Er zählt zu den bekanntesten Russen und den größten Helden des Landes: Jurij Alexejewitsch Gagarin, sowjetischer Kampfpilot und erster Mensch im Weltall. Vor 55 Jahren, am 12. April 1961, um 9.07 Uhr Moskauer Zeit, startete der damals 27-Jährige mit dem Raumschiff Wostok-1 in Richtung Kosmos, umrundete den Globus offiziell in 108 Minuten. Als er nahe der zentralrussischen Stadt Saratow im Wolga-Gebiet landete, hatte Gagarin Weltgeschichte geschrieben.

Sein Land feierte ihn als modernen Christoph Kolumbus, die UdSSR lag beim Wettlauf ins All gegenüber den USA klar vorn. Gagarin wurde zum Symbol der Sowjetunion, sein Gesicht mit dem berühmten Lächeln zur Ikone im gesamten Ostblock. Nur sieben Jahre nach der spektakulären Reise ins All verunglückte Gagarin bei einem Übungsflug mit einem Jagdflugzeug tödlich. Der Mythos des ewig jungen, attraktiven Helden lebte indes fort.

Gagarin war zum Idol geworden. Noch heute kennt jedes Kind den berühmten Russen. Am 12. April feiert Russland den "Tag der Kosmonauten", den die Vereinten Nationen vor einigen Jahren außerdem zum internationalen Tag der bemannten Raumfahrt erklärt haben.

Die Russen bejubeln ihren Helden vor allem im Internet. In den Sozialen Medien erinnern sie an seinen großen Erfolg. Sie teilen alte Bilder Gagarins, Propaganda-Plakate von der Eroberung des Weltraums und seine berühmten Worte beim Start der Rakete: Gagarins "Pojeachli!" (los geht’s).

Bilder des Erfolgs: Jurij Gagarin, Held der Sowjetunion.

Gagarin war beliebt bei den Menschen, auch für sein strahlendes Lächeln.

Die Sowjetische Propaganda schlachtete den historischen Erfolg natürlich aus.

Zeitungsseiten von damals, die die Sensationsnachricht verbreiteten, werden im Internet geteilt – besonders häufig englischsprachige Titel.

Vielen Künstlern diente Gagarins als Vorlage für ihre Arbeit.

Das größte Kunstwerk dürfte in diesem Jahr Künstler in der Region Rjasan, einer Stadt südöstlich von Moskau, geschaffen haben. Sie nutzten Schnee und einen zugefrorenen See für ihre Arbeit.

Zu besonderen Anlässen lackiert die Moskauer Metro regelmäßig ihre Waggons. Zum Tag der Kosmonauten donnerte dieser Sonderzug durch den Untergrund der russischen Hauptstadt:

Google kann Doodles, Yandex, die russische Suchmaschine, gestaltet gleich eine ganze Themen-Seite: Vor der Suche kann man hier Gagarins Reise ins All nachverfolgen, wenn man auf der Seite links auf den Kopf klickt.

Gehört das Weltall nun zu Russland? Zum Feiertag macht auch das Hashtag #КосмосНаш die Runde, übersetzt: "Der Kosmos gehört uns" – in Anlehnung an das vor zwei Jahren in Russland allgegenwärtige "Krim Nasch" nach der Angliederung der ukrainischen Halbinsel in die Russische Föderation.

(auf dem Foto steht: "Danke Jura", eine Koseform von Jurij, "Kosmos Nasch")

Schnauze voll? Ab ins All. Ein lässiger Umgang mit dem Gedenktag.

Zwei russische Symbole in einem Bild: Gagarin als Matrjoschka-Puppe:

Kein Weltall-Feiertag ohne Star Wars: Gagarin hat als Darth Vader getroffen, doch darüber sprechen dürfe er nicht, heißt es in dieser Bildmontage – die Menschheit sei noch nicht bereit dafür.

Putin im All: "Nach weiteren 55 Jahren in den Geschichtsbüchern." Eine Anspielung auf den derzeit in Russland betriebenen Putin-Kult, sowie der Neigung des Kreml, historische Fakten nach den eigenen Interessen zurecht zu biegen.

Trotz festlicher Stimmung gibt es am Tag der Kosmonauten auch Kritik: "Jura, wir haben alles vergeudet." Eine Anspielung, die auf den Untergang des Sowjetimperiums verstanden werden kann, ebenso wie auf die längst vergangenen Glanzzeiten der russischen Raumfahrt.

Dennoch träumen junge Russen auch heute noch davon, einmal als Kosmonaut ins All zu fliegen. So wie ihr Idol: Jurij Gagarin.