Sean Spicer hat in einer Pressekonferenz behauptet, Assad sei schlimmer als Hitler, denn der habe immerhin nicht die eigene Bevölkerung vergast. Wer im Geschichtsunterricht aufgepasst hat, wird einige Schwächen in dieser Argumentation entdecken. Eines beweist Spicer so aber auf jeden Fall: Er hat von Geschichte keinen blassen Schimmer und du kannst ihn mithilfe einer Hand voll Filme locker in die Tasche stecken.

Zugegeben, Filme sind nicht die beste Methode, um sich geschichtliches Fachwissen auf die Festplatte zu hauen. Aber manchmal muss es eben fix gehen und dann ist "möglichst historisch korrekt" immer noch gut genug. Wir haben daher eine kleine Sammlung zusammengestellt, mit der du an einem Tag genug über die Geschichte der USA lernen kannst, um Sean Spicer zu schlagen. Yeah!

1. 12 Years a Slave

Rassismus und Hass reißen Familien auseinander, zerstören Menschen und zerfressen unsere Gesellschaft. Der Film 12 Years a Slave basiert auf der gleichnamigen Biografie des Schwarzamerikaners Solomon Northup, der 1841 in New York verschleppt und versklavt wurde. Das Leid, das ihm in den folgenden Jahren widerfuhr, die entwürdigenden Folgen des Rassismus und der Sklaverei und sein Kampf für die Freiheit, machen diesen Film zu einem wichtigen Zeugnis US-amerikanischer Geschichte.

2. Schindlers Liste

Sean Spicer könnte nach seinem Hitler-Vergleich sicher einiges in deutscher Geschichte nachholen. Die ist nämlich, vor allem wenn es um den Holocaust geht, auch für die US-Amerikaner*innen höchst relevant. Nicht nur kämpften viele amerikanische Soldaten für die Befreiung Europas und der Menschen in den Konzentrationslagern. Beinahe alle jüdischen Familien in Nordamerika haben Angehörige, Freunde und Vertraute im Holocaust verloren. Viele Überlebende wanderten außerdem nach den Schrecken des Krieges in die Staaten aus.

Filme wie Der Pianist, Der junge im gestreiften Pyjama oder Das Leben ist schön, zeigen auf ganz unterschiedliche Arten die Schrecken des Holocausts und dessen Bedeutung für jüdische Gemeinden auf der ganzen Welt. Besonders eindrücklich jedoch vermittelt Schindlers Liste die kollektiven Erfahrungen der europäischen jüdischen Bevölkerung.

Der Film erzählt die Geschichte Oskar Schindlers, der als deutscher Fabrikant in Polen alles tat, um das Leben seiner jüdischen Mitarbeiter*innen zu retten. Für sein Meisterwerk wurde Regisseur Steven Spielberg 1998 sogar der Bundesverdienstorden verliehen.

3. Letters from Iwo Jima

Der Zweite Weltkrieg fand für die USA an zwei Fronten statt. Während ein Teil der Truppen den europäischen Verbündeten im Kampf gegen die Nazis beistand, kämpften andere Verbände gegen das japanische Kaiserreich.

Zwei Filme zeigen den Krieg zwischen Japan und den USA auf besondere Weise: Flags of Our Fathers und Letter from Iwo Jima. Beide entstanden unter der Regie von Clint Eastwood. Flags of Our Fathers erzählte die Geschichte des Krieges aus Perspektive der US-Amerikaner. Letters from Iwo Jima zeigt die Schlacht um die pazifische Vulkaninsel aus der Perspektive der japanischen Soldaten, die diese verteidigen sollten. Damit eröffnet der Film eine Perspektive, die in US-amerikanischen Kriegsfilmen gerne ignoriert wird.

4. Selma

Die Stadt Selma in Alabama wurde in den 1960er Jahren überwiegend von Schwarzamerikaner*innen bewohnt. Trotzdem waren nur 130 von ihnen zu den 1961 stattfindenden Wahlen zugelassen. Versuche der Bürgerrechtler*innen, mehr Menschen als Wähler*innen registrieren zu lassen, wurden von der Polizei verhindert. Sie ließen immer wieder Schwarzamerikaner*innen festnehmen und gingen gewaltvoll gegen die Aktivist*innen vor.

1965 schließlich gipfelte der Protest der schwarzamerikanischen Bevölkerung in den Selma-Montgomery-Märschen, an denen auch namenhafte Bürgerrechtler*innen wie Martin Luther King Jr. teilnahmen. Zweimal wurden die Protestierenden von Polizist*innen gewaltvoll auseinandergetrieben oder aufgehalten. Am 21. März 1965 erreichten sie bei einem dritten Versuch nach fünf Tagen endlich Montogomery. Dafür hatten sie 86 Kilometer zu Fuß zurücklegen müssen. Die Märsche werden häufig als der Höhepunkt der Bürgerrechtsbewegung bezeichnet.

Dass der Film Selma bei den Oscars 2015 nicht den Preis für den besten Film gewann, löste übrigens die #oscarssowhite-Debatte aus.

5. Full Metal Jacket

Du dachtest, der Kubrick-Klassiker ist der absurdeste Kriegsfilm überhaupt? Falsch gedacht. Der Film basiert zu großen Teilen auf den Erfahrungsberichten eines Vietnam-Veterans und wird von vielen als ziemlich realitätsnah eingeschätzt. Auf jeden Fall kannst du aus Full Metal Jacket mehr über den Vietnam Krieg lernen als aus Rambo oder Wir waren Helden.

6. Apollo 13

Mit dem Apollo-Programm wollte die US-amerikanische Regierung seit 1961 Menschen auf den Mond befördern. Flug dreizehn wurde jedoch unerwartet zur Katastrophe. Einer der Tanks der Rakete fing während des Fluges Feuer, weswegen die komplette Mission aufgegeben werden musste. Nur mit viel Glück, Improvisation und dem unbedingten Willen der Besatzung sowie der Raumfahrtbehörde, konnte die Crew wieder sicher zur Erde gebracht werden. Der Unfall wurde zu einem entscheidenden Moment der US-amerikanischen Raumfahrtgeschichte.

7. How to Survive a Plague

In den 1970er Jahren begann die US-amerikanische Gesellschaft langsam, Homosexuelle als Teil der Bevölkerung zu akzeptieren – und dann kam Aids. Die Krankheit verschlimmerte nicht nur bestehende Stereotype, sie vernichtete auch eine ganze Generation homosexueller junger Erwachsener. Gleichzeitig unternahm die Regierung nichts gegen die Epidemie.

Zehn Jahre lang mussten Aktivist*innen um die Anerkennung der Regierung, finanzielle Unterstützung für die Forschung und eine erneute Entstigmatisierung der eigenen Sexualität kämpfen. How to Survive a Plague erzählt ihre Geschichte und wurde 2013 als bester Dokumentarfilm für einen Oscar nominiert.

8. The Big Short

Der Zusammenbruch der Immobilienblase in den USA wirkte sich auf die ganze Welt aus. Trotzdem verstehen viele bis heute nicht genau, was da eigentlich vor sich ging. Gut, dass es Filme gibt, die einem komplexe Zusammenhänge zumindest im Ansatz verständlich werden lassen. Einer davon ist The Big Short. Falls du also bis heute nicht kapiert hast, wie Märkte implodieren und Börsen funktionieren: Anschauen!

So, jetzt hast du 1.086 Minuten Lernmaterial, das du dir anschauen kannst. Das sollte reichen, um mehr über die Geschichte der USA zu wissen als Sean Spicer.