"Halt den Mund und zeig uns deine Titten." Dieser Satz fasst ganz gut zusammen, wie viele Facebooknutzer auf eine Rede der 24-jährigen Emily Ratajkowski reagiert haben, in der sie Bernie Sanders, Gegenkandidat von Hillary Clinton bei er US-Wahl, unterstützt. Ratajkowski ist bekannt für ihre Rolle in Gone Girl. In dem Kinofilm spielte sie Andie, die Geliebte des Hauptcharakters. Im Video von Robin Thickes Blurred Lines trat sie oben ohne auf.

In Lena Dunhams Lennyletter hat sie nun über ihre Kindheit geschrieben. Ihr Vater nannte sie liebevoll Baby-Frau, weil sie mit zwölf Jahren schon Körbchengröße D hatte, aber noch immer wollte, dass ihre Mama bei ihr im Zimmer schlief. In der achten Klasse zog die Vizerektorin der Schule an Emilys BH-Träger, weil der von der Schulter gerutscht war. Sie tat es vor der ganzen Klasse. Und als sie 13 war, ein Einzelkind, an Erwachsene gewöhnt, nahm ein Freund der Familie sie zur Seite: "Ein Mädchen wie du sollte sich zurückhalten." Emily, die einfach nur gute Gespräche bei einer Feier genossen hatte, wusste überhaupt noch nicht, was er meint.

[Außerdem bei ze.tt: Irgendwann dürfen wir uns alle schön finden. Noch aber nicht.]

Und während die Eltern sich sorgten, dass Emily in der Modebranche ausgenutzt werden könnte, hatte die vor allem im Privatleben eine harte Zeit. "Gerade jene Menschen, die die Modeindustrie als unterdrückend und sexistisch bezeichneten, bemerkten ihre eigenen Grenzüberschreitungen nicht. Ihre Bemerkungen fühlten sich viel persönlicher an", schreibt Emily. "Und sie trafen mich härter." Da war sie 15.

Heute schaut sie in den Spiegel, blickt sich selbst in die Augen. Sie hört noch immer die Stimmen, die sie daran erinnern, bloß keine falschen Botschaften zu senden. Sexy, so verstehe es sich in unserer Gesellschaft, sei trashig. Weil Frauen dann mit den geheimen Wünschen von Männern spielen. "Für mich ist 'sexy' eine Form von Schönheit, eine Form der Selbstentfaltung. Eine, die gefeiert werden sollte und wunderbar weiblich ist."

Mit der New York Times sprach sie am Wochenende ebenfalls über die Reaktionen im Netz. "Es ist unglaublich frustrierend, dass die Gesellschaft noch immer glaubt, Frauen könnten nicht gleichzeitig politisch, Feministin und Sex-Symbol sein." Dabei sei es doch die Pflicht von Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, sich für Dinge einzusetzen, an die man glaubt. Auch vom Feminismus habe sie sich mehr erwartet: "Schade, dass Frauen einander nicht unterstützen können, nicht wegen Geschlecht oder Rasse, sondern für ihre Ideen."