Je näher das Wochenende kommt, desto freudiger werden wir normalerweise. Im Umkehrschluss heißt das: Je weiter weg das Wochenende ist, desto schlechter gelaunt sind wir. Und da Montag nun mal der Tag ist, auf den noch fünf weitere Tage folgen müssen, bis endlich der dringend ersehnte Samstag da ist, können wir Montage am wenigsten leiden. Ist alles logisch eigentlich.

Dass es Millionen anderen Menschen genauso geht, ist zwar nicht beruhigend, erklärt aber zumindest die vielen unglückseligen Gesichter in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Menschen, die mit hängenden Mundwinkeln zur Arbeit düsen, leiden wohl in mehr oder weniger radikaler Ausprägung auch unter dem wöchentlichen Montagsmissmut.

Das haben Forscher*innen am Complex Systems Center an der University of Vermont herausgefunden, indem sie Twitter-Nachrichten auf Glücksgefühle untersucht haben. Demnach verbessert sich unsere Stimmung, je fortgeschrittener die Woche ist, mit einer Stimmungsspitze am Samstag, bevor sie danach wieder in den Keller stürzt.

Dafür haben die Wissenschaftler*innen seit 2009 die genaue Wortwahl von etwa zehn Prozent aller täglichen Twitter-Postings analysiert. Das Tool dazu heißt Hedonometer. Zu Beginn des Projekts hat sich das noch einfach dargestellt, damals setzten User*innen weltweit noch circa 2,5 Millionen Nachrichten täglich ab, 2017 sind das bereits 500 Millionen. Die tägliche Stichprobe umfasst derzeit also 50 Millionen Tweets. Für die Auswertung wiesen die Forscher*innen mehr als 10.000 häufig verwendete Wörter einem Wert von 1 bis 9 auf einer Glücksskala zu.

Die Ergebnisse lassen nicht nur darauf schließen, dass wir Montage am meisten verabscheuen. Sie können auch einen Einblick darauf geben, wie das Twittervolk (aktuell sind das mehr als 328 Millionen aktive Nutzer*innen jeden Monat) auf große Ereignisse reagiert. Demnach war der bisher traurigste Twitter-Tag der Tag nach der Massenschießerei in Las Vegas am 2. Oktober dieses Jahres. Ein weiteres Stimmungstief erlebte Twitter am 2. Mai 2011, als Osama bin Laden getötet wurde. Die damals verwendete Sprache "spiegelte wieder, dass einer sehr negativ gesehenen Person ein sehr negatives Ende wiederfuhr", steht auf der Projekt-Website.

Auch wenn diese Erkenntnisse nicht allzu überraschend sind, haben wir nun wenigstens eine empirische Bestätigung dafür, dass andere an Montagen mindestens genauso schlecht gelaunt in die Arbeit gehen. Und obwohl Twitter-Nutzer*innen in einer Filterblase leben, können durch die enorme Daten- und Informationsmenge in kurzer Zeit Rückschlüsse auf den Rest der Bevölkerung gezogen werden. Vielleicht sogar soweit, dass arbeitsrechtliche Änderungen angedacht und Montage zukünftig arbeitsfrei bleiben. Ob dann Dienstag der neue Montag wird, bleibt abzuwarten.