Du hast deine Ausbildung oder dein Studium abgeschlossen. Endlich. Das jahrelange Lernen, Plagen und Quälen hat ein Ende und es hat sich ausgezahlt: Du hast deinen ersten richtigen Job. Doch nach ein paar Tagen stellst du fest, dass es nicht läuft, wie geplant. Statt die Karriereleiter zu erklimmen, kriegst du im Büro keinen Fuß auf den Boden.

Kein Sorge: Jeder Jobanfang ist schwer und gegen Krisen kannst du etwas tun.

1. Der erste Tag

Die Krise: An deinem ersten Arbeitstag stehst du vor zwei Problemen. Erstens stellst du fest, dass du falsch angezogen bist. Zweitens hast du schon jetzt keinen Schimmer mehr, wie die 1.001 neuen Kolleg*innen heißen. Einen guten ersten Eindruck hast du also schon mal nicht hinterlassen.

Die Lösung: Im Zweifel solltest du dich an deinem ersten Tag immer eher eine Spur schicker anziehen. Wenn du absolut keine Ahnung hast, wie die Leute bei deiner Arbeit sich kleiden, weil du beim Vorstellungsgespräch zu aufgeregt warst, auf deine Umgebung zu achten: Ein gestreiftes Shirt in gedeckten Farben und eine dunkle Hose sind für deinen ersten Tag in den meisten Bürojobs eine gute Wahl. Vor Ort zeigt sich dann, ob du mit dem

Der Teufel trägt Prada-Cast zusammenarbeitest oder doch eher mit der

IT-Crowd.

Was die Namensschwäche betrifft: So gut wie alle Start-ups haben hippe Über-uns-Seiten, in denen alle Mitarbeiter*innen mit Fotos vorgestellt werden. Konservativere Unternehmen verwenden Telefonlisten, viele auch mit Fotos. Daran kann man sich buchstäblich klammern, wenn man nach zwei Sekunden vergessen hat, wie der*die Zimmernachbar*in noch mal heißt.

2. Die neuen Aufgaben

Die Krise: Mit viel Glück bekommst du so etwas wie ein Einführungsgespräch, bei dem noch einmal gesagt wird, wie froh man ist, dich im Unternehmen zu haben. Wenn du Pech hast, wirst du nach einem "Guten Morgen!" an einen Schreibtisch gesetzt. In beiden Fällen wirst du erst mal in jeder E-Mail in CC gesetzt, die irgendwie mit dir zu tun haben könnte, und sollst dich "mal reinsetzen" in allerlei Meetings. Die Folge: Während deine Kolleg*innen alle fleißig arbeiten, sitzt du da wie Mr. Bean und hast das Gefühl, dass du Ziele erreichen sollst, ohne den Weg dorthin auch nur erahnen zu können.

Die Lösung: Dein neues Sternzeichen ist das Fragezeichen. Wenn du in Meetings über Begriffe, Termine oder Strategien stolperst, die du nicht kennst: Frag nach. Wenn du nach dem Lesen einer E-Mail nicht genau weißt, was deine Aufgabe ist: Frag nach. Als Frischling hast du nämlich zwei Privilegien: Erstens kannst du jede noch so bescheuerte Frage stellen und dich immer darauf berufen, dass du nur sichergehen willst, dass du es richtig machst.

Zweitens – und das wird gerne übersehen - hast du Zeit, jede E-Mail zu lesen, die du bekommst. Spätestens nach einem Monat wirst du so sehr in Prozessen und Alltagskram eingebunden sein, dass du nur noch E-Mails liest, auf deren Inhalt du wartest. Reine FIY-Mails löschst du dann fast automatisch. Als neue*r Mitarbeiter*in kannst du aber jedes Konzept, jede Ideensammlung und jedes Protokoll lesen. Das mag wie Beschäftigungstherapie wirken, aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem du mit diesem Wissen trumpfen kannst. Und wenn es nur dann ist, wenn der*die nächste neue Mitarbeiter*in eine Frage dazu stellt.

3. Die neuen Kolleg*innen

Die Krise: Dank des Telefonlisten-Tipps kriegst du es jetzt fast immer hin, Anne von Bärbel und Martin von Alex zu unterscheiden. Aber wie sollst du damit umgehen, dass Anne und Martin kein Wort miteinander reden, Bärbel dich behandelt als wärst du Luft und Alex offen feindselig ist, wenn du einen Vorschlag machst? Du warst doch so ein Ass in deiner Ausbildung oder deinem Studium! Warum wissen die dich nicht zu schätzen?

