Integration scheitert oft schon an der Sprachbarriere. Deshalb will es die App Speakfree Hilfsorganisationen erleichtern, mit Flüchtlingen zu kommunizieren. Dafür bietet die Chat-App die Möglichkeit, Nachrichten in mehrere Sprachen zu übersetzen – darunter Englisch, Französisch, Russisch, Arabisch, Dari und Urdu. Zudem benötigt man für die Anmeldung keine Mail-Adresse und kein Profil, alles läuft anonym. Unterhalten kann man sich nur mit Menschen in seiner Umgebung.

Vier Festangestellte und mehrere Freelancer haben Speakfree umgesetzt – in gerade einmal zehn Tagen. Wir haben mit dem Gründer Peter Mühlberger über die App gesprochen.

Herr Mühlberger, Sie bewerben Speakfree vor allem als Messaging-App für die nähere Umgebung, bieten jetzt aber auch gezielt Spezial-Accounts für NGOs an, um leichter mit Flüchtlingen ins Gespräch zu kommen. Für wen ist die App denn nun gedacht?

Peter Mühlberger: Speakfree ist quasi für jeden interessant: Angefangen vom Einheimischen, der im Café eine Empfehlung für das beste Stück Kuchen haben möchte, über den Urlauber, der im Feriendomizil die interessantesten Ecken erkunden möchte, bis hin zum Auswanderer, der in seiner neuen Wahlheimat Landsleute sucht ...

... aber vor allem die Kommunikation zwischen NGOs und Flüchtlingen soll erst mal im Vordergrund stehen. Eine Übersetzungsfunktion bieten auch andere Dienste – etwa Google Translate. Was kann Speakfree besser?

Die Gegenüberstellung ist ein wenig so, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen: Wenn man Google Translate nutzt, benötigt man ja trotzdem noch einen Kanal, über den man kommunizieren kann. Dagegen ist bei Speakfree die Übersetzungsfunktion ja nur ein Teil unserer App. Um Gespräche untereinander in derselben Sprache zu erleichtern, bietet die App zudem die Möglichkeit, in einzelnen Chaträumen der jeweiligen Sprachen miteinander zu kommunizieren.Welche Hilfsorganisationen nutzen bereits Ihre App?

Aktuell arbeiten die Diakonia München und die IHA als erste Hilfsorganisationen mit Speakfree. Mit weiteren sind wir in intensiven Gesprächen.Ist Ihnen ein Fall bekannt, in dem Ihre App schon weitergeholfen hat?

Tagtäglich unterhalten sich hunderte Personen über unsere App – worüber genau, wissen wir natürlich nicht. Seit Anfang September testet die Diakonia München die App auf Herz und Nieren in der Praxis und bindet Speakfree verstärkt in ihre Kommunikation mit Asylsuchenden ein.Sie sind ein Unternehmen, das auch Geld verdienen muss. Werden Sie die Instant-Translate-Funktion irgendwann kostenpflichtig machen und müssen dann auch NGOs zahlen?

Natürlich werden wir in Zukunft nach Monetarisierungsoptionen suchen. Wir können aber auf alle Fälle ausschließen, dass NGO-Accounts oder die Translate-Funktion jemals etwas kosten werden.Wir haben die App in Berlin-Mitte getestet und es kamen nicht allzu viele Gespräche zustande. Wie viele Nutzer haben Sie weltweit bereits? Welche sind die Städte, in denen die App am häufigsten genutzt wird?

Derzeit liegt unser Fokus ganz stark darauf, passende NGOs zu kontaktieren und diese in der Kommunikation mit Flüchtlingen zu unterstützen. Daraus folgt in den nächsten Wochen zwangsläufig eine bessere Verbreitung.Sie haben die "Freifunker" in München mit 100 Routern ausgestattet. Warum gerade 100 Stück?

Ich war auf der Suche nach NGOs, für die Speakfree interessant sein könnte und bin dabei auf die Freifunker gestoßen. Ohne Internet ist Speakfree auch nicht nutzbar – es ist also einfach naheliegend, die Freifunker hier zu unterstützen. 100 Router decken den Bedarf für Flüchtlingsunterkünfte im Raum München, so ist diese Zahl entstanden.