Bekannterweise sind nicht alle Dinge, die aus unserem Nachbarland Österreich kommen, besonders erfreulich. Eines der jüngsten Projekte, das unter diese Kategorie fällt, trägt den Namen Defend Europe. Die Idee dahinter, zusammengefasst in einem Satz: ein Boot chartern, um damit die Außengrenzen Europas vor den Horden illegaler Immigrierender zu verteidigen.

Wer steckt hinter der Aktion?

Entstanden ist dieses Projekt im beschaulichen Österreich, erdacht von Anhänger*innen der Identitären Bewegung. Die rechtsextreme Gruppierung entstand 2003 in Frankreich und hat inzwischen Anhänger*innen in ganz Europa. In Deutschland wird sie inzwischen vom Verfassungsschutz beobachtet, da man "Anhaltspunkte für Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung" sehe. Mehr zu den Identitären erfahrt ihr in diesem Video:

Warum wollen die Identitären ein Boot chartern?

Die Identitären starteten im Mai 2017 eine Crowdfunding-Kampagne, mit der sie Geld sammeln wollten. Auf der Website der Identitären ist zu lesen, dass sie mit dem gesammelten Geld "gegen die Schlepperschiffe vermeintlich 'humanitärer' NGOs an der italienischen Küste vorgehen" wollen. NGOs würden "unter dem Deckmantel humanitärer Rettungsaktionen hunderttausende illegale Migranten nach Europa" schleppen und seien damit "auch für das Ertrinken tausender Afrikaner im Mittelmeer verantwortlich".

Aus den offiziellen Kanälen der Identitären geht hervor, dass sie mit dem gecharterten Schiff die Aktivitäten der NGOs überwachen wollen. Die Kanadierin Lauren Southern, die in das Projekt Defend Europe involviert ist, sagte jedoch BuzzFeed News, dass man plane, Schiffe zu blockieren und zu stören. Ob es sich dabei um Boote mit Geflüchteten an Bord oder um Schiffe von NGOs, die versuchen, Menschenleben zu retten, geht, ist nicht klar.

Die Identitären wollen Europa verteidigen – vor Migranten und Afrikanern, die scheinbar Europa bedrohen. In Notsituationen wolle man Flüchtende auch retten, so der Identitäre Patrick Lenart gegenüber dem Spiegel. Man wolle die Menschen jedoch nicht an die italienische Küste bringen, sondern in Kooperation mit der libyschen Küstenwache zurück ans nordafrikanische Festland.

Warum verzögert sich das Projekt?

Die Identitären haben es mit der Kampagne geschafft, über 100.000 Dollar zu sammeln. Inzwischen gibt es ein Schiff, die C-Star. Laut BuzzFeed News brach diese vor einigen Wochen von Dschibuti in Ostafrika in Richtung Catania, Italien auf. Dort sollten die Mitglieder der Identitären Bewegung an Bord gehen. Und jetzt wird es kompliziert.

Denn das Schiff steckt seit Freitag in Famagusta auf Zypern fest. Warum ist bislang nicht ganz klar. Laut dem Twitteraccount von Defend Europe tankte das Boot dort zunächst.

Laut einer zypriotischen Presseagentur wurde jedoch die Crew der C-Star von Bord evakuiert und der Kapitän festgenommen. Es soll Probleme mit den Papieren der aus Sri Lanka stammenden Crewmitglieder gegeben haben. Festgenommen wurde der Zeitung zufolge auch der Besitzer des Schiffs. Ihm werde Schlepperei und Schmugglerei vorgeworfen.

Defend Europe hat inzwischen bestätigt, dass es Probleme mit der Schiffscrew gäbe. Zwanzig aus Sri Lanka stammende Crewmitglieder wären nur in einem Trainingseinsatz gewesen und sollten spätestens in Zypern zurück in die Heimat geflogen werden. Die restliche Crew sollte dann weiter nach Italien fahren. Fünf der zwanzig angehenden Seemänner haben nun scheinbar Asyl in Zypern beantragt. Laut Defend Europe stecken dahinter NGOs, die die Crewmitglieder auf dem Weg zum Flughafen abgefangen und dazu überredet haben sollen.

Wie geht es weiter?

Wann das Schiff in Italien ankommt und die Identitären zu ihrer Mission aufbrechen können, ist und bleibt also bislang unklar. Es heißt, sie soll noch diese Woche in Catania ankommen. Der Bürgermeister der Stadt Enzo Bianco drohte den rechten Aktivist*innen laut Angaben der Süddeutschen Zeitung vorab damit, das Anlegen des Schiffes zu verhindern: "Diese 'Mission' scheint den einzigen Zweck zu haben, Konflikte anzustacheln." Von einer Verteidigung Europas zu sprechen sei "demagogisch".