Als ich vor drei Jahren in kurzer Zeit etwa 14 Kilogramm abgenommen hatte, hagelte es nur so vor Reaktionen. Vor allem Lob war dabei, und sehr oft kam es von Leuten, die ich nicht nach ihrer Meinung gefragt hatte. Irgendwie scheint das ein Ding in den Köpfen der Menschen zu sein: Wenn Leute abnehmen, muss es ihnen richtig gut gehen, sie haben hart dafür gearbeitet. Zumindest ist ganz klar, dass sie sicher abnehmen wollten, also muss man das auch mit einem Spruch honorieren.

Nein. Einfach nein. Es ist nicht so, dass Menschen nur deshalb abnehmen, weil sie es unbedingt wollen. Und auch nicht immer deshalb, weil ihnen ihr Körper nicht passt, Bauch zu dick, Po zu unförmig oder was auch immer. Viel zu oft nehmen die Menschen deshalb ab, weil sie sich innerlich unwohl fühlen, unterbewusst gezwungen, ausgegrenzt werden oder viel tiefer liegende Probleme haben, oft vom Umfeld und der Gesellschaft verstärkt. Zum Beispiel eine Angststörung oder eine schwere Depression. Und plötzlich wirkt ein Satz wie "Toll, wie du abgenommen hast" ziemlich deplaziert, oder?

Die Schauspielerin Lena Dunham, bekannt für ihre Rolle in der Serie Girls, hat schon lange genug davon, dass solche Dinge nicht wirklich berücksichtigt werden, und nur die als schön, stark und gesund gelten, die nebenbei eben gertenschlank sind. Sie kämpft abseits ihrer Arbeit gegen Sexismus und Bodyshaming und setzt sich für ein positives Verhältnis zum Körper ein – ganz egal, wie er aussehen mag, ob man groß, klein, dünn, dick ist oder eben ein kleines Zellolitchen unter der rechten Pobacke hat. Ein US-amerikanisches Boulevardblatt hat kürzlich einen Artikel mit 20 Diät-Tipps von Stars veröffentlicht, daneben ein Foto von Dunham, die kürzlich einiges an Gewicht verloren hatte. Damit gerieten sie an die Falsche.

Dunham nutzte die Gelegenheit, ihre ganz eigenen Diät-Tipps auf Instagram zu veröffentlichen. Tipp Nr. 2: Konstante Übelkeit in der Magengegend, eine sogenannte Nausea. Tipp Nr. 3: Eine Wahl, die die ganze Tiefe der US-amerikanischen Frauenfeindlichkeit aufzeigt. Tipp Nr. 10: Eine stille Wut, die das Verlangen nach Hunger mit dem Verlangen nach Rache ersetzt. Und Tipp Nr. 12: Merken, wer die echten Freund*innen sind.

Dunhams Liste ist ein Kinnhaken an die gesamte Diätkultur, wie sie in Schönheitsmagazinen und teilweise selbst in seriösen Medien propagiert wird. Sie zeigt, dass Abnehmen eben nicht immer eine Leistung ist. Sondern dass es allzu oft mit Augenringen bis zum Boden, mit einer zerstörten Beziehung, getrennten Eltern, einer immensen politischen Unzufriedenheit und noch größerem Schmerz darüber oder einfach einer Dysfunktion der Schilddrüse verbunden ist. Ach, das alles kann man genauso gut aufzählen, wenn jemand plötzlich einige Kilos zunimmt? Überraschung.

Um meine Geschichte vom Einstieg zu Ende zu bringen: Ja, ich war unzufrieden mit meinem Bauchspeck, ja, ich wollte abnehmen und ja, das war harte Arbeit. Aber das ist noch lange keine Einladung für alle dahergelaufenen Menschen, das auch zu kommentieren.

Well done, Lena!