"Echoes" nennen Nazis in den USA die Methode, mit der sie seit rund zwei Jahren jüdische Menschen in Foren und auf Websites markieren. Wer einen jüdisch klingenden Namen hat, soll ein Echo ausstrahlen, damit andere Rechtsradikale sie oder ihn identifizieren können.

Als Darstellung für das Echo verwenden die Nazis drei Klammern, die sie um den Namen der Personen setzen. Dabei half ihnen bis vor kurzem eine Erweiterung für Googles Browser "Chrome", die jüdische Namen anhand eines Such-Codes automatisch auf Websites markierte. Prominentestes Beispiel im Datensatz der Erweiterung: Michael Bloomberg, ehemals Bürgermeister von New York City. Um die Klammern ergänzt, wird sein Name auf Internetseiten so angezeigt: (((Michael Bloomberg)))

Google löschte die Erweiterung jetzt, nachdem die Kolleg*innen von Tech.Mic ausführlich über das Vorgehen der Nazis berichteten. Zuvor hatte sie 2.473 Nutzer und ein Fünf-Sterne-Ranking.

Das Zeichen soll rechte Theorien stützen

Ein Twitter-Nutzer, der die Extension heruntergeladen hatte, zeigt, wie sie in Aktion aussieht:

Das Ziel der Erweiterung war demnach, Verbindungen zwischen prominenten jüdischen Personen aufzuzeigen und rechte Theorien zu beweisen, nach denen jüdische Menschen die Medien, Banken und Konzerne kontrollieren.

Die Klammern werden nun schon seit rund zwei Jahren so verwendet. Der Ursprung liegt offenbar in einem rechten Podcast namens "The Daily Soah" aus 2014, in dem davon gesprochen wurde, dass "jüdische Nachnamen ein Echo in der Geschichte hinterlassen".

Nach Erscheinen der Podcast-Folge begannen antisemitische Social-Media-Nutzer, das Symbol zu nutzen. In den USA sind junge netzaffine Rechte als "alt-right" bekannt, eine Kombination aus alternativ und rechts. Wie der Independent schreibt, sind das "junge Online-Trolls, die über jüdische Menschen spotten und sie einschüchtern wollen".

Twitter-Nutzer holen das Symbol von den Nazis zurück

Den Nazis kommt entgegen, dass Nutzer keine Suchergebnisse geliefert bekommen, wenn sie etwa auf Google oder Twitter nach den Klammern suchen. "Wir zeigen dieselben Resultate, unabhängig davon, ob Klammern eingesetzt werden oder nicht", antwortete eine Google-Sprecherin auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung.

Bei Twitter wird das Zeichen von Nazis zunehmend verwendet, um Journalisten zu kennzeichnen. Jüngst wurde der Washington-Korrespondent der New York Times, Jon Weisman, Opfer des Symbols. Er wurde von einem User angetwittert, der Weismans Namen in die Klammern setzte: "Hello ((( Weisman )))". Auf Nachfrage antwortete der mittlerweile gelöschte Account @Rusted_Ovum mit: "Es ist eine Hundepfeife, du Idiot."

Als Antwort darauf setzte er seinen eigenen Twitter-Nick in die Klammern und retweetete alle folgenden Anfeindungen – als Zeichen dafür, dass er sich nicht einschüchtern lasse. Seine Erfahrungen beschreibt der Journalist in einem Artikel.

Die Anti-Defamation League (ADL) stufte das Symbol der Klammern gestern als "hate speech" ein und fügten es ihrer Datenbank für Hass-Symbole hinzu. "Das Echo-Symbol ist das Online-Equivalent eines antisemitschen Graffito", sagte Jonathan A. Greenblatt, ADL-Chef, in der Pressemitteilung.

Twitternutzer zeigen unter dem Hashtag #echoes seit Tagen Solidarität und setzen zusätzlich ihre eigenen Namen in Klammern.

So wollen sie dem Symbol, das in den Anfangstagen des Internets eigentlich eine Umarmung darstellen sollte, seine ursprüngliche Bedeutung zurückgeben. Auch wenn Antisemitismus immer noch ein ernstzunehmendes Thema ist und die Nazis einen Weg gefunden haben, ihren Hass zu verbreiten: auf das Internet ist Verlass.