Seit Jahren herrscht Syrien ein Krieg, von dem niemand weiß, wann er enden wird. Und ob die Kinder des Landes sich je wieder davon erholen werden können.

Woanders dagegen haben Menschen Spaß, können sich Apps wie "Pokémon Go" herunterladen und – falls sie nicht gerade wegen starrem Blick aufs Smartphone von einer Brücke fallen – das Spiel in Sicherheit erleben.

Grund genug für Khaled Akil, um ein ungewöhnliches Projekt zu starten. Er nahm Fotos, die beispielsweise das verwüstete Aleppo zeigen, und montierte nachträglich Pokémon ins Bild.

Seine Bilder werden so zu einem Symbol dafür, wie sehr das Leid in Syrien aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt wird – und dafür, welches Privileg diejenigen haben, die in ihrer Stadt mit Freunden friedlich Pokémon fangen können.

Der Fotograf, selbst aus Aleppo, möchte mit seiner Aktion Pokémon Go in Syria vor allem auf die Kinder in den Kriegsgebieten aufmerksam machen.

"Es ist eine gute Möglichkeit, den Menschen auf künstlerische Weise Geschichten aus Syrien zu erzählen", sagte Akif im Interview mit The Creators Project.

Unter dem Hashtag #PokemonInSyria posten derzeit auf Instagram und Twitter Menschen, die sich von der Aktion inspiriert fühlen und ihre eigenen Bildbearbeitungen hochladen.

Darunter sind auch Fotos von syrischen Kindern, die Zeichnungen der japanischen Anime-Monster in die Kamera halten. Die Aussage: "Wenn dir die Kinder in Syrien egal sind: Es gibt auch Pokémon, die dort leiden."

Der Slogan "Ich bin in Syrien. Rette mich" wurde zu einem inoffiziellen Motto der Aktion. Dahinter steckt vor allem eine zynische Pointe: Die Pokémon auf den nachbearbeiteten Fotos sehen allesamt so aus, als seien sie traurig – und stechen durch ihre Farbgebung hervor, so dass unsere Augen sich zunächst auf sie fokussieren. Und dann erst auf das Leid daneben.