Auf Verpackungen von Produkten aus anderen Ländern werben Supermärkte gerne mit stimmungsvollen Bildern, die uns von der dortigen Umgebung träumen lassen. So auch der Discounter Lidl. Mit seiner Eridanous-Reihe griechischer Produkte sorgte er jetzt aber für Aufruhr im Netz. Denn den auf den Verpackungen abgebildeten blau-weißen Gebäuden fehlt ein entscheidendes Detail: die Kruzifixe auf den Kirchendächern. Die Symbole der orthodoxen Kirchen auf der Insel Santorin hat die Supermarktkette durch Bildbearbeitung entfernt.

Aufgefallen war die Retusche, als in Brüssel und den Niederlanden vorletzte Woche die Themenwoche Griechenland anstand, wie tag24berichtet. Ein Kunde entdeckte die fehlenden Kreuze und erzürnte sich auf Facebook darüber, dass die Geschichte des Landes mit den veränderten Fotos ausgeblendet würde:

Ein Sprecher von Lidl erklärte auf Nachfrage des belgischen Fernsehsenders RTL Info, dass sie die Verwendung religiöser Symbole vermieden hätten, weil sie keinen religiösen Glauben ausschließen wollten: "Wir sind ein Unternehmen, das Vielfalt respektiert und das erklärt das Design dieser Verpackung."

Entschuldigung des Unternehmens

Mittlerweile veröffentlichte Lidl Österreich eine öffentliche Stellungnahme auf ihrer Facebook-Seite, die doch etwas anders klingt und "einen Fehler" einräumt:

Die Reaktionen unter dem Post überschlagen sich. Die meisten Nutzer*innen zeigen Unverständnis dafür, warum der Supermarkt christliche Symbole entfernt hat: "Wenn da auf den historischen Gebäuden ein Kreuz drauf ist, dann ist das einfach so! Man kann die Realität nicht einfach wegradieren!", schreibt etwa eine Userin. Andere nehmen dem Discounter das Neutralitätsargument nicht ab. Ein Screenshot einer anderen Lidl-Werbung für Pide zeigt etwa einen Halbmond, ein muslimisches Emblem – ein Nährboden für rechtsgesinnte Kommentare.

Auch Jens Spahn (ja, DER Jens Spahn) mischte sich in die Debatte ein.

Religion lässt sich nicht einfach ausradieren

Selbst der Guardian diskutiert, was die Bildbearbeitung kulturell und gesellschaftlich bedeutet. Autor Andrew Brown ist der Meinung, dass sich Religion nicht einfach aus dem Leben streichen lässt: "Indem man Glaubensrichtungen ignoriert, wird die Zukunft nicht einheitlich." Den Bestandteil einer Kultur wegretuschieren zu wollen, hält er für einen Akt bürokratischer Inkompetenz und ein Zeichen fehlender kultureller Sensibilität: "In diesem Fall ist die Kultur, der gegenüber Lidl sich unsensible verhält, deren eigene."

Die Bildbearbeitung hat also genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie wohl ursprünglich wollte. Statt ein Gefühl von Gleichheit zu fördern, verleugnet sie Diversität und blendet die Realität aus. Die Frage, die nachhallt lautet: Hätte sich wirklich jemand an den Kreuzen gestört?