Meine Oma interessiert sich für Technik. Sie hat ein Smartphone, ein Tablet und bastelt mir zu jedem Geburtstag eine Glückwunschkarte mit Photoshop. Auch bei Facebook wollte sie direkt mitmachen: Sie war neugierig, schließlich redeten alle davon. Sie wollte mitreden und das kann sie mittlerweile ziemlich gut: Sie ist immer up to date und nutzt das Soziale Medium nur für die Dinge, die sie wirklich braucht. Sechs Jahre nach ihrem ersten Like ist sie immer noch regelmäßig auf Facebook, hat 50 Freunde und genauso viele "Gefällt Mir"-Angaben.

Scrollt man durch ihre Timeline, so stößt man auf allerlei Bilder mit Zitaten von Heinz Erhard, Papst Franziskus oder Albert Einstein. Eine schöne Abwechslung in meiner studentischen Facebook-Welt. Doris gefällt die Band, in der mein Cousin Gitarre spielt und der Film "Beethovens Orchester – Geheimnis der Sinfonie".

Dass man auf Facebook auch Zeitungen liken und dadurch leichter Artikel lesen und teilen kann, war meiner Oma neu. "Bisher habe ich spannende Artikel abfotografiert oder gescannt und sie dann so gepostet" erklärt sie mir. Und fragt dann erstaunt: "Und dafür muss man nicht bezahlen?"

Facebook wird älter

Ihre virtuellen Freund*innen kennt sie alle persönlich. Der Cousin in Amerika, die Sitznachbarin aus dem Chor, ihre beiden ältesten Enkel. In ihrem direkten Freundeskreis ist keiner bei Facebook aktiv, meine Oma ist eine Ausnahme.

Dabei verrät eine amerikanische Studie, dass die Zahl der Facebooknutzer*innen, die älter als 55 Jahre alt sind, seit 2011 stark zunimmt, während Teenager und junge Erwachsene das Netzwerk weniger nutzen. In einem Zeitraum von drei Jahren haben sich 12 Millionen neue Nutzer*innen über 55 Jahre bei Facebook registriert. Das ist ein Zuwachs von 80 Prozent. Orientiert man sich an den amerikanischen Nutzer*innen, liegt meine Oma also voll im Trend.

Facebook hilft ihr vor allem dabei, mit Freund*innen in Kontakt zu bleiben, die sie sonst selten sieht. "Manchmal erkundigen sich Bekannte über die private Nachrichtenfunktion, wie es mir geht und was ich so mache. Das ist wirklich sehr praktisch." Meine Oma freut sich über Geburtstagsgrüße auf ihrer Pinnwand und wenn eine alte Nachbarin das Landschaftsfoto kommentiert, das Doris aus ihrem Urlaub postete.

Oma verhält sich vorbildlich auf Facebook

Andersrum erhascht meine Oma über Facebook gerne Einblick in das Leben ihrer Freund*innen. Eine Bekannte teilt Bilder einer befreundeten Künstlerin, lädt Doris zu Ausstellungen ein und ermöglicht meiner Oma so, über Facebook immer wieder Neues zu entdecken. "Und natürlich kriege ich von meinen Enkeln einiges mit, auch wenn wir eine Weile lang nicht mehr telefoniert haben." Meine Oma weiß dank Facebook auf welchen Veranstaltungen ich mich rumtreibe und wann die Band meines Cousins ihren nächsten Auftritt hat.

Eines stört sie allerdings: Einladungen zum Candy Crush spielen. Und Nutzer*innen, die in ihren Augen politischen Mist posten. Manche Freund*innen entfernt sie daher nach einiger Zeit wieder. "Von solchen Leuten brauche ich keine Informationen." Davon können sich junge Nutzer*innen gerne eine Scheibe abschneiden – Gefällt mir!

Stolz auf Facebook-Omi

Ich bin stolz darauf, meine Oma auch in der virtuellen Welt zu haben. Wir können am Leben der Anderen teilhaben, obwohl wir uns nicht oft sehen. Wenn sie dann doch mal Etwas genauer wissen will, schreibt sie mir eben bei WhatsApp, wir telefonieren oder sehen uns in den Semesterferien persönlich. Das ist eben immer noch am Schönsten.