In Deutschland sterben jedes Jahr circa 860.000 Menschen – und sie alle landen in einem Sarg. Das ist Pflicht, auch bei Feuerbestattungen. Zwar gibt es Ausnahmen, zum Beispiel wollen sich Muslime verstärkt im Leichentuch beerdigen lassen, auch auf Waldfriedenhöfen lässt sich die Sargpflicht umgehen und ab und an stellt jemand seine sterblichen Überreste der Wissenschaft zur Verfügung. Aber der Großteil von uns landet in einem etwa zwei Meter mal 70 Zentimeter großen Holzkasten, der in 54,5 Prozent der Fälle im Krematorium bei 850 Grad verbrannt wird.

Das ist eine Menge Energie, die bei der Verbrennung aufgewendet werden muss. Es ist eine Menge Holz, die in der Erde oder im Feuer verschwindet. Und es sind um die 180 Kilogramm CO2, die dabei in die Atmosphöre geblasen werden. Und das, nur zur Erinnerung, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.

Einigen Kreativen ist das Sterben nicht nachhaltig genug, weshalb sie an Alternativen zum Sarg arbeiten. Manche wollen Tote beispielsweise zur Begrünung von Städten einsetzen. Die wohl abgedrehteste Idee stammt allerdings von der 41-jährigen Jae Rhim Lee. Am MIT forscht sie an einem Pilz-Anzug, der uns nach der Erdbestattung komplett verputzen soll – Haut, Haar und mögliche Schadstoffe inklusive. Ab Sommer 2016 soll der Anzug ausgeliefert werden, wie Fast Company berichtet. Auch eine Version für Haustiere ist in der Mache, schreiben Lee und ihr Team auf ihrer Website.

Lee empfiehlt, dass man sich innerhalb von 24 Stunden in dem Infinity Burial Suit beerdigen lässt. Die darin enthaltenen Sporen sprießen dann zu Pilzen heran, die die toten Körperzellern verspeisen und dabei Giftstoffe wie Tabakreste und Kosmetik-Rückstände aufnehmen. Kurz: Die Pilze kompostieren den Körper komplett.

Die größte Herausforderung sieht Lee nicht in der Funktionsweise des Anzugs, sondern darin, die Gesellschaft für das Thema "Nachhaltige Beerdigung" zu sensibilisieren. Klassisches Marketing helfe nicht weiter, man müsse sehr behutsam auf die Menschen zugehen.