Über das Bildungssystem wird ständig und überall gestritten. Für die letzte große Debatte in Deutschland sorgte vor zwei Jahren eine Schülerin aus Köln. "Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen", schrieb sie auf Twitter. "Aber ich kann 'ne Gedichtanalyse schreiben. In 4 Sprachen." Der Tweet traf einen Nerv, er wurde geteilt und diskutiert, Schülerin Naina K. trat im Fernsehen auf und schrieb einen Gastbeitrag bei Zeit Online.

Konsequenzen für das deutsche Bildungssystem ergaben sich aus der Diskussion keine. Nach wie vor stellt sich die Frage: Ist Schule tatsächlich sinnvoll, wie sie ist? Oder muss der Unterricht praxisnäher werden?

Diese Frage stellt man sich auch in den USA und experimentiert mit lebensnahem Unterrichtsstoff. Aber das geht auch mal nach hinten los, zuletzt an der Highland High School in Salt Lake City.

Um seinen Unterricht anschaulicher zu gestalten, gab ein Lehrer seinen circa 16 Jahre alten Schüler*innen im Fach "Adult Roles and Financial Literacy" die Hausaufgabe, auf ein Date zu gehen. Dabei durften sie nicht mehr als fünf US-Dollar ausgeben. Offenbar diente die Aufgabe dem Zweck, den sparsamen Umgang mit Geld zu lernen. Stattdessen beschwerten sich Eltern, die Aufgabe sei sexistisch und frauenfeindlich.

"Benehmt euch ladylike", "Wenn ihr glaubt, ihr seid zu dick, behaltet es für euch"

Denn die Aufgabe beschränkte sich nicht etwa auf die Anweisung: Geht auf ein Date und kommt mit fünf Dollar klar. Stattdessen standen auf den Hausaufgabenbögen Handlungsempfehlungen für Frauen und Männer. Auf diese Weise wurde nicht nur impliziert, dass die Schüler*innen mit dem jeweils anderen Geschlecht auf ein Date gehen mussten. Die Empfehlungen lasen sich auch noch so, als stammten sie aus den 1950ern. Insbesondere der Bogen für Frauen sorgte für Empörung, eine erboste Mutter postete ihn auf Facebook.

Die Empfehlungen sahen unter anderem vor, "feminin und ladylike" zu sein und bloß keine Sätze fallen zu lassen wie "Ich finde mich zu dick." Die Schülerinnen sollten auch ja das bestellte Essen aufessen und nicht das Geld des Mannes verschwenden. Außerdem sollte den Herren beim Date die Möglichkeit gegeben werden, als Gentleman aufzutreten – die Damen sollten also darauf warten, dass ihnen die Tür geöffnet wird.

Auch die Empfehlungen für die Schüler erschienen wie aus der Zeit gefallen. Unter anderem stand auf dem Blatt, dass es okay ist, als Mann seine Gefühle zu zeigen. Man sollte das Date außerdem mit dem vollgetankten Auto abholen und Blumen mitbringen.

Auf Facebook und Twitter gab es reichlich Kritik an der Aufgabe. User bezeichneten sie als klischeehaft, überholt und kritisierten den heteronormativen Ansatz. Jenn Oxborrow, die Mutter, die den Bogen auf Facebook postete, sagte: "Wenn du herauszufinden versuchst, wo du mit deiner Genderidentität stehst und dann so eine Hausaufgabe bekommst, kann das ein Kind gefährden." Die Lehrer*innen müssten sensibler unterrichten.

Highschool-Rektor Chris Jenson sagte der Salt Lake City Tribune, die Hausaufgabe würde ohne Zweifel Stereotypen vermitteln. "Es gibt tatsächlich relativ undurchsichtige Dinge in der Aufgabe und das muss geupdatet oder beseitigt werden."

Statt der Teenager hat eher das Utah Department of Education dazugelernt: Die Behörde nahm das Unterrichtsmaterial mittlerweile aus seinem Archiv.