Um im Ausland zu studieren, gibt es viele Möglichkeiten. Was aber, wenn nichts Passendes dabei ist oder die Bewerbungsfristen abgelaufen sind? Unser Autor hat alles selbst organisiert.

Ich war spät dran und hatte zwei zwingende Ziele. Erstens: ich wollte in einem afrikanischen Land studieren. Zweitens: mein Englisch verbessern. Wo dann genau, war mir erst einmal egal.

Über Partneruniversitäten hätte ich nach Dar es Salaam in Tansania oder ins südafrikanische Stellenbosch gehen können. Für das offizielle Austauschprogramm war ich aber zu spät. Alle Plätze waren belegt, die Stipendien verteilt. Was also nun?

Zufällig hörte ich von einer weiteren Möglichkeit: ein selbstorganisiertes Auslandssemester. Einfach eine passende Universität auf der Welt suchen, in Kontakt treten und bewerben. Das klang einfach.

Also begann die Suche. Ich suchte mir die Universitäten mit den interessantesten Studienrichtungen in ganz Afrika raus. So einfach war das aber nicht. Nicht immer waren Internetpräsenzen ausfindig zu machen. Gab es sie, dann funktionierten sie teilweise nicht. Funktionierten sie, waren sie oft veraltet. Die Liste wurde also schnell kürzer.

Insgesamt konnte ich fast 50 Universitäten kontaktieren und anfragen ob man bei ihnen für eine Weile studieren könnte.  Allerdings meldeten sich nur fünf zurück. In Mauritius passten dann aber die Semesterzeiten nicht und in Ghana waren die Studiengebühren der Ashesi University zu hoch. Das nordnigerianische Kano wurde immer unsicherer und in Sierra Leone breitete sich Ebola aus. Blieb nur die Sokoine University of Agriculture in Morogoro, Tansania.

Ich konnte mich bewerben. Die Uni ließ mir freie Wahl bei der Fächerauswahl. Eine Freiheit die es bei einem herkömmlichen Studienaustausch selten gibt. Nach einigen Wochen bekam ich auch die Zusage. Ich hatte einen Platz am Insitute for Rural Development sicher. In meiner Heimatuni musste ich lediglich ein Urlaubssemester anmelden und mir bestätigen lassen, dass sie die Leistungen in Tansania anerkennt.

Schnell buchte ich also ein One-Way Ticket. Noch wusste ich nicht, wie lange ich bleiben will. Da sich die Uni aus Morogoro auf Fragen zum Thema Aufenthaltsgenehmigung,  Studiengebühren und anderen wichtigen Dingen anschließend nicht mehr meldete, flog ich mit einem mulmigen Gefühl. Die Studiengebühren waren nicht bezahlt, ich wusste nicht, wo ich schlafen sollte. Und ich hatte nur ein Touristenvisum.

Die ersten Wochen in Morogoro verbrachte ich erst in einem Hotel und dann in einer katholischen Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Das angebotene Gemeinschaftszimmer auf dem Campus war für mich keine Option. Ich kann mich an vieles anpassen. Aber die Wohnheime waren in einem zu heruntergekommenen Zustand. Erst später sollte ich mir ein kleines Haus am Stadtrand mieten.

Die Immatrikulation an der Sokoine Uni war ein totales Chaos. Damit das Auslands Bafög die Studiengebühren bezahlte, brauchte ich eine Immatrikulationsbescheinigung. Die bekam ich aber nur wenn die Studiengebühren verbucht sind und ich eine Aufenthaltsgenehmigung habe. Eine Aufenthaltsgenehmigung bekam ich aber offiziell nur, wenn ich immatrikuliert bin. Es sollte bis zur Abreise ein halbes Jahr später dauern, all diese Dinge über Umwege sortiert zu bekommen. Darum hier ein paar Tipps, die euch dabei helfen können, auf eigene Faust ein Auslandssemester in Afrika zu organisieren. 

Flexibel sein bei der Suche: nicht nur an einer Uni bewerben, da man nicht immer eine Rückmeldung bekommt. Lieber viele Universitäten gleichzeitig kontaktieren und Bewerbungsunterlagen einschicken. Bewerbungsfristen sind zwar zu beachten, sind aber oftmals auch schwammig. Teilweise ist es auch ratsam, die Universitäten per Telefon zu kontaktieren.

Unterkünfte vorher organisieren: Eine Unterkunft sollte besser vor der Abreise organisiert werden, wer sich nicht auf ein Uniwohnheim einlassen kann. Hilfe gibt es zum Beispiel in der Facebook-Gruppe "Reisen in Afrika"

Visafragen vorher klären: Botschaften kontaktieren und vorstellig werden – nicht am Telefon beraten lassen, da dies meist sehr unzuverlässig ist. Visa-und Aufenthaltsangelegenheiten erst im Land zu organisieren ist oftmals auch möglich, aber in der Regel enorm kompliziert und kann richtig teuer werden.

Sprache: Darauf achten, welche Unterrichtssprache verwendet wird. Meist ist es aber Englisch oder Französisch

Für Auslandsbafög bewerben: Auslandsbafög ist auch für Studenten interessant, die in Deutschland keines bekommen. Die meisten Kosten werden übernommen. Es muss aber damit gerechnet werden, sämtliche Kosten vorher aus eigener Tasche zu bezahlen, da es sehr lange dauern kann, bis das Bafög kommt.

Länderinformation: Es ist ratsam, einiges über das Land vorher zu lesen um sich ein Bild zu machen. Worauf muss ich mich einstellen, was muss ich beachten, wie frei kann ich mich in dem Land bewegen. Das Auswärtige Amt hilft.

Eine Auslandskrankenversicherung: Krankenhäuser mit europäischem Standard sind sehr teuer, deshalb ist zur Kostenübernahme eine Versicherung notwendig. Für Notfälle sollte auch ein schneller Rücktransport eingeschlossen sein. Außerdem sollte man über die tropischen Krankheiten der Region informiert sein.

Anpassungsfähigkeit: Bei einem Studium in afrikanischen Ländern sollte man sich darauf einstellen, ganz anderen Alltagssituationen ausgesetzt zu sein. Demut ist hier gefragt. Das Studium ist manchmal straffer und strenger als in Deutschland: Spontane Referate, Hausarbeiten oder Zwischenprüfungen waren in Morogoro an der Tagesordnung.

Zeit nehmen: Vor dem eigentlichen Studienbeginn sollte etwas Zeit zur Eingewöhnung sein. Vor dem Rückflug bietet es sich an, seinen Rucksack zu packen und die Regionen und Nachbarländer erkunden. Es gibt, egal wo, viel zu sehen.

Nach den harten Abschlussprüfungen packte ich meinen Rucksack und reiste durch Tansania, Sambia und MalawiSich aber alles selber zu organisieren kann sehr anstrengend sein, zum Beispiel wenn man nicht weiß wo man schlafen soll oder ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung im Land ist. Man wird ständig auf die Probe gestellt. Aber es ist es definitiv wert.