Die Lösung: Um es schonungslos zu sagen: Deine Arbeitskolleg*innen schätzen dich nicht, weil du noch nichts geleistet hast. Deine tollen Noten gelten hier nichts, weil sich Ausbildung zu Arbeitswelt verhält wie ein Portugiesischkurs zur Brasilienrundreise: Es hilft dir irgendwie, aber wirklich nützlich sind andere Dinge. Etwa sich herauszuhalten aus Bürozwistigkeiten. "Ich bin erst so kurz da, ich kann zu ihm*ihr gar nichts sagen!", ist ein tolles Argument für und gegen jede Person im Unternehmen und erspart dir, in Intrigen hineingezogen zu werden.

Und was jene Menschen angeht, die von Anfang an etwas gegen dich zu haben scheinen: Dahinter kann eine tief liegende Verunsicherung stecken, weil du als Jungspund alles verändern könntest, oder aber eine generelle Unzufriedenheit mit dem eigenen Arbeitsplatz, die sich an dir und deiner Anfangsmotivation entlädt. Oder die Person hasst einfach Menschen, die gestreifte T-Shirts tragen. Was es auch ist: Das einzig verlässliche Gegenmittel ist konstante Höflichkeit von deiner Seite gepaart mit der Tatsache, dass die Leute sich irgendwann an dich gewöhnen.

4. Deine alten Freund*innen

Die Krise: Seit du deinen neuen Job hast, siehst du deine Freund*innen kaum. Kommst du nämlich abends nach Hause, hast du gerade mal Kraft, auf die Couch zu kriechen und in der Mitte einer Folge deiner Lieblingsserie einzuschlafen.

Die Lösung: Der erste Monat in einem neuen Job ist Schonfrist für Freund*innen-Gemeckere à la "Du hast nie Zeit für mich". In den ersten paar Wochen werden dich die Umstellung auf einen geregelten Arbeitstag und die damit verbundenen neuen Eindrücke komplett fertigmachen.

Damit du aber nicht komplett vereinsamst, hilft es danach nur, Feuer mit Feuer zu bekämpfen. Dein Kalender geht über vor beruflichen Terminen? Die Lösung sind noch mehr Termine. In diesem Fall aber private. Ein Stammtisch klingt erst mal so cool wie Hähnchenfrikassee, aber ein fixer Termin mit Freund*innen oder für dich selbst alle zwei Wochen hilft dabei, dass aus deinen Freunden keine Lass-mal-bald-wieder-was-machen-Leute werden, die du nur alle paar Monate siehst.

5. Dein neues Gedankenkarussell

Die Krise: Hab ich die Antwort wirklich an alle geschickt, die es betrifft? Warum war ich in diesem Meeting nicht schlagfertiger? Ich hab keine Ahnung, wie ich dieses Projekt überhaupt anfangen soll! So und ähnlich drehen sich die Gedanken in deinem Kopf. Entweder lassen sie dich nicht einschlafen oder wecken dich frühmorgens auf. An besonders schlimmen Tagen schieben sie sich über die Gespräche mit anderen Menschen und du erwischst dich dabei, wie du die Präsentation von letzter Woche zum x-ten Mal in deinem Kopf Revue passieren lässt, während deine beste Freundin von ihrem letzten Date erzählt.

Die Lösung: Ein Lösungsansatz für dieses Problem versteckt sich in diesem Artikel selbst: Listen. Es kann dir helfen, deinen Kopf zu leeren, indem du (To-do-)Listen füllst. Statt tausender Dinge, die du ganz dringend noch erledigen musst, weißt du dann, dass es 14 Punkte sind, die in den nächsten zwei Wochen abgearbeitet werden können.

Falls dein Kopf trotz Listenschreiben nicht loskommt von der Arbeit, hilft nur eins: Hobbys. Ob du gerne Modelleisenbahnen baust, Mandalas ausmalst oder für den nächsten Ironman trainierst: Je weiter weg von deinen Arbeitsaufgaben dein Hobby ist, umso besser die Ablenkung. Es kann auch reichen, eine Station eher auszusteigen und den Rest zu Fuß nach Hause zu gehen. Mit jedem zurückgelegten Schritt wird auch das Karussell ein wenig langsamer.
Fazit: Sogar, wenn du deinen absoluten Traumjob findest, wirst du am Anfang erschöpft und überfordert von all den neuen Eindrücken sein. Unsere Tipps helfen dir, ein wenig Kontrolle in die Situation zu bringen und dein Durchhaltevermögen zu stärken. Das macht dich nicht zwingend zum nächsten Steve Jobs, lässt dich aber ein wenig besser schlafen.