensbildern hat Jallas im Juni 2015 angefangen, nachdem ihre Stadt vier Monate lang bombardiert wurde. Sie wollte nicht nur ihren Schock verarbeiten, sondern auch ein positives Zeichen setzen. Gegenüber ze.tt sagt sie: "Ich möchte einfach nur Liebe, Schönheit, Optimismus und ein Lächeln verbreiten – ohne das wären wir tot."

Ein vergessener Konflikt

Was genau geht im Jemen vor sich? Wer kämpft gegen wen? Der Konflikt ist komplex, mehrere Parteien streiten um die Macht im Land. Hauptgegner sind Anhänger des entmachteten Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi und Alliierte der religiösen Zaiditen, bekannt als Huthis. Seit die Huthis Ex-Präsident Hadi in die Flucht geschlagen haben, kontrollieren sie die Hauptstadt Sanaa.

Mittlerweile hat sich das Militär in zwei Lager gespalten: die eine Seite kämpft für Hadi, die andere für die Huthis und den Hadis Vorgänger Ali Abdullah Saleh, der noch immer politischen Einfluss im Land ausübt. Nach einer Serie von Selbstmordanschlägen im März letzten Jahres bat Ex-Präsident Hadi Saudi-Arabien um Hilfe, die nun die Huthis mit Luftangriffen stoppen sollen.

Allen gegenüber stehen die Al-Qaida und der IS, die das Land zusätzlich mit zahlreichen Anschlägen terrorisieren – und ihrerseits jeweils um die Macht im Land kämpfen. Der Konflikt in Jemen wird als Effekt aus den Spannungen zwischen Iran und Saudi-Arabien gesehen, da das Land eine wichtige Schnittstelle bei Ölverschiffung bietet. Dies und weitere Hintergründe zu diesem Konflikt erklärt der BBC in diesem Artikel.

Mittlerweile gibt es so viele Krisengebiete im Mittleren Osten, dass sich die westlichen Medien auf die großen konzentriert. Über die Konflikte im Jemen – dem ärmsten Land der arabischen Welt – werden kaum berichtet, ausländischen Journalisten kommen nur noch äußerst selten ins Land.

Viele Jemeniten sind den Kämpfen vor ihren Türen hilflos ausgesetzt. Flüchten ist fast unmöglich, da sie kein Visum in den Nachbarländern bekommen. Und so sitzen sie im eigenen Land fest.

Für sie werden die sozialen Kanäle zum Sprachrohr. Doch über die Verbrechen in ihrem Land zu reden ist nicht ungefährlich, viele fürchten sich vor Angriffen durch eine der Kriegsparteien. Aus dieser Angst heraus will auch Saba Jallas ihren aktuellen Wohnort nicht verraten.

Aber sie will weiter kämpfen, denn ihre Bilder machen auch anderen Mut: "Als meine Follower mir sagten, dass meine Bilder ihnen Hoffnung geben, hat mich das echt glücklich gemacht und mir einen Ruck gegeben, weiterzumachen."

Sie weiß, dass sie die Kriege nicht verhindern kann, aber sie sieht keine Alternative: "Vielleicht kann ich mit Bildern keinen riesigen Unterschied machen, aber Fröhlichkeit zu malen ist besser, als in Tränen zu leben."

Ein Ende des Kriegs ist vorerst nicht in Sicht. Nach der letzten Eskalation zwischen Saudi-Arabien und dem Iran ist zu befürchten, dass die Spannungen in der gesamten Golfregion weiter anhalten.

Saba Jallas gibt die Hoffnung nicht auf. Sie will weiter Friedensbilder malen. "Ich hoffe, mein Land bald sicher, ohne irgendwelche Explosionen und Rauch zu sehen. Dann kann ich wieder echte Blumen und Lächeln malen", sagt sie.